Ein historisches Hoch
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Mit 7.769 Verbücherungen (+19,7%) war 2021 für Wachstumskaiser Burgenland ein ungewöhnlich dynamisches Jahr.
FINANCENET REAL:ESTATE Redaktion 22.04.2022

Ein historisches Hoch

Das Immobilienjahr zeigte sich mit den Wachstumsraten von der schönsten Seite.

••• Von Helga Krémer

WIEN. Die Wachstumskurve bei den Immobilienverkäufen zeigt wieder stärker nach Norden. Nach einem Plus von 7,4% (2019/18) und 5,1% (2020/19) steigt sie im Jahresvergleich 2021 zu 2020 sogar zweistellig: um plus zwölf Prozent.

Laut Re/Max-ImmoSpiegel 2021 wurden 2021 in Österreich in Summe 163.266 Liegenschaften verbüchert, um 17.486 mehr als 2020. Zum Vergleich: Der Zuwachs von 2019 auf 2020 lag bei 7.090 Einheiten. Im Fünfjahresvergleich sind das um ein gutes Drittel mehr Verbücherungen (+34,4%), im Zehnjahresvergleich sogar ein Anstieg um 79,8%.

Blick ins Grundbuch

Datenquelle ist das öffentlich zugängliche amtliche Grundbuch; es erfasst alle Kaufverträge lückenlos und bietet daher die verlässlichsten Daten am Markt. Die Experten für Immobiliendaten, Immounited, haben sie ausgelesen, Re/Max Austria Research analysierte.

„Wir erheben Transaktionsdaten aus dem österreichischen Grundbuch und ergänzen diese z.B. um historisch erfasste Nutzwertgutachten, Flächenwidmungs- und Gebäudeinformationen aus dem Grundstücksverzeichnis sowie Daten aus Immobilieninseraten. So entstehen vollständige Transaktionsdatensätze, die für einen transparenten Immobilienmarkt sorgen und für unsere Partnerunternehmen eine wertvolle Entscheidungsgrundlage darstellen”, sagt Roland Schmid, Eigentümer und Geschäftsführer der Immounited GmbH.

Verkaufswertsteigerung

Einen Anstieg gab es 2021 auch beim Immobilienverbücherungswert, er stieg von 35,15 Mrd. € im Jahr 2020 um 22,8% auf 43,18 Mrd. €.

Die Wertsteigerungen der Immobiliengesamtverkaufssumme waren in den letzten zehn Jahren viermal knapp unter 4 Mrd. € gewachsen, sonst immer geringer, einmal sogar geschrumpft. Von 2019 auf 2020 war die Gesamttransaktionssumme nur um 0,80 Mrd. € gestiegen. Von 2020 auf 2021 hat sie jedoch um 8,03 Mrd. €, also um das Zehnfache der Vorjahressteigerung, zugelegt.
Ob 2021 damit nur ein Ausreißer war oder vielleicht doch eine Trendumkehr einläutet, lässt sich aber noch nicht sagen. Für Anton Nenning, Head of Research & Communication bei Re/Max Austria, könne dieser immense und außergewöhnliche Wachstumsschub als Nachholeffekt samt weiterer kräftiger Umsatzsteigerung interpretiert werden: „Sofern er sich wirklich als einmalig erweist und sich nicht in den nächsten Jahren wiederholt”, meint Nenning.

Verbücherungen

20% aller Immobilien wurden in Niederösterreich gehandelt, 17% in Wien und nur 4,8% im Burgenland. Bei der Verkaufszahlendynamik ist Tirol mit einem Plus von 7,2% das Schlusslicht, das Burgenland mit plus 19,7% beim relativen Zuwachs die Nummer eins. Auch bei den Mengensteigerungsraten liegt das Burgenland mit plus 19,7% vorne und verweist Kärnten (+18,6%) und Vorarlberg (+17%) auf die Plätze.

Norden & Osten

Von den 43,18 Mrd. € Immobilienverbücherungswert kommen 12,68 Mrd. € aus Wien. Damit ist der Wertanteil der Bundeshauptstadt am Österreich-Topf, nach dem Durchhänger 2020, wieder auf 29,4% gestiegen. Der Zuwachs der Bundeshauptstadt liegt den Re/Max-Experten zufolge bei +3,14 Mrd. € oder +32,9%.

Nur mehr halb so groß wie das Wiener Stück vom Bundesimmobilienumsatz ist jenes von Niederösterreich: 6,79 Mrd. € sind 15,7% der Bundessumme, um 1,64 Mrd. € mehr als 2020 oder +31,7%. Aber: Mit 32.705 verbücherten Immobilien überschreitet Niederösterreich im Jahr 2021 als erstes Bundesland die Marke von 30.000; 17 der 21 Auswertungsbezirke feiern neue Höchststände.
Auch das Burgenland liegt, bezogen auf die Veränderung zu 2020 beim Wert der verbücherten Objekte, mit seinen +28,5% im Spitzenquartett. 857 Mio. € Gesamttransaktionswert sind um 190 Mio. € mehr als 2020.
Oberösterreich schafft es 2021 beim Immobilienwert auf das Podest: 5 Mrd. € bedeuten wie bei allen anderen Bundesländern eine neue Höchstmarke, in Oberösterreich um +587 Mio. € über dem Vorjahr (+13,3%).

Süden & Westen

Tirol hat nach 2013 und 2016 gegenüber der Steiermark wieder die Nase vorne: 4,93 Mrd. € sind im Bundesländerranking 2021 Platz vier und um 914 Mio. € mehr als 2020 (+22,7 %).

Die Steiermark nimmt die Position des Medians ein, Rang fünf, genau in der Mitte, mit 4,66 Mrd. € Immobilienverkaufswert. Die relativ geringe Steigerung von +156 Mio. € (+3,5%) hat den Tirolern in die Hände gespielt. Grund für diese geringe Steigerung waren massive Eigentumsübertragungen der öffentlichen Hand in der Steiermark, genauer in der Landeshauptstadt Graz im Jahr 2020, die 2021 im Umsatz fehlen.
Salzburg kommt 2021 auf 3,32 Mrd. € Verbücherungswert, nach +415 Mio. € (+14,3%).
Vorarlberg hält Kärnten auf Distanz und belegt Rang sieben; die Basis dafür bilden die 2,66 Mrd. € Immobilienverkaufswert, um 17,6% oder 398 Mio. € mehr als 2020.
Kärnten mit 2,27 Mrd. € legt 2021 um 595 Mio. € zu und gewinnt mit 35,4% das Rennen um die höchste Wertsteigerungsquote vor Wien. Auch im Zehnjahresvergleich ist Kärnten mit einem Plus von 212,3% absolute Spitze.

Signifikantes Wachstum

„Der Immobilienmarkt bewegte sich 2021 in neuen Sphären. Sowohl die Anzahl der Verbücherungen als auch der Verkaufswert haben signifikant zugelegt”, blickt Bernhard Reikersdorfer, Managing Director von Re/Max Austria, auf das letzte Jahr zurück.

Und wie geht’s weiter? „Die steigende Inflation, die fehlenden attraktiven alternativen Geldanlagemöglichkeiten und das weiterhin historisch niedrige Zinsniveau sorgen dafür, dass sich Immobilien – nicht nur bei Eigennutzern – weiterhin großer Beliebtheit erfreuen”, resümiert Reikersdorfer.

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