••• Von Paul Christian Jezek
WIEN. Die Österreicher sehen die Entwicklung der Wohnkosten problematisch: Schon jetzt sind für rund die Hälfte de Kosten in den letzten fünf Jahren „etwas gestiegen” und für 18% sogar „sehr gestiegen”.
Nur rund ein Drittel der Teilnehmer an einer aktuellen Umfrage von Imas International im Auftrag der Erste Bank und Sparkassen sieht das nicht so.
„Mit Gemeinde- und Genossenschaftswohnungen gibt es einen sehr guten sozialen Wohnbau, ansonsten würde das Ergebnis noch deutlich schlechter ausfallen”, sagt Peter Bosek, CEO der Erste Bank. Während in den 1980er-Jahren die Österreicher zu 77% das Wohnen als „leistbar” beziehungsweise „sehr gut leistbar” erachteten, sind es heute nur noch 25%, die das so sehen.
Dass Wohnen 2030 noch leistbar sein wird, glauben heute nur noch knapp 18%. Bosek dazu: „Es ist eine düstere Prognose, dass vier Fünftel der Österreicher heute der Meinung sind, sich in zehn Jahren keine Wohnung mehr leisten zu können. Hier müssen die Alarmglocken schrillen.”
Alarmierende Entwicklung
Sind seit 2015 laut Wifo die Reallöhne nur um 4,9 Prozent gestiegen, so sind die Mietpreise laut Verbraucherpreisindex der EZB um 15% in die Höhe geschossen.
Die Immobilienpreise haben sich im gleichen Zeitraum sogar um beachtliche 27% verteuert. Bosek: „Häuserpreise sind mit großem Abstand am stärksten gestiegen und übersteigen das Wachstum der durchschnittlichen Einkommen um fast das Dreifache. Diese Entwicklung ist alarmierend, denn das Wohnen muss auch in Zukunft leistbar bleiben.”
Aktuell wollen zwölf Prozent der Landsleute renovieren, elf Prozent den Außenbereich optimieren und elf Prozent Eigentum erwerben. Besonders bei der Gruppe der 18- bis 34-Jährigen hat die Covid-19-Pandemie den Wunsch nach Eigentum um ganze sieben Prozent zwischen Februar und Juni 2020 anwachsen lassen.
Wer es sich leisten kann, nutzt weiterhin die niedrigen Zinsen. Das Neugeschäft der Wohnbaukredite an Private stieg österreichweit von 5,068 Mrd. € (Q2 2019) um 7,2 Prozent auf 5,461 Mrd. (Q2 2020). Im gleichen Zeitraum stiegen die Neukredite im Wohnbau allein in der Sparkassengruppe um 9,8 Prozent auf 1,042 Mrd. € an.
War es vor Corona nur 68% wichtig, sind es heute 74% der Befragten, die eine besondere Absicherung der Finanzierung wichtig finden. Bei der Neukreditvergabe entscheiden sich heute acht von zehn Österreichern für einen Fixzinssatz – noch vor sechs Jahren war die Situation genau umgekehrt.