••• Von Britta Biron
WIEN. Die (Vor-)Urteile über die Teens & Twens sind zahlreich und oft negativ: faul, ignorant, naiv, unmotiviert und verwöhnt. Das Ergebnis der Ö3-Jugendstudie, für die fast 40.000 junge Österreicher und Österreicherinnen im Alter zwischen 16 und 25 Jahren befragt wurden, zeigt ein differenziertes und vorwiegend positives Bild.
Berufliche Zukunft
Nur knapp ein Drittel träumt von einer Karriere als Blogger, Influencer oder eSportler, die Mehrheit (73%) sieht in einer Lehre eine solide Berufsbasis und diese Ausbildungform im Trend. Ein sicherer Arbeitsplatz (76%) und eine sinnvolle Tätigkeit (75%) haben für die Jugendlichen und jungen Erwachsenen einen deutlich höheren Stellenwert als ein hohes Einkommen (38%.
Neben der Arbeit soll außerdem genug Zeit für andere wichtige Dinge bleiben (66%). Daher sind flexible Arbeitszeiten für die Mehrzahl (59%) ein Muss. Für etwas mehr als die Hälfte (55%) der GenZ ist es aber auch völlig in Ordnung, in der Nacht, am Wochenende oder an Feiertagen zu arbeiten, wenn ihr Beruf dies erfordert. Weitere 28% sind davon zwar nicht begeistert, würden es für ihren Traumberuf aber in Kauf nehmen.
Große Skepsis herrscht unter den Befragten, ob die Schule in ihrer heutigen Form das notwendige Rüstzeug für das spätere Leben vermittelt. 69% glauben, dass die Lehrpläne und die Art des Lernens den Anforderungen nicht mehr gerecht werden. Gerade weil alle Arten von Informationen ständig verfügbar sind, sollte vielmehr gelernt werden, wie diese zu bewerten sind und wie relevante Zusammenhänge erkannt werden können.
Familie & Beziehung
Nur teilweise aufgeschlossener als die älteren Generationen, ist die Einstellung der Jungen zum Thema Beziehung und Familie.
Dass sexuelle Orientierungen und Geschlechteridentitäten frei gelebt werden können, ist für 84% der Umfrageteilnehmer eine Selbstverständlichkeit. Bei anderen Aspekten ist das Weltbild der jungen Österreicher recht traditionell-konservativ.
62% der Befragten sagen, dass Kinder Teil eines gelungenen Lebens sind, und rund die Hälfte denkt, dass Mütter, die kurz nach der Geburt wieder arbeiten gehen, eine Ausnahme bleiben sollten.
Weit oben auf der Liste jener Themen, bei welchen die GenZ dringenden Handlungsbedarf sieht, steht – wenig überraschend – der Klimawandel (77%). Beinahe ebenso weit verbreitet ist die sich daraus ergebende Forderung an die Politik, endlich vernünftige Regeln für nachhaltige Veränderungen festzulegen (68%).
Solange dies nicht passiert, bleibt allerdings auch in der GenZ einiges beim Alten: Neun von zehn wünschen sich ein Eigenheim, zwei Drittel wollen ein Auto mit Verbrennungsmotor kaufen, und 62% sprechen sich gegen weitere Geschwindigkeitsbeschränkungen aus.
Muss sich die GenZ zwischen Political Correctness und Wokeness auf der einen und Cancel Culture auf der anderen Seite entscheiden, spricht sich rund die Hälfte für eine inklusive Sprache und ein engagiertes Auftreten gegen Diskriminierung aus. Die andere Hälfte betont, dass anderen nicht vorgeschrieben werden sollte, was sie sagen und tun sollen.
Politisch interessiert
Das Vorurteil von der Politikverdrossenheit der Jungen bestätigt die Umfrage nicht: Zwei Drittel der Befragen interessieren sich für Politik und politische Prozesse – ein beträchtlicher Anteil, denn die Distanz zwischen der GenZ und der Politik ist groß: Von der Politik vertreten fühlen sich nur 15%. Zu wenig gehört fühlt sich die GenZ auch von den älteren Generationen: Nur 29% der jungen Menschen denken, dass die Älteren für ihre Meinungen und Lösungsansätze aufgeschlossen sind.