„Verkaufen wir Stunden oder schaffen wir Werte?”
© Reichl und Partner
Matthias Reichl
MARKETING & MEDIA Redaktion 08.11.2024

„Verkaufen wir Stunden oder schaffen wir Werte?”

Weil Reichl und Partner Kunden an Drittanbieter verweisen musste, baute man eigene Softwarelösungen. Nicht nur als Einkommensquelle.

••• Von Georg Sohler

Es kam bei Reichl und Partner wiederholt vor, dass Kunden wissen wollten, ob es beispielsweise einen Social-Planer gibt, der hilft, die Unternehmens-News auf den eigenen Social Media-Kanälen zu planen. Die Agentur sah sich bislang gezwungen, auf Drittanbieter wie Swat.io, Buffer.com oder Hootsuite.com zu verweisen.

Daraus entstand die Idee für Socialplaner.com, ein vergleichbares, hauseigenes Software-as-a-Service (SaaS)-Produkt. Das Akronym SaaS bezeichnet auf Cloud-Computing basierende Dienstleistungspakete zur Anwendungssoftware-Bereitstellung mit einer Software, die Unternehmen und Organisationen bei der Umsetzung ihrer internen Prozesse nützen können.

„Die Nachfrage war da, und wir wollten sie mit einer Lösung beantworten, die direkt aus unserem Know-how und unserer Nähe zu den Kundenbedürfnissen heraus entstand”, erklärt Matthias Reichl im Interview. Es war weder das erste, noch das letzte SaaS-Produkt. Wie viel bringen derartige, in-house erarbeitete Lösungen und kann damit Geld verdient werden? Aber der Reihe nach.

Unterstützung für KMU

Socialplaner.com richtet sich an alle, die Social Media-Management an einem Ort bündeln möchten. „Unsere Kunden wollten ein Tool, das alle relevanten Plattformen umfasst. Wir wollten nicht das Rad neu erfinden, aber alles zu einem Kostenmodell, das vor allem für kleine und mittlere Unternehmen attraktiv ist”, so Reichl weiter.

Der Preisvergleich bestätigt dies. Bereits ab 60 € im Monat gibt es unlimitierte Social Media-Profile. Das bietet die Konkurrenz nicht einmal bei den Premiumpaketen. Mit Facebook, Instagram, YouTube, Pinterest, LinkedIn, TikTok und X bietet man die wichtigsten Social Media-Plattformen für die Postings an: „Die Kosten sind transparent gestaltet, es gibt keine Add-ons oder Limitationen. Man kauft unser Produkt, zahlt monatlich oder jährlich und das war’s.”

QR leicht gemacht

Ein zweites neues Produkt ist Scanulator.com. Hier geht es darum, Unternehmen die Möglichkeit zu geben, QR-Codes und Shortlinks gezielt zu analysieren und zu verstehen, welche Maßnahmen gut ankommen und welche nicht. „Dieses Projekt bietet detaillierte Einblicke und ist eine einfache Lösung für alle, die ihre Kampagnen effektiv überwachen möchten, ohne auf komplizierte Tools zurückzugreifen. So können Unternehmen datengestützt Entscheidungen treffen, ohne den Aufwand und die Kosten für mehrere externe Anbieter”, sagt er weiter.

Die beiden übrigens noch kaum groß beworbenen Lösungen sind nicht die ersten Softwarelösungen aus dem Hause – bereits vor über zehn Jahren schuf Reichl und Partner mit Flipgorilla.com ein Tool zur Präsentation von PDFs in Buch- oder Prospektform, das sich seitdem mit über 40.000 Nutzern etablierte – ebenfalls ohne Marketing.

Lohnt sich diese Investition?

Warum funktioniert das Reichls Meinung nach? „Durch unsere jahrzehntelange Expertise in der Kommunikation entwickeln wir die Tools, basierend auf der Erfahrung, mit unseren Kunden und entsprechend ihren Bedürfnissen.” Das Hosting aller Lösungen erfolgt in Europa, das ist in Zeiten wachsender Sensibilität und strengerer Anforderungen beim Datenschutz relevant. „Natürlich ist uns klar, dass der Preis nicht allein darüber entscheidet, welches Tool am Ende genutzt wird. Diese Wahl treffen die Verantwortlichen selbst”, sagt er.

Mit diesen Projekten hat sich die Agentur auch eine neue Einkommensquelle aufgebaut. „Software-as-a-Service kann für eine Agentur ein zusätzliches Geschäftsmodell sein. Wir fragen uns immer: Verkaufen wir nur Stunden und Ideen oder schaffen wir noch zusätzlichen nachhaltigen Wert durch eigene Produkte?” Diese Zusatzprojekte dienen jedoch nicht nur der Umsatzsteigerung, sondern bieten auch Raum für die kreative Weiterentwicklung im Team.

Was bleibt am Ende? „Mit unseren Eigenentwicklungen können wir nun in mindestens drei Bereichen direkt eine passende Lösung anbieten, ohne auf Drittanbieter verweisen zu müssen.” Wie auch immer sich diese Produkte entwickeln, so zeigt man damit auf jeden Fall auf, dass man Kundenbedürfnisse wahrnimmt und ihnen entsprechen will. Für Matthias Reichl ist das ein Weg, „der sich langfristig auszahlen dürfte”.

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