„Print ist immer noch unser Kerngeschäft”
© Martina Berger
MARKETING & MEDIA Redaktion 21.06.2024

„Print ist immer noch unser Kerngeschäft”

Gerhard Riedler, Geschäftsführer RMA Wien, über seine Pläne als nun auch Verantwortlicher für die RMA NÖ.

••• Von Elisabeth Schmoller-Schmidbauer/Dinko Fejzuli

Seit Juni ist Gerhard Riedler Geschäftsführer der RegionalMedien Niederösterreich – zusätzlich zu seiner Funktion als Geschäftsführer der RegionalMedien Wien, die er seit 2020 innehat. Allein in Niederösterreich verantwortet er damit mehr als 20 Geschäftsstellen und über 25 Zeitungsausgaben mit einer aktuellen Reichweite von 1,108 Mio. Lesern (MA 2023, CrossMediaReach).

Die Entscheidung, Riedler als Geschäftsführer zu bestellen, sei nahegelegen, wie er sagt. „Es hat sich aufgrund der vielen Überschneidungen einfach angeboten. So können bestehende Synergien gut genutzt werden.” Doch trotz aller Bescheidenheit: Riedler bringt ein breites Portfolio an Erfahrung mit für diese Aufgabe. So war er 2004 bis 2013 Chef der RTL-Vermarktungstochter IP Österreich, bevor er Geschäftsführer der MediaPrint und Krone Multimedia wurde.
2018 wechselte er als Global Head of Media Sales zum Red Bull Media House und kam im Juni 2020 als Geschäftsführer zu den RegionalMedien Wien, wo er nun eben auch die Geschäftsführung Niederösterreich übernimmt. „Und obwohl ich natürlich angetreten bin, um den Stand der Dinge noch einmal zu verbessern – denn das will man ja immer –, habe ich in erster Linie eine unglaublich solide und mit einem sehr großen Naheverhältnis zu allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern geführte Organisation vorgefunden”, betont der Neo-Geschäftsführer im medianet-Gespräch. „Und ich habe auch gleich gemerkt: Niederösterreich ist wirklich sehr groß.”
Denn Riedler besucht zunächst einmal alle Geschäftsstellen, um deren Mitarbeiter kennenzulernen und sich einen Überblickt über den Markt zu verschaffen. Sein Ziel ist es, ähnlich wie bereits in Wien, vorhandene Potenziale zu nutzen. „Wobei der Wiener Markt insofern schwieriger ist, weil wir ein besonderes Konkurrenzumfeld haben, das man so in den Bundesländern nicht hat.”
Sowohl in wirtschaftlicher Hinsicht, aber auch hinsichtlich der Zeitung als Identifikationsinstanz: „Der Tullner fühlt sich nun einmal mehr als Tullner, als der Penzinger sich als Penzinger fühlt – hier fühlt man sich vor allem einmal als Wiener.”
Und dennoch: Die Wiener Bezirkszeitung funktioniert, was nicht zuletzt auch mit den Änderungen zusammenhängt, die Riedler in den vergangen Jahren implementiert hat.
„Wir haben sehr viel in die digitale Transformation gesteckt”, erzählt er. „Mittlerweile haben wir einen Newsdesk, wo unsere MeinBezirk-Seite fast rund um die Uhr betreut wird. Da gibt es von sechs bis 22.30 Uhr und auch am Wochenende einen regen Austausch, und die Seite wird mit sehr, sehr vielen neuen und aktuellen Infos versorgt.” Neben dem starken digitalen Wachstum konnte Gerhard Riedler außerdem sowohl Print-reichweiten als auch Printumsätze in Wien halten – etwas, das ihn besonders freut, sagt er: „Ich bin wirklich sehr froh darüber, dass es uns gelingt, diesen Printmarkt in Wien derart gut zu halten und dass wir hier so gut unterwegs sind.”

