Man kann nicht nicht kommunizieren
MARKETING & MEDIA Dinko Fejzuli 14.04.2017

Man kann nicht nicht kommunizieren

Auch früher verhielten sich Mitarbeiter von Unter­nehmen dämlich; es gab aber keine Handykameras.

Kommentar ••• Von Dinko Fejzuli

 

ABFLUG. Schreienede Menschen, Sicherheitspersonal, welches einen Passagier durch den Mittelgang eines Flugzeugs schleift, während sich andere Passagiere entweder über das Verhalten der Security empören oder dieser zustimmen. Ereignisse dieser Art wird es auch schon früher gegeben haben, nur hat es eine breite Öffentlichkeit nie erfahren, denn früher gab es weder das Internet als Plattform, über die man diese Neuigkeiten hätte verbreiten können, und es gab schon gar nicht Videokameras in Form von Handies, die stets griffbereit in der Hosentasche waren, um das Geschehen aufzunehmen und es viral zu verbreiten.

Heute gibt es das alles, und als Konsequenz muss sich jedes Unternehmen, das in irgend­einer Form mit der Öffentlichkeit kommuniziert, bewusst sein, dass nichts, was seine Mitarbeiter in der Öffentlichkeit tun, dieser verborgen bleibt, sondern eben sehr schnell und zwar global, öffentlich bekannt werden kann.
Leidvoll erfährt dies gerade United Airlines – schon wieder muss man ‚leider' sagen. Denn es ist nicht das erste Desaster PR-technischer Natur, welches sich United selbst zufügt.
Wenige Tage zuvor wurde das Unternehmen kritisiert, weil die Fluggesellschaft zwei Teenagern den Einstieg ins Flugzeug verboten hatte. Begründung eins: sie trugen Leggings; Begründung zwei (und die war noch dämlicher als Begründung eins): Bei den Teenagern handle es sich um Angehörige von Mitarbeitern, die verbilligt fliegen, und da gelten besondere Bekleidungsvorschriften, womit sich die Fluglinie quasi ohne fremdes Zutun ein doppeltes PR-Eigentor schoss und diese Doppel-Eigentor-Disziplin beherrscht UA wirklich gut. Denn wie nun bekannt wurde, entschuldigte sich der Airline-Chef zwar öffentlich für das Verhalten der Mitarbeiter, um gleichzeitig aber intern per Mail die Parole „weiter so” auszugeben.
Und jetzt die Überraschung: Natürlich wurde auch dieses interne Mail öffentlich bekannt, oder um es mit Paul Watzlawick zu sagen: „Man kann nicht nicht kommunizieren.”

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