MCÖ Clubabend: „Nachhaltigkeit – Megatrend oder schon Daily Business“
© Günther Langegger
MARKETING & MEDIA Redaktion 19.06.2023

MCÖ Clubabend: „Nachhaltigkeit – Megatrend oder schon Daily Business“

„Die Zeit der Freiwilligkeit ist vorbei, und das ist auch gut so!“.

WIEN. Im  Restaurant des Stadt-Ikeas mitten in Wien traf sich der Marketing Club Österreich zum vergangenen Clubabend und diskutierte über das aktuelle Thema Nachhaltigkeit. Dabei ging es um Freiwilligkeiten und Verordnungen, um den unüberschaubaren Zertifikaten-Zirkus sowie über Greenwashing und Artensterben – was auch die Gemüter teilweise erhitzte. Durch den Abend führte Birgit Schaller der Contentagentur BiSness bzw. der FHWien der WKW.

„Wir befinden uns heute in einem international einzigartigem Flagshipstore“, eröffnete Maimuna Mosser, Country Commercial Manager bei Ikea den Clubabend im Ikea Westbahnhof. Die Besonderheit: Obwohl er ein Vollsortiment-Store ist, ist er völlig autofrei. Was zu Beginn auf Verwunderung oder sogar Ablehnung stieß, entpuppte sich als Erfolg. Die Kunden reisen mit öffentlichen Verkehrsmitteln an, so können jährlich zigtausende Autofahrten eingespart werden, was laut Mosser auch die Stadt Wien in einer Untersuchung schon bestätigt hat. „Auch das Gebäude selbst steht selbstverständlich für Nachhaltigkeit, von Photovoltaikanlagen, über die Bepflanzung, bis zu den Bienen am Dach.“

„Die Klimakrise ist nicht erst seit gestern präsent“
Der Teilnehmer-Mix beim anschließenden Diskussionspanel war divers, eine besonders kritische Stimme erhob Ursula Bittner, Wirtschaftsexpertin bei Greenpeace: „Die Klimakrise ist nicht erst seit gestern präsent, doch endlich ist sie in der Gesellschaft angekommen, die Artenkrise leider noch nicht.“ Dabei wies Bittner darauf hin, dass wir bereits jetzt schon jeden Tag 150 Tier- und Pflanzenarten verlieren. „Die Zeit der Freiwilligkeit ist vorbei, und das ist auch gut so!“ Bittner erwähnt in dem Zusammenhang auch das Greenwashing, dass es fadenscheinig sei, dass jedes Unternehmen grün sei. „Wenn die Unternehmen scheinbar freiwillig schon so viel leisten, warum ist der Aufschrei dann so groß, dass es bald Regulierungen geben wird?“

Hier hakte auch Thomas Schmidt, Studiengangsleiter Marketing & Sales der FHWien der WKW, ein: Die Frage ist, wie wir diesen Dschungel an Nachhaltigkeitsversprechen ehrlich an die Konsumenten kommunizieren können, wir haben dafür nicht eine Stunde Zeit.“ Seiner Meinung nach muss es ein Regelwerk geben, dass die Durchschnitts-Konsument/in versteht, ohne zu verwirren.

„Die Kunden werden immer gescheiter“
Den kritischsten Fragen des Abends musste sich wohl nicht nur an diesem Abend Susan Brunner, Senior Sustainability Manager Mondi Group, stellen: „Die Kunden werden immer gescheiter, stellen immer mehr Fragen.“ Ob sich der Aufwand von ordentlicher Nachhaltigkeitsarbeit lohne, beantwortet sie wie folgt: „Wir haben unseren ersten Nachhaltigkeitsbericht bereits 2007 veröffentlicht, das ist keine Kleinigkeit. Doch er ist auch die Zusammenführung aller Fakten und zeigt, wie unsere Performance im Vorjahr war. Was wiederum einen Impact auf Ratings und Rankings hat.“

Stolz auf seine Leistung zeigte sich auch Paul Kolarik, Geschäftsführer der Luftburg – Kolarik im Prater – das größte Bio Restaurant der Welt. Seit 2019 werden in seinem Restaurant mit 1200 Sitzplätze ausschließlich Speisen und Getränke von biozertifizierten Betrieben serviert. „Bio ist das Versprechen, das wir abgeben ­– möglichst regional. Natürlich sprechen wir damit Familien an, die weniger preissensitiv sind, denen aber auch nicht `wurscht‘ ist, was sie essen.“

„Möbelmiete und Trash Collections“
Das Schlusswort übernahm Florian Thalheimer, Country Sustainability Manager bei Ikea Österreich, und meinte, dass die Forderungen nach Nachhaltigkeit nicht als Bedrohung, sondern als Chance angesehen werden sollten. Er berichtete von wertvollen globalen Ikea-Initiativen wie „Möbelmiete und Trash Collections“ rund um „Recycle, Repair und Repurpose“ und meinte, dass sich Unternehmen andernfalls selbst schaden würden. Denn laut Thalheimer bedeuten schwindende Rohstoffe auch teurere Rohstoffe. „Es gilt Wege zu finden, Produkte nicht nur schön, sondern auch nachhaltig UND leistbar zu machen. Dass es nicht nur Nischenprodukte sind, sondern für jeden!“.

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