Präsenz ist keine Gabe

WIEN. Oft höre ich: „Du hast so eine Präsenz auf der Bühne, das ist bestimmt ein Talent.“ Meine Antwort ist immer die gleiche: Nein, Präsenz ist keine Gabe  – sie ist eine bewusste Ent­scheidung, und vor allem erlernbar.

Wirkung im Auftritt
Seit vielen Jahren moderiere ich Veranstaltungen. Immer wieder sehe ich, dass Inhalte gut vorbereitet sind, aber die Botschaft nicht ankommt. Warum? Weil Wirkung nicht nur im Text liegt, sondern im Auftritt. „We will forget what they said, but we will never forget how they made us feel.“ Dieses Zitat bringt für mich den Kern auf den Punkt: Es geht nicht darum, jedes Wort perfekt zu setzen, sondern darum, welche Emotionen wir transportieren.

Authentizität macht stark
Wir senden ständig Signale – durch Körperhaltung, Stimme, Kleidung, Blickkontakt. Unser Publikum nimmt diese Signale schneller wahr, als wir denken. In Sekunden ist entschieden, ob Menschen uns zuhören wollen oder nicht.
Viele glauben, Bühnenpräsenz sei angeboren oder nur mit perfekter Rhetorik erreichbar. Meine Erfahrung zeigt: Das Gegenteil ist der Fall. Menschen wirken am stärksten, wenn sie klar, authentisch und nahbar sind – nicht, wenn sie fehlerfrei sind.

Spürbare Begeisterung
Für mich bedeutet Präsenz allen voran, im Moment zu sein. Oft beschäftigen wir uns so sehr mit uns selbst – mit unserer Nervosität oder schon mit dem nächsten Satz – dass wir gar nicht richtig bei den Menschen sind, die uns zuhören. Doch Begeisterung ist spürbar. Aber Unsicherheit ebenso. Wer mit Freude auf die Bühne geht, wirkt automatisch stärker.

Kleine Dinge, große Wirkung
Das „sich-selbst-bewusst-Sein“ ist hier der Schlüssel. Wenn ich weiß, warum ich auftrete und was ich mitgeben möchte, tue ich dies mit Selbstbewusstsein. Und es braucht keine großen Tricks: Schon kleine Stellschrauben wie Atmung, Haltung oder Stand können sofort etwas verändern.

Ein Teil der Botschaft
Am Ende geht es weniger um Technik als um Haltung. In einer Branche, in der Kommunikation unser wichtigstes Kapital ist, dürfen wir den eigenen Auftritt nicht dem Zufall überlassen. Wir investieren sehr viel Energie, um Botschaften und Marken aufzubauen. Doch sobald wir vor anderen Menschen sprechen, sind wir selbst Teil dieser Botschaft.