ORF zwischen Sparen und Sport-Events
© ORF/Thomas Ramstorfer
ORF-Generaldirektor Roland Weißmann
MARKETING & MEDIA Redaktion 05.09.2025

ORF zwischen Sparen und Sport-Events

ORF-Generaldirektor Roland Weißmann gibt einen Ausblick auf ­Programm und Budgetlage – seine persönliche Zukunft lässt er offen.

Knapp eine Woche vor der ORF-Programmpräsentation, bei der die Highlights für das kommende Jahr vorgestellt werden, lud ORF-Generaldirektor Roland Weißmann heimische Medienjournalistinnen und -journalisten zu einem Hintergrundgespräch. Auf der Agenda standen neben dem Programm – das 2026 von Eurovision Song Contest und Fußballweltmeisterschaft geprägt ist – auch finanzielle und persönliche Themen.

Ein Jahr voller Live-Events
Doch zuerst eine Rückschau auf das bisherige Jahr 2025: Weißmann zeigte sich mit der TV-Performance der ORF-Sender zufrieden, auch die hauseigene Streamingplattform ORF On habe sich in ihrem zweiten Jahr behauptet. Der ORF werde daher den „Weg der digitalen Transformation“ in Richtung Streaming weitergehen, wenngleich Fernsehen nach wie vor wichtig bleibe – vor allem für Live-Events.

Dafür kommt das nächste Jahr mit zwei sportlichen und einem kulturellen Großereignis gelegen: Den Anfang machen die Olympischen Winterspiele im Februar 2026, gefolgt vom Eurovision Song Contest im Mai und der Fußball-Weltmeisterschaft im Juni und Juli des kommenden Jahres. Für alle Fußballfans konnte Weißmann Erfreuliches berichten: Im Rahmen einer erneuten Kooperation mit ServusTV werden alle Spiele der Weltmeisterschaft 2026, und auch der Europameisterschaft 2028, im österreichischen Free-TV zu sehen sein. Weißmann sprach hier von einer „sehr ausgeglichenen Aufteilung“: Der ORF werde, als Rechteinhaber der Weltmeisterschaft, unter anderem das Eröffnungsspiel und das Finale exklusiv zeigen. ServusTV, als Rechteinhaber der Europameisterschaft, überträgt dann das Eröffnungsspiel und das Finale 2028. Die übrigen Spiele werden aufgeteilt.

Fiktion aus Österreich
Auch abgesehen von Sport- und Kulturevents gab der ORF-Generaldirektor einen kleinen Vorgeschmack auf die kommende Programmpräsentation. „Der ORF wird 2026 ein reichhaltiges, fiktionales österreichisches Programm bieten“, betonte Weißmann. So feiert die Kultkrimi-Reihe „Kommissar Rex“, dreißig Jahre nach der ersten Staffel, ein Comeback im ORF. Fortsetzungen wird es auch für die Eigenproduktionen „Biester“ und „School of Champions“ geben. Im Weihnachtsprogramm kommen dann Informations-Fans mit einer „Universum“-Show auf ihre Kosten.

Sparkurs „in der DNA“
Große Ankündigungen, hinter denen auch große Kosten stecken: Angesprochen auf die wirtschaftliche Lage des ORF und dem Status quo beim Sparkurs erklärte Weißmann: „Das Sparen ist mittlerweile fast schon in der DNA des ORF und seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verankert.“ Mit der Haushaltsabgabe habe man eine „nachhaltige, wenn auch nicht üppige Finanzierung“ für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk auf die Beine gestellt. Daher gelte es in den kommenden Jahren den strikten Sparkurs – der ORF musste, abzüglich der Haushaltsabgabe, in den Jahren 2023 bis 2026 rund 325 Mio. € einsparen – beizubehalten; vor allem angesichts der Nicht-Valorisierung der Haushaltsabgabe bis 2029.

Programmpalette erhalten
Für die Jahre 2027 bis 2029 ergebe sich daher ein voraussichtlicher Sparbedarf von 130 bis 140 Mio. €. Dieser soll zu etwa zwei Drittel aus Einsparungen bei Programm- und Sachkosten gedeckt werden, und zu etwa einem Drittel aus Einsparungen bei Personalkosten. Bezüglich des „Handshake“-Programms, das das Ausscheiden aus dem Unternehmen erleichtern und so Kosten einsparen soll, sagte Weißmann „Das Programm wird im Haus angenommen, potenziell könnte es aber noch mehr angenommen werden.“ Trotzdem gelte es, einen „Brain-Drain“ – also die Abwanderung von qualifizierten Arbeitskräften – zu verhindern,

Grundsätzlich gebe es beim Sparen für Weißmann zwei Vorgaben: Die ORF-Programmpalette weiterhin aufrechtzuerhalten und die Sparnotwendigkeiten umzusetzen. „Dazu müssen alle Schritte gesetzt werden die dafür notwendig sind“, betonte Weißmann und verwies darauf, dass dies auch von Faktoren wie der Entwicklung der Konjunktur und der Werbung abhängt. „Idealerweise sparen wir so, dass das Publikum wenig davon merkt“, fasste der Generaldirektor das Ziel zusammen.

Eine weitere Periode?
Wie es für Weißmann persönlich im ORF weitergehen wird, wollte er auch nach mehrmaligem Nachfragen nicht preisgeben: „Eine Geschäftsführungsperiode dauert fünf Jahre, also bleibt noch ein Jahr oder 20 Prozent offen“, so Weißmann. Der ORF stehe vor einigen Herausforderungen, daher sei es zu früh, jetzt schon an die Generaldirektor-Wahl im Sommer 2026 zu denken. „Die Zeit ist noch nicht gekommen, jetzt schon Wahlkampf zu führen. Es gibt noch genug zu tun“, betonte Weißmann und verwies dabei neben den finanziellen Herausforderungen auch auf die Programmhighlights des nächsten Jahres.

„Ich werde zu gegebener Zeit in mich gehen und das dann auch kundtun. Aber angesichts der Herausforderungen wäre es verfrüht, hier Wahlkampf zu führen“, unterstrich Weißmann. Wann die „gegebene Zeit“ sein werde, da wollte sich der Generaldirekor nicht festlegen. Jedenfalls: „Wenn ein Großteil der kommenden Arbeit für das Jahr 2026 umgesetzt ist – und idealerweise positiv funktioniert hat.“

Mammutprojekt vor Abschluss
Ein großes Projekt, das noch in der aktuellen Geschäftsführungsperiode von Weißmann sein Ende finden wird, ist der Umbau des ORF-Zentrums. 2012 begannen die Renovierung, gebaut wird schließlich seit 2014. Mit Jahresende 2025 soll das Projekt „Medienstandort“ abgeschlossen werden, abgesehen von nachgelagerten Instandhaltungsmaßnahmen. Ursprünglich war ein Budget  von 303 Mio. € veranschlagt, letztlich sollen es dann unter 290 Mio. € werden. Bezüglich der Sicherheit des ORF-Zentrums – jüngst Thema, nachdem bei einer Protestaktion Pro-Palästina-Demonstranten in das ORF-Zentrum eingedrungen waren – erklärte Weißmann, das „hausinterne Sicherheitsmaßnahmen künftig strenger gehandhabt werden“ würden.

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