Weltlage im Rück- und Zerrspiegel
MARKETING & MEDIA Redaktion 29.08.2025

Weltlage im Rück- und Zerrspiegel

Zwischen geopolitischer Verunsicherung und Fanclubs für nordische Hirsche.

Leitartikel ••• Von Sabine Bretschneider

ZEITPUNKTE. Ob wir möglicherweise bereits in einem Dritten Weltkrieg auf Raten stecken? Eine solche Einschätzung könne von den Geschichtsschreibern erst in der Rückschau erfolgen, merkte Markus Reisner, Historiker, Bundesheer-Offizier und international profilierter Analyst, in einem Interview zum Ukraine-Krieg mit dem Magazin Militär Aktuell an. Auch der Zweite Weltkrieg habe seine Bezeichnung erst mit dem Einstieg der USA 1941 erhalten.

Das Gespräch fand im April 2024 statt. Gravierend verbessert hat sich die geopolitische Lage seitdem nicht. Wer moralische Bedenken hintanstellen kann, investiert zum Ausgleich in Rüstungs-ETFs. Sie performen seit einiger Zeit großartig. Und auch das ist kein gutes Zeichen.

Dass die USA in Hochgeschwindigkeit in eine Diktatur kippen – und die Europäische Union, von Trollbrigaden gesellschaftlich zersetzt, vor sich hin laviert, trägt dann noch sein Übriges zum allgemeinen Unwohlsein bei.

Inhaber von Prepper-Shops gehören zu jenen, die sich die Hände reiben. Denn Bunker und Schutzräume sind auch hierzulande wieder en vogue. Ob Dosenbrot und „Armbrüste für Profis“ im Notfall das Gemüt beruhigen, möge man jedenfalls für sich selbst entscheiden.

Themenwechsel zu positiveren Gedankengängen: Der Hype um Elch „Emil“ hält an. Der Gast aus dem Norden wird begeistert beobachtet, gefilmt und fotografiert. Die Facebook-Fanseite „Emil der Elch“ erreichte diese Woche bereits die Grenze von 5.000 Mitgliedern.

Falls Emil sich auf seiner Wanderung durchs Weinviertel dann und wann mit der örtlichen Fauna austauscht, dürfte ihm dennoch klar werden, dass er sich auf dünnem Eis bewegt. Eisbärchen Knut und Problembär Bruno trennten auch keine Abgründe, sondern eine wabernde Melange aus medialer Wellnessberichterstattung und rustikalem Bedrohungsszenario.
Laut der staatlichen Behörde für Fischerei und Wildtiere in Alaska werden übrigens jährlich mehr Menschen durch Elche verletzt als durch Bären.

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