Green Events Morgen findet das Finale des Eurovision Song Contest statt, erstmals als „Green Event” und unter der Patronanz des Umweltministeriums. medianet sprach mit Minister Andrä Rupprechter (li., neben ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz) über Events, Umweltschutz und Dinge, die „kein Luxus” sind.
Wien. Am morgigen Samstag findet das Finale des Eurovision Song Contest in Wien statt, und zum ersten Mal in der 60-jährigen ESC-Geschichte wird der größte TV-Unterhaltungsevent der Welt als Green Event organisiert.
Das Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft übernimmt die Schirmherrschaft für den Green Event. Aus diesem Anlass führte medianet ein Gespräch mit Bundesminister Andrä Rupprechter.
medianet: Herr Minister, mit dem ESC sind sogenannte Green Events auch in Österreich in aller Munde. Seit wann ist das Thema auch in der Politik so präsent?
Andrä Rupprechter: Green Events, wie wir sie verstehen, sind ein ganzheitliches Konzept, das Klimaschutz und schonenden Umgang mit Ressourcen genauso wie regionale und nachhaltige und faire Produkte umfasst. Dabei sind auch Fragen der Barrierefreiheit und Inklusion sowie die Kommunikation und Vorbildwirkung für künftige Events wichtig. Erst wenn die strengen Kriterien in allen diesen Bereichen erfüllt werden, kann eine Veranstaltung mit dem Österreichischen Umweltzeichen für Green Events zertifiziert werden. Das Thema ist schon seit Jahren auf meiner Agenda und es freut mich daher besonders, dass es nun auch verstärkt in Wirtschaft und Politik angekommen ist.
medianet: Warum ist Ihnen das Thema so wichtig?
Rupprechter: Großveranstaltungen haben oft den Beigeschmack, einen nicht unerheblichen ‚ökologischen Fußabdruck' zu hinterlassen. Gerade deshalb sollten wir dort etwas bewegen. Der Song Contest 2015 ist mit knapp 200 Millionen Zuseherinnen und Zusehern in über 40 Ländern eine Gelegenheit, unsere hohen Standards für klima- und umweltfreundliche Events in die ganze Welt zu transportieren.
medianet: Sie fordern die Menschen auf, ihr Leben quasi als Green Event zu gestalten: Was darf man darunter verstehen, und vor allem, welche Rahmenbedingungen bietet die Politik den Menschen für dieses Ansinnen?
Rupprechter: Unter dem Motto ‚Mach dein Leben zum Green Event' wollen wir deutlich machen, dass jede und jeder auch im eigenen Umfeld vielfältige Maßnahmen umsetzen kann – von umwelt- und klimafreundlicher Mobilität, dem Konsum qualitativ hochwertiger, regionaler Lebensmittel über den effizienten Einsatz erneuerbarer Energie bis zur Vermeidung von und dem nachhaltigen Umgang mit Abfall. Wie viel Geld und CO2 man schon durch kleine Schritte sparen kann, zeigt der ‚klimaaktiv Coach' (http://klimaaktiv-coach.at; Anm.).
medianet: Wenn wir schon beim Thema sind: Wie ‚green' gestalten Sie Ihr eigenes Leben und wie green ist auch Ihr eigenes Ministerium in seinen Aktivitäten?
Rupprechter: Als Bundesminister ist es manchmal schwer, den Alltag ‚green' zu gestalten. Dennoch versuche ich, vor allem auf regionale und saisonale Produkte zu achten, keine Lebensmittel zu verschwenden und den Müll zu trennen. Ich versuche den sparsamen Umgang mit Energie oder Wasser auch gleich an meine Söhne weiterzugeben. Das BMLFUW ist EU-weit das erste Ministerium, das zur Gänze EMAS-zertifiziert ist (Eco Management and Audit Scheme; Öko-Audit, Anm.). Seit 2012 sind alle Standorte der Zentralstelle des BMLFUW an diesem europäischen Umweltmanagementsystem beteiligt. Mit dem systematischen EMAS-Ansatz nutzen wir Einsparpotenziale und versuchen bestmöglich umweltschonend, energieeffizient und sparsam mit Ressourcen umzugehen.
Als Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft ist es mir wichtig, dass mein Ressort an EMAS teilnimmt und damit für vorbildlichen Umweltschutz, Energieeffizienz und sorgsamen Umgang mit Ressourcen steht.
medianet: Wie präsent ist das Thema international?
Rupprechter: Das Thema wird auch international immer präsenter. Auch in Ländern wie Dänemark, den USA oder Deutschland setzen sich viele mit diesem Thema auseinander. Kaum ein Land hat es aber bisher geschafft, diese Idee so konsequent umzusetzen wie Österreich – unter Einbindung der großen Branchenverbände, vieler Tourismusorganisationen und der Zulieferbranche –, von den Caterern bis zu den Anbietern von Event-ausstattung und Eventtechnik.
medianet: Hat Österreich die Chance, beim Thema Green Events auch international mit Know-how zu punkten?
