Expertenumfrage: Viele Unternehmen in Österreich vor einer Restrukturierung
© Barbara Gindl
MOBILITY BUSINESS Alexander haide 12.12.2025

Expertenumfrage: Viele Unternehmen in Österreich vor einer Restrukturierung

WIEN. Eine aktuelle Studie von Management Factory, dem Marktführer im Executive Interim Management, zeigte auf, dass neben der produzierenden Industrie und dem Einzelhandel vor allem die Autobranche vor großen Problemen, wie Bürokratie, Personalkosten und Zöllen, steht.

Für die Studie wurden knapp 300 Expertinnen und Experten aus dem Restrukturierungsbereich befragt. Sie wurde die im Oktober und November 2025 von Makam Research durchgeführt und zeigt eine verhaltene wirtschaftliche Stimmung. Die meisten Befragten blicken pessimistisch in die Zukunft der heimischen Unternehmen und gehen davon aus, dass es im kommenden Jahr mehr Restrukturierungsfälle geben wird. Beinahe zwei Drittel glauben, dass der Anteil an nötigen Restrukturierungen hierzulande höher sein wird als im EU-Durchschnitt. Die große Mehrheit der befragten Führungskräfte erwartet den größten Restrukturierungsbedarf in der Automobilbranche: 83 Prozent sehen die Branche unter den Top Drei mit dem größten Restrukturierungsbedarf, gefolgt von der produzierenden Industrie.

Strategie, Kosten und Prozesse stehen im Fokus
Die Umfrage zeigt klar, dass die Unternehmen in diesen Branchen vor tiefgreifenden Herausforderungen stehen, die mehr als nur operative Anpassungen erfordern: In der Industrie und im Einzelhandel gehe es vor allem darum, die Strategie zu überarbeiten, Strukturen und Prozessen neu zu ordnen sowie die Kosten zu senken und die Effizienz zu steigern. „Der Anpassungsdruck ist in einigen Branchen massiv. Viele Unternehmen müssen ihre Strategien komplett überarbeiten und stehen vor tiefgreifenden Kostensenkungen. Zusätzlich müssen sie Prozesse grundlegend neu strukturieren und die Liquidität verbessern. Wichtig ist, dass jetzt nicht nur kosmetische Korrekturen vorgenommen werden: Unternehmen müssen sich neu aufstellen, um auch in sehr volatilen Zeiten ihre Zukunftsfähigkeit zu sichern. Das erfordert hochqualifiziertes und erfahrenes Management und oftmals externe Begleitung", so Gerhard Wüest, Gründungspartner der Management Factory und Vorstandsmitglied von ReTurn, dem Forum Restrukturierung und Turnaround.

Zentrale Probleme: Bürokratie, Personalkosten, Zölle – und Managementfehler
Neben dem allgemein schwierigen Marktumfeld machen aber auch andere Faktoren den Unternehmen zu schaffen: 48 Prozent sehen bürokratische und regulatorische Anforderungen als Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung, 44 Prozent sehen steigende Personalkosten kritisch, 39 Prozent nennen Handelskonflikte und Zölle als zentrale Herausforderung der Unternehmen. Doch viele Probleme sind auch „hausgemacht“: Die befragten Experten aus dem Restrukturierungsbereich geben vielfach an, dass eine „unklare oder falsche Strategie“ sowie „Management und Führungsprobleme“ wichtige Faktoren sind, die zu Restrukturierungsfällen führen.

Insgesamt seien die Unternehmen in Österreich schlecht oder sehr schlecht auf externe Schocks wie geopolitische Konflikte oder Lieferkettenkrisen vorbereitet. Um die Widerstandsfähigkeit in diesem Bereich zu erhöhen, werden vor allem drei Maßnahmen genannt: „Unsere Studie zeigt klar: Unternehmen müssen ihre Abhängigkeiten von bestimmten Lieferanten oder einzelnen Absatzmärkten reduzieren. Außerdem sollten sie zusätzliche Reserven aufbauen, insbesondere auf der Liquiditätsseite. Und es braucht eine flexiblere Kostenstruktur, um auf rasche Veränderungen schneller reagieren zu können“, erklärt Julian Wildpaner, Partner der Management Factory im Bereich Financial Advisory.

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