IAA fragt sich: What's coming next?
© IAA Austrian Chapter | Gabriela Stimpfl-Abele, IAA Austrian Chapter Executive Director
PRIMENEWS Redaktion 19.02.2019

IAA fragt sich: What's coming next?

In diesen Tagen beschäftigt sich die International Advertising Association (IAA) bei ihrer Jahrestagung mit der Frage, was in der nahen Zukunft auf die Kommunikationsbranche zukommt.

KOCHI/INDIEN. „Das ist der größte Event der Marketing- und Kommunikationsbranche“, sagt Mukesh Ambani, nicht nur CEO des Industriegiganten und Indiens größtem Privatunternehmen Reliance Industries Limited, sondern auch Chairman des diesjährigen IAA World Congress, über die diesjährige Tagung, die aktuell im südindischen Kochi über die Bühne geht.

Denn hier in Kochi kommen unter dem Motto „Whats coming next?“, der Natur der IAA entsprechend, Vertreter der Medien, der Werber und der Auftraggeber zusammen, um über 40 hochkarätigen Speakern zuzuhören, aber auch, um gemeinsam Lösungen für die Herausforderungen, vor denen die Kommunikationsbranche insgesamt steht, zu diskutieren.

Österreich stark vertreten
Österreich ist nicht nur mit einer eigenen Delegation vor Ort, sondern bekleidet mit der ORF-Enterprise-Geschäftsführerin Beatrice Cox-Riesenfelder auch den Posten des General Secretary im fünfköpfigen internationalen IAA Executive Commitee. Cox-Riesenfelder sagte schon im „medianet“-Interview vergangene Woche über den Kongress und die Aufgaben der IAA Folgendes: „Die Values, die die IAA forciert, sind je nach Land unterschiedlich.” Während man sich also in Afrika noch mit dem Bild der Frau in der Werbung beschäftige, stehe in Westeuropa unter anderem der Umgang mit ungesundem Essen in der Marktkommunikation im Vordergrund.

Treffen von Angesicht zu Angesicht
Als Repräsentantin des IAA Austrian Chapter ebenfalls vor Ort ist Executive Director Gabriela Stimpfl-Abele: „Es ist absolut faszinierend, so viele internationale Vertreter der Kommunikationsbranche an einem - noch dazu so exotischen Ort - zu treffen und sich mit ihnen von Angesicht zu Angesicht auszutauschen. Die IAA ist eine vielschichtige, lebendige Gemeinschaft, ein Zusammentreffen unterschiedlichster Kulturen, Ansichten und Einstellungen. Aber uns eint ein Bestreben: Als IAA der richtungsweisende Kompass und Qualitätsgarant auf allen Ebenen der Kommunikationsindustrie sowohl lokal als auch global zu sein. In einer Welt, deren Grenzen immer mehr verschwinden, forciert die IAA verstärkt die Vernetzung lokaler Chapter, fördert und fordert auch aktiv und nachdrücklich den internationalen Know-how-Transfer ihrer Mitglieder. Die Dynamik dieses Kongresses ist großartig und unglaublich inspirierend."

Mit dabei als Teil der österreichischen Delegation ist unter anderem auch PKP BBDO-CEO Fred Koblinger. Zur Rolle der IAA befragt, meint Koblinger gegenüber „medianet“: „Die IAA ist von der Intention, allen Playern der Kommunikationswirtschaft eine sinnvolle Diskussionsplattform zu bieten, eine sinnvolle Einrichtung. Sie war und ist in Österreich immer gut organisiert, was nicht zuletzt dazu geführt hat, dass das kleine Österreich erstaunlicherweise das absolut größte ‚Chapter‘ weltweit aufweist. Wer in der Branche was ist - oder sein möchte - muss ‚dabei‘ sein. Wer besonders wichtig ist, am besten im Vorstand. Der bestens organisierte, in der Flut der Werbepreise wichtige Effie-Award zeichnet objektiv die qualitativ besten Arbeiten aus. Interessante Business Lunches schaffen Denkanstöße. So weit so – seit vielen Jahren – gut. Sowohl Auftraggeber, als auch insbesondere Medien und Agenturen stehen vor massiv veränderten – nicht selten völlig gegenläufigen – wirtschaftlichen Herausforderungen. Individuelle Interessenlagen und ökonomischer Druck führen zu Rahmenbedingungen, wo Qualität zwar verlangt, aber nicht mehr honoriert wird.“

Auf zu neuen Ufern
Seit Kurzem haben die IAA Young Professionals eine neue Führung. Bei der „Mutterorganisation“, dem IAA Austrian Chapter, hat IP-CEO Walter Zinggl nun im zweiten Jahr die Leitung inne und bereits etliche Reformmaßnahmen angestoßen.

