Bauwirtschaft soll nachhaltiger sein
© Sabine Klimpt
Christian Weinhapl (GF Wienerberger), Sabine Hanke (GF Voitl & Co), Davor Sertic (GF UnitCargo Spedition), Andreas Kovar (v.l.).
FINANCENET REAL:ESTATE 04.12.2015

Bauwirtschaft soll nachhaltiger sein

Kaum ein anderer Wirtschaftsbereich kann im Hinblick auf Energieeffizienz und Ressourcenschonung so viel zu einer gesamthaften Verbesserung beitragen wie die Bauwirtschaft.

••• Von Paul Christian Jezek

WIEN. Die Bauwirtschaft hat im Hinblick auf ökologische Nachhaltigkeit große Verbesserungen erreicht. Um weitere Potenziale zu nutzen, müssten aber auch die Rahmenbedingungen geändert werden, so der Tenor des Fach­events „Erfolgreich mit Nachhaltigkeit” am Standort Grawatschgasse des Baustoffhändlers Quester.

Da Bautätigkeit stark durch Flächenwidmung, Bauordnungen, Sicherheits- und Brandschutzvorschriften, Förderrichtlinien, etc. geprägt ist, liegt der Schlüssel zu weiteren Fortschritten letztlich bei Politik und Behörden, erklärte An­dreas Kovar, Sprecher der Brancheninitiative ProBau: „Es gibt eine ganze Reihe von Innovationen, die wesentlich zur Ressourcenschonung beitragen könnten, die aber unter den gegebenen Rahmenbedingungen nicht zulässig oder wirtschaftlich nicht sinnvoll sind.”

Der Politik fehlt es an Praxisnähe

„Hier fehlt es der Politik oft an der notwendigen Praxisnähe, um die richtigen Impulse zu setzen”, sagt Kovar. „Das liegt sicher aber auch zum Teil an der Bauwirtschaft selbst, die sich aktiver in Entscheidungsprozesse einbringen muss.”

Christian Weinhapl, Geschäftsführer der Wienerberger Ziegelindustrie, sieht einen wesentlichen Hemmschuh in der einseitigen Fixierung auf den Heizwärmebedarf: „Im Bereich Gebäudehülle wurden bereits so massive Verbesserungen erzielt, dass der Heizwärmebedarf für die Gesamtenergiebilanz eines Gebäudes nur mehr eine untergeordnete Rolle spielt. Viel größeres Augenmerk sollte daher dem Gesamtenergiebedarf von Gebäuden, also inklusive Warmwasser, Haushaltsstrom oder zusätzlichen Ökoindikatoren wie Biodiversität, Ressourcenschonung oder Human Toxizität, bei Gebäudebewertungen gewidmet werden. Hier haben ressourcenschonende, nachhaltige und langlebige Baustoffe wie z.B. Ziegel große Vorteile.”
Verbesserungsmöglichkeiten gibt es auch bei der langfristigen Nutzbarkeit von Gebäuden, erklärte Sabine Hanke, Geschäftsführerin der Baufirma Voitl & Co.: „Um hohe Flexibilität zu ermöglichen, ist als erster Schritt die Trennung von tragender Konstruktion und nichttragenden Raumelementen erforderlich. Das macht eine nachträgliche Anpassung von Raumgrößen an den jeweiligen Bedarf der Nutzer möglich. Tragelemente sollen sich hauptsächlich an der Außenhülle und an den Grenzen zu den Erschließungsflächen finden. Die heutige Technik lässt Leichtkonstruktionen mit höchsten Schall-, Wärme- und Brandschutzanforderungen zu. Bei Umbau oder Abbruch können z.B. Gipskartonplatten oder -reste wieder in den Produktionsprozess rückgeführt werden.”

Die Logistik kann viel beitragen

In weiterer Folge seien die haustechnische Ver- und Entsorgung sowie sicherheitstechnische Einrichtungen im Objekt so zu planen und zu dimensionieren, dass nicht nur die Größen der Nutzungseinheiten flexibel verändert werden können, sondern auch verschiedene Nutzungskategorien (Leben, Betreuung, Arbeit, Verwaltung, etc.) mit geringem Aufwand geschaffen werden können. Wegen der großen Materialmengen, die in der Bauwirtschaft transportiert werden müssen, könne (auch) die Optimierung der Logistik wesentlich zur Verkleinerung des Ökologischen Fußabdrucks beitragen. Davor Sertic, Geschäftsführer der Spedition UnitCargo und als Gründer des „Forum Green Logistics 2030” auch persönlich stark im Nachhaltigkeitsmanagement engagiert: „Öko-Zertifizierungen wie etwa EMAS haben viel zur Qualitätsverbesserung beigetragen und sind für Kunden, die auf Nachhaltigkeit Wert legen, ein wichtiges Entscheidungskriterium.”

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