„Teil unserer DNA”
© Heimat Wien (2)
Für Toleranz Alex Hofmann und Markus ­Wieser von Heimat Wien: „Haben nur ­positives Feedback be­kommen.”
MARKETING & MEDIA Redaktion 17.05.2024

„Teil unserer DNA”

Die Kreativagentur Heimat Wien setzt aus Eigenantrieb und aus Prinzip ein Zeichen für mehr Miteinander.

••• Von Elisabeth Schmoller-Schmidbauer

WIEN. Mit ihrer Mai-Strich-Aktion setzte die Kreativagentur Heimat Wien kürzlich ein klares Zeichen gegen religiösen Hass. Markus Wieser, Agenturgründer, und sein Partner Alex Hofmann im medianet-Interview über Antisemitismus, soziale Verantwortung und die Möglichkeiten einer Kreativagentur, Stellung zu beziehen.

medianet:
Sehen Sie sich als Kreativagentur sozialpolitisch in der Pflicht, öffentlich gegen Antisemitismus aufzutreten?
Alex Hofmann: Jeder Mensch sollte sich in der Pflicht sehen, gegen Antisemitismus aufzutreten. Dass wir damit nicht die Welt verändern, ist uns aber auch bewusst. Aber wir glauben daran, dass es gerade in solchen Zeiten öffentlich positive, verbindende Zeichen braucht. Man darf auch medial das Feld nicht den Negativschlagzeilen überlassen. Wir müssen den Menschen zeigen, dass man gegen solche Entwicklungen etwas tun kann. Denn wenn niemand etwas sagt, wird daraus ein gemeinschaftliches Schweigen, das nur allzu leicht als Zustimmung interpretiert werden kann. Und das darf nicht passieren.

medianet:
Ist Antisemitismus ein Thema, das Sie als Agentur intern beschäftigt, wird das diskutiert?
Markus Wieser: Als Agentur mitten im zweiten Bezirk, mit vielen jüdischen Nachbarn, macht einen so etwas natürlich besonders betroffen, auch wenn wir vordergründig keine Betroffenen sind. Wir können uns gar nicht vorstellen, wie sich das für die jüdische Gemeinschaft anfühlt. Das wollen wir uns auch nicht anmaßen. Aber wir wollten eben ein grundsätzliches Statement setzen. Die Welt scheint gerade so im Ungleichgewicht, dass jede noch so kleine Aktion hilft, hier wieder positive Nachrichten zu bringen. Und das haben wir als Agentur schon immer getan. Mit ‚Meine Heimat' haben wir vor drei Jahren die von ‚Querdenkern' zerrissene Regenbogenfahne wieder vereint. Und wir haben dafür durchaus Gegenwind geerntet. Wir haben eigene Spendenaktionen für die Ukraine ins Leben gerufen. Das ist Teil unserer DNA.

medianet:
Wird das von euren Mitarbeitern auch bestärkt, da klar Stellung zu beziehen?
Alex Hofmann: Jeder kann bei uns Stellung beziehen. Wir haben als Agentur eine klare Meinung und tun die auch kund. Aber natürlich gab es dazu im Vorfeld viele verschiedene Meinungen.

medianet:
Wie ist das überhaupt mit sozialkritischer oder politischer Positionierung – ist das nicht eine Gratwanderung für eine Kreativagentur?
Markus Wieser: Wenn Eintreten für Menschlichkeit und für das Verbindende ein Problem ist, dann wäre das wohl keine Kunden-Agentur-Beziehung, die wir eingehen würden. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass es viele Auftraggeber gibt, die sagen ‚Wenn die gegen Spaltung und für das Verbindende zwischen Religionen sind, dann will ich die nicht'.

medianet:
Wie waren die Reaktionen Ihrer Kunden auf die Aktion?
Alex Hofmann: Es gab nicht eine einzige kritische Mail. Wir haben nur positives Feedback bekommen, bis hin zur Begeisterung.

medianet:
Sollten sich Agenturen da mehr trauen und zu sozialen und politischen Themen mehr Stellung beziehen?
Alex Hofmann und Markus Wieser: Ja. Das müssen wir derzeit alle tun – Agenturen, Auftraggeber, Vereine, Kommunen, Regierung, Bürger. Wir müssen zeigen, dass es nicht nur eine schweigende Masse gibt, sondern, dass die Masse sich das nicht gefallen lässt – das betrifft nicht nur die jüdischen Mit­bürger, das betrifft jede und jeden.

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