Zu diesem Thema meint Koblinger: „Da im Mikro-Kommunikationsmarkt Österreich – offensichtlich auch geprägt vom jahrzehntelangen politischen Konsens - netterweise alle freundschaftlich verbunden sind, bleiben die zunehmend kontroversiellen Herausforderungen zwischen Medien und Auftraggebern bzw. Agenturen und Auftraggebern in der IAA bisher leider ausgespart. Gerade die IAA könnte, beziehungsweise müsste als Plattform diese Auseinandersetzung zu einem gegenseitigen besseren Verständnis aktiv initiieren. Denn: Wo immer ich hinkomme, mit wem immer ich spreche, alle jammern: Medien über einen ruinösen Rabattwettbewerb, Agenturen über Honorare auf kaum kostendeckendem Niveau und Auftraggeber über schlechte Journalisten, und unfähige Agenturen, wo ‚eh‘ nur mehr Praktikanten sitzen. Aber darüber reden wir nicht, denn es hat ja keiner ein Problem.“

Koblinger: Österreichischen Markt auf internationales Niveau heben
Und Koblinger weiter: „Wenn wir Kommunikation im Sinn von strategisch und kreativen Problemlösungen ernst nehmen, gehören diese Themen dort diskutiert, wo ohnehin schon alle sind. Um gemeinsam Rahmenbedingungen zu schaffen, den österreichischen Markt auf internationales Niveau zu heben, bevor auch die letzte internationale Marke ihr Marketing aus Österreich abzieht. So gesehen, ist das Motto des weltweiten IAA-Kongresses ‚What´s coming next?‘, zu dem ich dankenswerterweise eingeladen bin, ein vielleicht erfolgreicher Versuch, die heutigen Herausforderungen mit weder zu konkretisierenden noch zu beweisenden Prognosen zu kaschieren. Trotz alledem: Wenn es die IAA nicht gäbe, müsste man sie wohl erfinden.“

Breites Themenfeld auf dem IAA World Congress
Die Themenpalette des Jahrestreffens selbst ist sehr breit gefächert, ebenso wie die Schar der Referenten. Sie reicht von Vertretern der weltweiten Kommunikationsbranche über indische Superstars bis zu Spitzenvertretern der globalen Wirtschaft wie etwas Hans Paul Burkner, Chairman der Boston Consulting Group, der sich mit der für mittlerweile alle Branchen wichtigen Frage beschäftigt, „Wem gehören die Daten?“ und über das Spannungsfeld Privatsphäre versus personalisierte Daten spricht.

Natürlich darf in unseren Zeiten auch das Thema Disruption nicht fehlen. Diesem widmet sich unter dem Titel „Leading disruption to drive growth“ Marc Pritchard, Chief Brand Officer des Giganten Procter & Gamble.
Weiters auf der Agenda sind Dinge wie AI, aber auch Themen wie Influencer bis hin zu Vorträgen, die sich mit der Frage beschäftigen, wie künftig vernünftig gewirtschaftet werden kann, damit die globale Gesellschaft nicht gänzlich aus den Fugen gerät. Dieser Frage geht etwa Rumman Chowdhury nach, Global Lead for Responsible AI bei Accenture Applied Intelligence, der der durchaus diffizilen Frage nachgeht, wie der verantwortungsvolle Einsatz von Künstlicher Intelligenz für mehr Menschlichkeit gelingen kann.

Zu Ende geht der Kongress am Freitag dieser Woche. Das nächste Mal trifft man sich in zwei Jahren im russischen St. Petersburg wieder. (Dinko Fejzuli)

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