Telefonieverhalten im Generationenvergleich
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MARKETING & MEDIA Redaktion 11.04.2024

Telefonieverhalten im Generationenvergleich

Smartphone ein Must-Have, Telefonieren ein No-Go?

WIEN. Das Smartphone erfreut sich über alle Altersgruppen hinweg hoher Beliebtheit, von seinem ursprünglichen Daseinszweck, dem Telefonieren, kann das allerdings nicht mehr behauptet werden. Vor allem in der jüngeren Bevölkerung zeichnet sich ein Trend weg von diesem Kommunikationskanal ab. Ob Telefonate tatsächlich veraltet sind, in welchen Fällen noch zum sprichwörtlichen Hörer gegriffen wird und wie sich das Telefonieverhalten zwischen den Generationen unterscheidet, deckt eine aktuelle Studie des digitalen Markt- und Meinungsforschungsinstituts Marketagent mit 1.000 österreichischen Befragten auf.

Aufs Smartphone wird nicht gerne verzichtet, auf Telefonate umso lieber
An Verständigungsproblemen beim Telefonieren muss nicht immer eine schlechte Verbindung schuld sein. Zwischen Jung und Alt können solche mitunter auch durch unterschiedliche Nutzungsmuster oder konträre Ansichten hinsichtlich der richtigen Telefon-Etikette auftreten. Einigkeit herrscht generationenübergreifend noch beim potenziellen Verzicht auf das Smartphone. So zeigt eine repräsentative Marketagent-Umfrage, dass die Österreicherinnen und Österreicher problemlos eine Woche lang dem Alkohol (77%), dekorativer Kosmetik (66%) oder sogar Fleisch (56%) entsagen könnten. Anders beim mittlerweile wohl wichtigsten täglichen Begleiter: Lediglich 14% könnten sich vorstellen, 7 Tage lang auf ihr Smartphone zu verzichten. Kein Wunder, wenn man bedenkt, dass dieses Device durchschnittlich 19 Mal pro Tag auf versäumte Anrufe, neue Nachrichten, E-Mails oder Social Media Updates überprüft wird. In der Generation Z fällt der Blick aufs Smartphone mit 32 Mal täglich dabei etwa dreimal so oft wie in der Gruppe der Babyboomer, für die 11 Handy-Checks ausreichen.

„Das Smartphone haben die Österreicher demnach zwar häufig in der Hand, aber nur selten am Ohr. Beinahe drei Viertel der Bevölkerung (73%) bevorzugen Text- und Sprachnachrichten klar gegenüber Telefonaten. Die Gründe dafür sind nicht nur vielfältig, sondern auch von Generation zu Generation verschieden. Die größten Vorteile sehen insgesamt alle Befragten in der zeitlichen Unabhängigkeit: Auf Textnachrichten muss nicht sofort geantwortet werden (61%) und sie können zu jeder Zeit gesendet werden (59%)“, erläutert Thomas Schwabl, Geschäftsführer von Marketagent. Vor allem die Generation Z schätzt darüber hinaus, dass Textnachrichten mehr Kontrolle über die eigene Reaktion erlauben (31%) und es zu weniger unangenehmen Situationen kommen kann (37%). Auch die Multitasking-Möglichkeiten, die sich durch diesen Kommunikationskanal auftun, stehen bei den Jüngeren (39%) deutlich höher im Kurs als bei den Älteren (9%).

Telefonieren: Zeitersparnis für die Jüngeren, persönliche Nähe für die Älteren
Der Faktor Zeit spielt für die jüngeren Generationen generell eine ausschlaggebende Rolle. Denn auch wenn meist nur noch ungern telefoniert wird, lassen sich Telefonaten doch gewisse Vorteile abgewinnen. Diese liegen für rund 40% der Generation X, Millennials und Generation Z in der Zeitersparnis, was nur 28% der Babyboomer ebenso sehen. Die ältere Generation misst dagegen den inhaltlichen Vorzügen von Telefonaten höhere Bedeutung zu: 67% der Babyboomer finden, dass sich manche Themen besser mündlich klären lassen und 73% empfinden Telefongespräche als persönlicher.

Die persönliche Komponente entscheidet letztlich auch, in welchem Fall sprichwörtlich zum Hörer gegriffen oder doch lieber getippt wird. Wenn es wichtige oder vertrauliche Themen zu besprechen gibt, fällt bei 8 von 10 Österreicherinnen und Österreichern die Wahl auf ein Telefonat. Je niedriger die Relevanz und Dringlichkeit, umso mehr geht der Trend Richtung Text- und Sprachnachrichten. So rufen nur noch etwa 2 von 10 Befragten an, um Treffen zu vereinbaren oder Unternehmungen zu planen. Bei unangenehmen Angelegenheiten zeigt sich wieder ein klarer Generationenunterschied: Während die Generation Z diese mehrheitlich schriftlich angeht, versuchen die Babyboomer diese lieber im Rahmen eines Telefonanrufs zu klären.

Generation Z, Millennials und das Aussterben der Mobilbox
Da insbesondere die älteren Generationen Persönliches und Wichtiges lieber in Telefonaten besprechen, scheint ihnen auch weniger an der Archivierung ihrer Textnachrichten zu liegen. Die 60+Jährigen löschen im Schnitt rund die Hälfte ihrer Chatverläufe – und damit mehr als doppelt so viele wie die Angehörigen der Generation Z (20%). Die Jüngeren hängen nicht nur mehr an ihren Nachrichten, diese stellen für sie auch das Mittel der Wahl dar, wenn sie jemanden telefonisch nicht erreichen können. Die Babyboomer hinterlassen in solchen Fällen gerne auch mal eine Nachricht auf der Mailbox (24%). Eine Vorgehensweise, die für Millennials (7%) oder die Generation Z (10%) fast gar nicht mehr in Frage kommt. Auf ein mögliches Aussterben der Mobilbox deuten auch die persönlichen Nutzungszahlen hin: Während unter Babyboomern und Generation X noch etwa jede*r Fünfte über eine Mobilbox mit persönlicher Anrede verfügt, ist dies bei nur etwa jeder*m zehnten Jüngeren der Fall. Über alle Altersgruppen hinweg hat bereits mehr als ein Drittel (35%) gar keine Mobilbox mehr.

Die richtige Telefon-Etikette: eine Frage des Alters?
Ähnlich uneinig wie bei der Nutzung ist man sich hierzulande auch bei den Do’s und Dont’s in Zusammenhang mit Anrufen. Für die Generation X und die Babyboomer gibt es beim Telefonieren in der Öffentlichkeit einige klare Tabus. Beinahe 90% sind der Ansicht, dass die Lautsprecherfunktion hier ein absolutes No-Go darstellt und mehr als die Hälfte dieser Altersgruppe finden es generell unhöflich in der Öffentlichkeit zu telefonieren. Was eingehende Anrufe anbelangt, sind jeweils rund zwei Fünftel der Generation Z (41%) und der Millennials (37%) der Meinung, diese müssten nicht zwingend angenommen, sondern dürften ruhig auch mit einer Textnachricht beantwortet werden. Das kommt bei den Älteren nicht ganz so gut an (29%).

Die vorliegende Umfrage zeigt also durchaus einschneidende Unterschiede im Smartphone-Gebaren zwischen Jung und Alt. Um Missverständnisse und Verständigungsprobleme unter den Generationen zu vermeiden, gilt es die persönlichen Präferenzen offen und klar zu kommunizieren – aber vielleicht doch lieber per Textnachricht als per Anruf.

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