••• Von Nadja Riahi
WIEN. Vor einem Monat erhöhte der Streaming-Anbieter Netflix seine monatlichen Abo-Preise in Österreich, Deutschland und der Schweiz. Zuvor hat der Anbieter die teureren Varianten in den USA und in Großbritannien getestet. medianet sprach mit Gabriel Mohr, Manager bei dem Beratungshaus Arthur D. Little, über die Auswirkungen eines solchen Preisanstiegs, aktuelle Trends und die Zukunft des On-Demand-Streamings.
Teureres Streaming-Erlebnis
„In manchen Regionen gibt es auf einem Netflix-Konto eine doppelte oder sogar dreifache Nutzung. Netflix möchte mit der Preiserhöhung für die Verluste in diesen Ländern kompensieren”, erklärt Mohr den Grund für die teureren Abos.
Bisher hat es für den Streaming-Anbieter noch keine finanziellen Einbußen gegeben: Seine Kunden sind bereit, für das breite Produktportfolio ein oder auch zwei Euro mehr zu bezahlen. „Die Zukunft ist nun mal On Demand. Jeder möchte die Freiheit haben, an jedem Ort und zu jeder Uhrzeit den gewünschten Content zu konsumieren. Diesem Bedürfnis kommt lineares Fernsehen mit seinen archivierten Inhalten nicht nach”, sagt der Manager.
Ein großer Kuchen
Der Anbieter Netflix habe in seiner Art und mit seiner Technologie hier eine Vorreiterrolle: „Der große USP liegt bei Streaming- Plattformen in der User Experience. Durch das Suchen und die Empfehlung von Inhalten kommen wir möglichst schnell zu dem, was wir sehen wollen. Außerdem können wir zwischen unterschiedlichen Devices switchen. Diese Komponenten erhöhen auch die Bereitschaft der Konsumenten, gewisse Preise zu zahlen”, so Mohr.
Neben Netflix gibt es noch andere Anbieter wie Amazon Prime, Sky X und Maxdome, die sich im Streaming-Pool tummeln. Gleichzeitig planen Disney und Warner Brothers einen eigenen Streaming Dienst. Es stellt sich die Frage, ob zusätzliche Streaming-Anbieter überhaupt sinnvoll sind, oder ob sie nur den Markt übersättigen. „Jeder versucht, ein Stück vom Kuchen zu bekommen. Die Anbieter merken, dass das Nutzungsverhalten steigt, und versuchen, sich mit einer neuen eigenen Plattform am Markt zu positionieren”, sagt Mohr.
Nutzung mehrerer Accounts
Gleichzeitig werde auch getestet, wo das Limit ist. Wie viele Plattformen ist der Endkunde bereit zu zahlen? Dabei liegt der ARPU, der Average Revenue per User, bei 40 € pro Monat. In Amerika sind es 30% der Netflix User, die noch ein weiteres Streaming-Abo haben. „Zusätzlich zu dem Kostenfaktor stellt sich die Frage des Komforts. Wenn ein User zwischen vier unterschiedlichen Accounts hin und her switcht, kann er leicht den Überblick verlieren”, so Mohr.
Binge Watching ade
Der Ursprungsgedanke bei Streaming-Anbietern wie Netflix lag unter anderem auch darin, an einem Tag die ganze Staffel einer Serie zu veröffentlichen. Mittlerweile kooperieren Streaming-Dienste auch mit Sendern wie CW oder Freeform und zeigen wöchentlich 24 Stunden zeitversetzt je eine neue Episode.
„Für die Anbieter ist es insofern ein Vorteil, als dass sie ihren Content peu à peu veröffentlichen. Sie sparen Geld, während ihre Kunden ihnen treu bleiben”, so Mohr. Auch im Schauveralten hat sich in den letzten Jahren einiges verändert. „Die Konsumenten gehen immer weiter weg von dem sogenannten Binge Watching, dem Schauen mehrerer Episoden einer Serie am Stück. Das liegt teilweise auch daran, dass die Aufmerksamkeit schwindet”, erklärt Mohr.
Streaming der Zukunft
Der Grund für die geringere Aufmerksamkeitsspanne der Zuschauer liege darin, dass Second Screening immer mehr zunimmt. Der Begriff beschreibt die Nutzung eines zweiten Bildschirms parallel zum Fernsehprogramm.
Wie wird die Zukunft im On Demand Streaming-Bereich aussehen? Der Trend geht Gabriel Mohr zufolge in Richtung Flexibilität und Mobilität. Große Smartphone-Bildschirme erleichtern das Konsumieren von Bewegtbild-Inhalten. „Die Anbieter werden auch stärker mit Künstlicher Intelligenz arbeiten. Das bedeutet Augmented und Virtual Reality. Auch neue Formen von Content, wie eSports und eGames, werden in Zukunft ein größeres Thema sein. Es bleibt spannend, wie sich die Streamingwelt entwickeln wird”, sagt Mohr abschließend.