„Nähe zu Lesern und Kunden”

Die große Stärke der Regionalmedien sieht Riedler vor allem in der Kleinteiligkeit des Unternehmens und der damit verbundenen Nähe zwischen Leser, Redakteur, Kunde und Verkäufer. „Die erfolgreichsten Verkäufer und die besten Redakteure, die wir haben, sind diejenigen, die lange in einem Bezirk sind, die dort verankert sind, die man dort kennt und die auf der Straße von Lesern und Kunden angesprochen werden.” Und natürlich bieten die Regionalmedien ihren Kunden eine große Reichweite. „Wobei man hier im Verkauf drei Ebenen unterscheidet: Wir haben den nationalen Key Account, der national Werbung verkauft und schaltet, den lokalen Key Account für die großen Kunden im Bundesland und die unterste Ebene – die aber genauso wichtig ist hinsichtlich der Einnahmen, wie die zwei Ebenen darüber – und das ist der lokale Verkauf.”

Werbung leistbar für alle

Kunden können damit also maßgeschneidert entweder lokal, landesweit oder bundesweit Werbung inserieren. Und gerade der lokale Verkauf sei für die angesiedelten Klein- und Mittelbetriebe interessant: „Denn wirklich jeder kleinere oder mittlere Betrieb kann es sich leisten, in ein oder zwei Bezirken zu inserieren – und sollte das auch, um eine gewisse Bekanntheit zu erlangen und werbliche Ziele zu erreichen.” Vom Kebab-Stand-Betreiber bis zur Bäckereibetreiber finden sich auch entsprechend vielfältige Unternehmen und Sparten unter den Kunden der Regionalmedien.

„Kerngeschäft ist Print”

Was das Verhältnis von Print- und Online-Werbung betrifft, peilt Riedler zehn Prozent digitalen Umsatz an. „Da bewegen wir uns auch hin, da sind wir stark am Wachsen. Es entspricht auch der Entwicklung bei anderen Medienhäusern, dass der digitale Umsatz nicht mit dem Printumsatz mithält und dass Print in Wahrheit zumindest jetzt noch das Kerngeschäft ist.” Prinzipiell, da ist Gerhard Riedler überzeugt, gehen die Regionalmedien mit ihrem Print- und Online-Auftritt jedoch den richtigen Weg. Ein Grund, warum für ihn eine Erweiterung des Regionalmedien-Portfolios durch einen TV-Sender nicht infrage käme, denn: „Da sind schon viele andere daran gescheitert, daher würde ich auf keinen Fall noch einen TV-Sender in die Landschaft setzen.” Wobei auch die Regionalmedien Bewegtbild erzeugen, allerdings in den Videoredaktionen für MeinBezirk.at. „Und wir stecken da schon sehr, sehr viel Energie rein”, meint Riedler. „Es ist sinnlos, mit einem linearen Sender gegen die etablierten TV-Anbieter anzutreten.”

Gratiszeitung als Zukunft

Was die Zukunft des Zeitungsmarkt betrifft, glaubt Gerhard Riedler fest an das Modell der Regionalmedien als Gratiszeitung: „Ich bin überzeugt davon, dass diese wöchentliche Gratiszeitung etwas ist, was auch in Zukunft erfolgreich sein kann. Das bezahlte Zeitungsabo wird es immer schwieriger haben. Das ist einfach ein Auslaufmodell, sofern man es nicht schafft, zu einem finanzierbaren Nischenprodukt zu werden.” Denn der Leser fragt sich natürlich zu Recht, warum er für etwas zahlen sollte, was er anderswo unentgeltlich lesen kann. „Vor allem die junge, nachkommende Generation kann man damit nicht mehr locken – wir müssen davon ausgehen, dass es in Zukunft weitaus weniger zahlende Abonnenten geben wird”, meint Riedler. „Damit muss man als Medienkonzern einfach umgehen und man muss lernen, trotzdem noch ordentlich produzieren zu können.”

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