Wenn feine Dinge zu leise sprechen
MARKETING & MEDIA Redaktion 28.11.2025

Wenn feine Dinge zu leise sprechen

Warum zum Rezept für ein gutes Produkt ein Tupfer öffentlichkeitswirksamer Senf dazugehört.

Leitartikel  ••• Von Sabine Bretschneider

PAUKEN & TROMPETEN. Ein Denkanstoß per Mail an die Redaktion: „In vielen Wein- und Genussbetrieben passiert gerade Tragisches: Die Qualität stimmt – aber niemand sieht sie. Winzer arbeiten mit Hingabe. Food-Produzenten geben alles. Doch am Ende kämpfen sie gegen ein stilles, schmerzhaftes Problem: Ihre Produkte sind besser, als ihre Kommunikation es zeigt.“ Ja, Werbung wirkt, wie wir seit Jahren predigen.

Ein Beispiel: An der Backwarentheke des Super­markts steht das Personal vor 30 verschiedenen Brotlaiben, beschriftet für jene mit der Sehstärke eines Wanderfalken. Bestellt wird „das da rechts, ist das mit Roggen?“. Die wunderbaren Zutaten, die sorgsame Zubereitung, die biologische Herkunft, wenig findet den Weg vom Hersteller zum Konsumenten.

Wer gutes Brot bäckt, muss kein begnadeter Vermarkter sein. Doch wer nicht trommelt, wird nicht gehört. Es braucht kein Mega-Marketingbudget. Aber Transparenz und Sichtbarkeit. Wer zeigt, wie Brot entsteht, woraus es besteht, wer mit Leidenschaft und Expertise dahinter steht, der hebt sich ab. Ein Handyfoto, gepostet aus der Backstube, ein Satz über die Herkunft des Mehls, Kooperationen mit Wirten, Märkten oder Kaffeehäusern, ein kurzes Gespräch mit der Regionalzeitung (oder mit medianet?) reichen manchmal schon aus, um ein Produkt aus der Anonymität zu befreien. Qualität muss nicht zwangsläufig laut werden. Nur näher – und erklärter. Dazu noch ein Hinweis in eigener Sache: Auf bauernladen.at, Marktplatz für regionale Produkte, erzählen viele Produzenten genau diese leisen Geschichten. Ja, und größere Schildchen wären auch fein.

Kurzer Themenwechsel zum Abgang des (u.a.) WKÖ-Präsidenten Mahrer: Die „1,5 Prozent mehr Lohn im öffentlichen Dienst“, die als pragmatisch, praktisch, gut gehandelt wurden, basieren weitestgehend auf demselben Rechenprinzip wie die jetzt revidierte „Halbierung“ bei den Angestellten der Wirtschaftskammern. Kommunikation ist manchmal a Hund in einer „dog-eat-dog world“.

BEWERTEN SIE DIESEN ARTIKEL

TEILEN SIE DIESEN ARTIKEL