Kommentar ••• Von Dinko Fejzuli
FAKTEN. Hanns Joachim „Hajo” Friedrichs, am Ende seiner journalistischen Karriere Moderator der ARD-„Tagesthemen”, war so etwas wie der Robert Hochner Deutschlands – ein hoch anerkannter Journalist, von dem auch eines der berühmtesten Zitate stammt, wenn es darum geht, unsere eigene Position als Journalisten zu definieren.
Auf die Frage, ob es ihn gestört habe, dass er als Moderator ständig „den Tod” habe präsentieren müssen, antwortete er unter anderem: „Nee, das hat mich nie gestört. Solche Skrupel sind mir fremd. Also, wer das nicht will, wer die Seele der Welt nicht zeigen will, in welcher Form auch immer, der wird als Journalist zeitlebens seine Schwierigkeiten haben.” Und aus der selben Antwort stammt auch sein berühmtestes Zitat, als er dann meinte, was er in seiner Zeit bei der BBC gelernt habe, nämlich: „Distanz halten, sich nicht gemein machen mit einer Sache, auch nicht mit einer guten, nicht in öffentliche Betroffenheit versinken, im Umgang mit Katastrophen cool bleiben, ohne kalt zu sein.” Warum ich das hier erwähne? Weil viele nur einen Teil des „gemein machen-Zitats” erwähnen, und dieses geht eben viel weiter und es wäre gerade jetzt so wichtig.
Menschliche Ehrlichkeit statt hohle Phrasen
Und ich erlaube mir hier die Interpretation, dass sich dieses nicht gemein machen mit einer Sache auch bedeutet, auf so wichtige Fragen – wie etwa kürzlich die nach den Verantwortlichen des Bombardements eines Krankenhauses in Gaza und den Versuch, es als Journalist einzuordnen, wer daran schuld sei, ohne eindeutige Indizien oder gar Beweise zu haben –, diese Zuordnung einfach unterlässt und sagt: „Ich weiß es nicht, wir wissen es derzeit nicht, ob es die eine oder die andere Seite war”, statt folgenreich zu spekulieren.
Es würde übrigens auch Politikern gut zu Gesicht stehen, manchmal auf Interviewfragen statt hohle Phrasen zu dreschen, um irgendwas zu sagen, auch mal ehrlich zuzugeben, dass man auf diese Frage eben derzeit keine Antwort habe.
Das wäre nicht feig, sondern einfach nur menschlich.