Storytelling gegen Mathephobie
MARKETING & MEDIA Redaktion 02.02.2024

Storytelling gegen Mathephobie

Privatkonkurse bei jungen Menschen steigen drastisch an. Ein Therapievorschlag.

Leitartikel ••• Von Sabine Bretschneider

 

KURVENDISKUSSION. Ein alter Mathewitz: Katzen haben neun Schwänze. Warum? Keine Katze hat acht Schwänze. Eine Katze hat einen Schwanz mehr als keine Katze. Ergo: 8 + 1 = 9. Nun, der Witz hat, zusätzlich zu den Katzenschwänzen, auch einen langen Bart. Aber so banal ist er nicht. Ohne bizarre mathematische Beweisführung gäbe es keine Stringtheorie und ohne Stringtheorie eigentlich gar keine halbwegs „stringente” Kandidatin für eine Theorie, die die Welt erklärt. Auch kein Drama, möchte man meinen. Denn: Wozu brauchen wir das?

Nun, wer nichts weiß, muss alles glauben, wie die Science Busters seit Jahren mit großem Erfolg, wenn auch ohne nachhaltige Wirkkraft, propagieren. Die Bedeutung der Mathematik wird nicht nur hierzulande so verzerrt erzählt wie die Mercator-Projektion die Erdoberfläche abbildet. Zuletzt kursierte der Begriff „Voodoo-Mathematik” in den Kollektivvertragsverhandlungen. Gleich doppelt negativ besetzt, dachte sich, bauernschlau, der Chefverhandler für Arbeitnehmer in der Metallindustrie.
Dabei ergeben sich aus mangelnden Mathematikkenntnissen gravierende tagtägliche Probleme. Etwa beim Berechnen der Konsequenzen steigender Kreditzinsen beim variablen Wohnkredit. Oder beim Aktieninvestment. Bricht Ihr Portfolio um 50 Prozent ein, werden aus 10.000 Euro 5.000. Wollen Sie den Verlust kompensieren, brauchen Sie ein Plus von 100 Prozent.
Aktuell ließ ein Bericht des KSV aufhorchen: Die Zahl der Privatinsolvenzen bei jungen Menschen steigt drastisch (siehe auch S. 50). Die Ursachen sind vielfältig, einen gemeinsamen Nenner bildet mangelndes Finanzwissen. Oft, so die Schuldnerberater, ist es die simple Addition der monatliche Belastungen, die manchem ein Licht aufgehen lässt. Nicht wegen einer Rechenschwäche, sondern wegen eines tiefsitzenden Widerwillens. Mathematik solle nicht abstrahieren, sondern Geschichten erzählen, sagt Mathematiker Rudolf Taschner. Fazit: Mehr Storytelling, mehr Marketing für die Mathematik. Dann gibts mehr finanzielle Abenteuer mit Happyend.

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