WIEN. In einem neuen Joint-Venture bündeln Madaster und der Immobilienentwickler und -betreiber Value One ihre Stärken, um nachhaltigen Immobilienentwicklungen einen kräftigen Aufschwung zu geben. Madaster erleichtert den Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft mit seiner digitalen Plattform für Materialien und Produkte in der gebauten Umwelt. Dieser „Kataster für Materialien” ist bereits in fünf europäischen Ländern in Betrieb, und startet nun auch in Österreich.
In einem linearen Wirtschaftsmodell sind die Ressourcen begrenzt und knapp. Madaster betrachtet die Erde als ein geschlossenes System, in dem es keinen Abfall geben sollte. Um Materialien auf unbestimmte Zeit verfügbar zu machen, müssen sie registriert und dokumentiert werden. Indem Materialien auf der Madaster-Plattform eine Identität verliehen wird, wird deren Wiederverwendung erleichtert. Jedes (Bau-)Objekt wird damit als ein Rohstoffdepot entworfen und verwaltet. Damit löst Madaster einen großen Pain-Point in der Branche und bietet ab 2023 eine enorme Hilfe bei der erfolgreichen Umsetzung der EU-Taxonomie-Verordnung.
Das Prinzip dahinter
Madaster betrachtet Rohstoffe als begrenzte Auflagen und Baumaterial als zyklisch wiederverwendbar. Damit Baumaterialien unbegrenzt zur Verfügung stehen, sorgt Madaster dafür, dass sie nachverfolgt und dokumentiert werden, damit sie wiederverwendet werden können und nicht zu einem immer größer werdenden Abfallberg werden.
Madaster bietet die Möglichkeit der Material- und Gebäudedokumentation, ähnlich wie bei der Registrierung von Parzellierung und Eigentum. Die Plattform ermöglicht es Immobilienbesitzern, einen Materialpass für ihre Gebäude zu erstellen, der Material-, Kreislauf- und Finanzinformationen enthält, sodass einzelne Hausbesitzer, Unternehmen und Behörden einen besseren Einblick in die Verwaltung von Materialien in der bebauten Umgebung erhalten. Die Plattform und der Pass unterstützen gemeinsam die Wiederverwendung von Materialien durch intelligentes Design, das Abfall vermeidet.
Wertstoffe abbilden
Als Gegenteil von Madaster könnte man Urban Mining verstehen, wo, etwa bei Gebäudeabrüchen, nach Verwertbarem gesucht wird – so, wie es beim Abbruch des Dusika-Stadions in Wien geschehen ist. Ungleich einfacher wäre das Vorhaben allerdings gewesen, hätte man damals schon auf einen Material-Kataster zurückgreifen können.
„Wir helfen Bauunternehmen, Immobilienentwicklern, Architekten, Ingenieuren, Produzenten und Immobilienbesitzern, genau abzubilden, welche Wertstoffe und Materialien sich in ihren Objekten befinden, und dokumentieren das zentral auf der Madaster-Plattform. So bringen wir die Immobilien in eine digitale Zukunft und bereiten diese für eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft vor”, sagt Pablo van den Bosch, Geschäftsführer von Madaster.
Außerdem ermöglicht die Madaster-Plattform allen an der Wertschöpfungskette beteiligten Unternehmen, die ESG-konforme Nachverfolgbarkeit der verwendeten Materialien bei der Entstehung eines Projekts zu gewährleisten.
Zirkularität der Gebäude
„Die Madaster-Plattform hilft dabei, Immobilienprojekte ‚kreislauffähig' zu machen und damit ein Umdenken in der Branche zu erleichtern”, beschreibt Andreas Köttl, CEO von Value One, das gemeinsame Joint Venture und erklärt: „Jedes Gebäude ist mit entsprechenden Materialpass mehr als nur eine Immobilie, in der man wohnen, arbeiten, leben kann – sie wird zu einem Rohstofflager der Zukunft. Dieses enorme Potenzial wollen wir unterstützen und gehen daher eine starke Partnerschaft für Innovation und Nachhaltigkeit ein.” (hk)