MENLO PARK/CHRISTCHRUCH. Das brutale Video des Anschlags auf zwei Moscheen in Neuseeland ist schwer aus dem Netz zu bekommen. Der Fall zeigt, wie schwierig es ist, die Verbreitung solcher gewaltverherrlichenden Videos im Internet zu kontrollieren. Ursprünglich waren die Unternehmen darauf angewiesen, dass sie auf Videos dieser Art hingewiesen werden. Inzwischen setzt sie auch Software ein, um Kinderpornografie oder Gewalt zu erkennen, aber auch, um Datenbanken für Fotos und Videos anzulegen, die bereits entdeckt wurden. Darin wird eine Art digitaler Fingerabdruck der Dateien gespeichert. Das Ziel ist, sie bei einem erneuten Hochladen sofort wiederzuerkennen und zu entfernen.
Neu auftauchende Kopien
Im Fall von Christchurch löschte Facebook das 17-minütige Video nach einem Hinweis der Polizei. Davor hatten Nutzer schon Mitschnitte gemacht und sie z.B. auf YouTube geladen. Die Dienste hatten Probleme, die immer wieder neu auftauchenden Kopien zu entfernen. Nach eigenen Angaben entfernte Facebook allein in den ersten 24 Stunden nach dem Anschlag 1,5 Mio. Videos mit Darstellungen des Anschlags.
Es wird wohl nicht möglich sein, das Video grundsätzlich aus dem Netz zu verbannen. Aus Sicht von Kritikern unternehmen die US-Konzerne zu wenig. Tatsächlich wird die Kontrolle oft auf Subunternehmer ausgelagert, die Leute zu Billiglöhnen in ärmeren Ländern beschäftigen. Ein Zentrum davon ist Manila, die Hauptstadt der Philippinen.
Dort sind viele Tausend „Cleaner” von früh bis spät damit beschäftigt, Dreck aus dem Internet zu entfernen. Auch dieser Fall zeigt, dass es schier unmöglich ist, die Masse ständig neu geteilter Inhalte von Menschen kontrollieren zu lassen. Facebook ist aber noch nicht so weit, dies komplett einer Software zu überlassen; ein Problem dürfte sein, dass Algorithmen immer noch ausgetrickst werden können – zum Beispiel wenn man Änderungen an den Bildern vornimmt.
Christchurch zeigt die aktuellen Defizite der Online-Plattformen und könnte die Politik zum Handeln anregen. Der türkische Präsident Erdogan zeigte das Mord-Video von Christchurch außerdem öffentlich und unzensiert auf Großleinwand. (red)