Wundersame Wünsche zur Wahl
MARKETING & MEDIA sabine bretschneider 01.09.2017

Wundersame Wünsche zur Wahl

In den Wochen vor einer Nationalratswahl könnte man meinen, dass Geld nichts kostet.

Leitartikel ••• Von Sabine Bretschneider

 

LISTEN. „Verkaufts mein Gwand, ich fahr’ in Himmel” oder: Wahlkampf ist in Österreich! Die Wunschliste der wahlwerbenden Parteien – besser: die grundsoliden Forderungen an den Finanzminister, doch gefälligst Budget freizuschaufeln für all jene Anliegen, die einem grad bei der eigenen Klientel zupasskämen – wird von Tag zu Tag länger. Die SPÖ etwa hätte gern mehr Wohnbau, mehr Lehrer, mehr Breitbandinternet, mehr Gratis-Öffi-Tickets und neue Abfangjäger. Die ÖVP enthält sich einstweilen noch; sie will die Staatsverschuldung senken und die Steuer- und Abgabenquote. Der Finanzminister, Adressat der frommen Wünsche, will im Amt bleiben.

Nicht völlig von der Hand zu weisen ist eine Forderung der Neos nach einem „Ministerium für Innovation und Digitalisierung”. Dass die Umbrüche in Wirtschaft und Gesellschaft und insbesondere auf dem Arbeitsmarkt nicht damit abzufedern sind, dass wir die Computerführerscheinkurse bei Partnerorganisationen des AMS wieder aufleben lassen oder die Schulkinder mit ein paar Laptops ausstaffieren, sollte inzwischen allen bewusst sein. Einem Themenbereich, der inzwischen so gut wie alle Lebensbereiche umfasst, ein eigenes Ressort zu gönnen, scheint nur würdig und recht.
„Eine mächtige Chance für unsere Gesellschaft” nennt Neos-Chef Strolz die Digitalisierung. Sogar die seit 15 Jahren schubladisierte Verwaltungsreform könne damit den notwendigen Schubser bekommen, löse doch die Digitalisierung auch das leidige Thema der Kompetenzverteilung. Denn Bezirksbehörden in räumlicher Nähe seien nicht mehr nötig, wenn man Anträge, An- und Abmeldungen im Netz erledigen kann. Dafür wiederum braucht es digitale Kompetenzen. Und, das sei den Bildungsexperten ans Herz gelegt, digital kompetent zu sein, heißt nicht, in der Schule zu lernen, wie man ein Foto auf Instagram postet, sondern vielmehr Medienkompetenz und Programmierkenntnisse zu erwerben. Programmieren, das geht übrigens auch mit Zettel und Bleistift. Sollte es an den Kosten scheitern …

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