Wenn das Glauben das Wissen schlägt
MARKETING & MEDIA Redaktion 12.12.2025

Wenn das Glauben das Wissen schlägt

Wir leben in einer Zeit, in der offenbar niemand mehr für nichts verantwortlich zu sein scheint.

Kommentar  ••• Von Dinko Fejzuli

OVERINFORMED. Vor einigen Jahren hat mal jemand, der im Bildungssystem arbeitet, zu mir gesagt, dass das Internet, beziehungsweise die ständige Verfügbarkeit von Wissen das Schul­system und die Frage, was in unseren Schulen unterrichtet wird, grundlegend verändern wird.

Auf die Nachfrage, was er damit meint, erklärte er es mir folgendermaßen: Der Umstand, dass bestimmtes Wissen, welches früher in Jahren erlernt werden musste, nun in Sekundenschnelle über diverse Devices verfügbar ist, wird es obsolet machen, dieses Wissen Kindern in Schulen auch noch extra beizubringen. Wozu etwas lernen, was ohnedies stets als Information verfügbar und vor allem abrufbar sein wird.

Wir würden also alle nicht mehr lernen müssen, was die Hauptstadt der Elfenbeinküste ist und wann der Dreißigjährige Krieg war.

Aber: Kinder würden dafür andere Dinge verstärkt lernen: Nämlich etwa mehr soziale Kompetenzen. Heute würde man hinzufügen, dass auch Dinge wie Media Literacy enorm wichtig wären, um echte Nachrichten von falschen im Netz unterscheiden zu können, denn gerade sie stellen eine enorme Bedrohung für unsere Gesellschaft und Demokratie dar.

Dies scheint aber ganz und gar nicht einzutreten, denn es gibt ein grundlegendes Problem: Menschen, die als Kinder solche Skills nicht gelernt haben und als Erwachsene irgendwann dank Kanälen wie Telegram, TikTok und anderen in ihre Meinungs-Bubble abgerutscht sind, werden einem nichts mehr glauben. Auch wenn man es ihnen mit Fakten belegen kann, denn: Sie zweifeln diese Fakten an und framen sie als gefälscht, sprich, man glaubt nur mehr das, was man glauben möchte.
In diesem Sinne entlasse ich Sie in eine Zeit im Jahr, in der die meisten Menschen in diesem Land daran glauben, dass vor grauer Urzeit einer Frau die Gnade der unbefleckten Empfängnis und der jungfräulichen Geburt zuteil wurde.
Und bevor ich es vergesse: die Hauptstadt der Elfenbeinküste heißt übrigens Yamoussoukro.

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