Rupprechter: Bei internationalen Messen und Veranstaltungen punkten die österreichischen Anbieterinnen und Anbieter schon jetzt mit Professionalität und Nachhaltigkeit. Viele Unternehmen wollen sich dadurch besonders positiv von den Mitbewerbern absetzen und nutzen ihre Chancen im internationalen Wettbewerb. Des Weiteren wird es im Anschluss an den Song Contest in Wien eine internationale Green Events-Konferenz geben. Dort können direkt die Erfahrungen rund um den ESC weitergegeben und Fragen diskutiert werden.
medianet: Morgen ist das Finale des Eurovision Song Contest. Ihr Ministerium hilft dabei, den diesjährigen ESC als Green Event durchzuführen. Wie stark könnte die nachhaltige Signalwirkung dieser Aktion werden?
Rupprechter: Wir erreichen mit dem Song Contest eine große Zielgruppe, die möglicherweise erstmals mit verschiedenen grünen Themen in Kontakt kommen wird. Ich denke, es ist dabei besonders vielversprechend, dass wir diese Themen in einem positiv besetzten Umfeld präsentieren können. Die Signalwirkung soll aber auch über die Grenzen der Song Contest-Fans hinausreichen und Vorbild für andere große Events sein. Deshalb haben sich die Träger der Green Events-Initiative, der ORF als Organisator, das Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft und die Stadt Wien für den ‚Champions of the Earth Award' der Vereinten Nationen 2015 beworben.
medianet: Rund um den Song Contest startet Ihr Ministerium einen Informationsschwerpunkt über das umfangreiche Green-Event-Programm. Wie wird mit dem Thema nach dem ESC umgegangen? Welche Aktivitäten darf man hier künftig erwarten?
Rupprechter: Das Thema war auch vor dem Song Contest schon sehr präsent in der Eventbranche und wird von uns weiter intensiv weiterentwickelt und unterstützt. Der Song Contest ist aber eine gute Chance, hier über die Grenzen der Eventbranche hinweg das Thema Green Event der allgemeinen Öffentlichkeit näherzubringen. Mit dem Österreichischen Umweltzeichen für Green Meetings und Green Events sowie der Initiative Green Events Austria stellt mein Ressort Instrumente zur Verfügung, die weit über den ESC hinaus wirken.
medianet: Seit dem Start 2010 wurden über 300 Meetings und an die 100 Events zertifiziert. Wie ist diese Anzahl im internationalen Vergleich zu bewerten?
Rupprechter: Erfreulicherweise sind mit dem Österreichischen Umweltzeichen sogar schon über 370 Green Meetings und über 100 Green Events zertifiziert worden. Das ist sehr hoch zu bewerten. Das Besondere daran ist, dass es sich dabei um Events und Meetings aller Größen handelt – vom kleinen Firmenevent bis zum Megaevent Song Contest mit einer enormen Vielfalt auch in den Inhalten und der Auftraggeber. Mir fällt dabei positiv auf, dass die Anbieterinnen und Anbieter aus der Eventbranche in Österreich an einem Strang ziehen und gemeinsam zu einem noch grüneren Event beitragen wollen.
medianet: In Österreich finden jährlich vermutlich Abertausende kleinere und größere Veranstaltungen, Kongresse und Ähnliches statt. Haben Sie eine Fantasie, wie hoch künftig der Anteil der Green Events an allen Veranstaltungen in Österreich sein sollte bzw. könnte?
Rupprechter: Wünschenswert wäre natürlich, dass alle Veranstaltungen so viele unserer Green Events-Empfehlungen wie möglich umsetzen. Wir profitieren alle davon, wenn Veranstaltungen ganz selbstverständlich auf Nachhaltigkeit ausgerichtet sind. In Kooperation mit den Bundesländern versuchen wir im Rahmen von Green Events Austria möglichst viele Veranstaltungen ökologisch zu gestalten. Allerdings gehört die Zertifizierung mit dem Österreichischen Umweltzeichen für Green Events eindeutig zur Königsklasse, die nicht von allen erreicht werden kann. Sie sind Vorreiter, die neue Impulse und mehr grüne Ideen für die Zukunft bringen.
medianet: Abschlussfrage: Ist in Zeiten wirtschaftlicher Unwägbarkeiten die Betonung ökologischer Aspekte schon ein ‚Luxusfeature'?
Rupprechter: Umweltschutz ist kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit, gerade dann, wenn man Österreich auch künftig lebenswert gestalten möchte. Wenn Sie aber von Luxus sprechen möchten: Events nachhaltig zu gestalten und unsere Ressourcen im Auge zu behalten – diesen Luxus sollten wir uns und unseren Kindern gönnen.
(fej)