Amazon als Chance für rot-weiß-rote KMU
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RETAIL Redaktion 11.07.2025

Amazon als Chance für rot-weiß-rote KMU

Im Jahr 2024 verkauften rund 2.500 österreichische kleine und mittlere Unternehmen ihre Produkte via Amazon.

••• Von Georg Sohler

Pro Minute verkaufen österreichische kleine und mittlere Unternehmen 40 Produkte über Amazon-Shops weltweit. Das generierte 2024 rund 600 Mio. € Exportumsatz für die etwa 2.500 KMU. Mehr als 500 Mio. € werden in die Europäische Union exportiert, 95% der heimischen Verkaufspartner auf Amazon setzen ihre Waren in einem der 23 internationalen Stores im Ausland ab. Damit erreichen sie Kunden aus 130 Ländern. Diese im Jahresvergleich stabilen Zahlen stellte Amazon am UN-Tag der Kleinstunternehmen sowie kleinen und mittleren Unternehmen (27. Juni) im Rahmen einer Pressekonferenz vor. Dies geschah in Kooperation mit dem anerkannten Koordinator des Tages, dem International Council for Small Businesses (ICSB).

Unternehmer, Lehrender und Business Angel sowie ICSB-Vorstandsmitglied Rico Baldegger gab in einer einleitenden Keynote interessante Einblicke. Etwa, dass es Frauen schwerer falle, KMU zu finanzieren – und dass der globale Marktplatz gerade ihnen, jungen Menschen und unterrepräsentierten Gruppen neue Chancen eröffnet. Schließlich gibt es auch Wechselwirkungen zwischen großen und kleinen Firmen: „Viele erfolgreiche Großunternehmen begannen als kleine und mittlere Unternehmen – angetrieben von Träumen, Mut und der Bereitschaft, reale Probleme anzugehen.” Wichtig sei zudem, dass der ländliche Raum profitiert: Mehr als 60% der global verkaufenden Amazon-Partner haben ihren Sitz in ländlichen Gebieten und generieren mehr als 340 Mio. € Exportumsatz.

Inspirierende Umsetzung

Ein Unternehmen, das diese Aspekte in ihrer Gesamtheit auf den Punkt bringt, ist cocoome. Julia Pötsch aus Hengsberg in der Steiermark hatte aus eigener Erfahrung eine Idee: Es braucht Jackenerweiterungen für das bequeme Tragen von Babys unter der Jacke. Sie entwickelte diese sowie hochwertige Kinderkleidung und konnte ihr Geschäft ausbauen, exportiert seit 2017 auch nach Deutschland und die Schweiz, „mit stetig steigenden Umsätzen”, wie sie betont.

In den letzten zwei Jahren haben sich die Verkäufe sogar verdoppelt. „Als Gründerin haben mir die Reichweite und Infrastrukturlösungen von Amazon ermöglicht, mein Produkt schnell und effizient einer breiten Kundengruppe zu präsentieren”, meint Pötsch abschließend.

Am globalen Markt tanzen

Ein weiteres Beispiel ist Shoes4Dancers, auf Tanzschuhe und Zubehör spezialisiert. Das von Markus Windisch gegründete Unternehmen mit Sitz in Steyr verkauft bereits seit 2009 via Amazon. Er berichtet: „Versand durch Amazon und automatisierte Tools wie Übersetzungen von Produktdetailseiten haben es uns ermöglicht, effizient und professionell in neue Marktsegmente zu expandieren.”

Nach dem Nachfragerückgang während der Covid-Jahre ist das Familienunternehmen zu einem soliden Wachstum zurückgekehrt und steigert die Umsätze jährlich um einen zweistelligen Prozentsatz: „Heute liefern wir Schuhe und Zubehör an Tänzer in ganz Europa, den USA und Kanada – etwas, das wir allein nicht hätten tun können.”

Ein Standl für die Welt

Ein Case aus einem anderen Bereich ist der Bauernladen Helene. Helene Ziniel betreibt zwei Geschäfte in Wien, ist zudem saisonal mit einem Marktstand am Naschmarkt. Dort gibt es regionale Bio-Spezialitäten. Die Beschränkungen während der Corona-Pandemie brachten sie 2020 auf die Idee, ihre haltbaren Waren wie getrocknete Hirse oder Weizenkeime und andere Produkte in Bio-Qualität via Amazon zu verkaufen. Heute ist der Onlinevertrieb ein wesentlicher Bestandteil ihres Geschäfts: „Was als Notlösung gedacht war, macht heute rund 25 Prozent unseres Gesamtumsatzes aus.” Das Angenehme für sie ist, dass der Online-Dienstleister nicht nur Reichweite, sondern auch eine effiziente Logistik bietet. Das macht für kleine Unternehmen den Unterschied aus. Der Verkaufstarif „Professionell” kostet übrigens 39 € (inkl. MwSt.)pro Monat, zuzüglich einer variierenden Verkaufsgebühr pro Artikel. Darüber hinaus bietet Amazon eine Reihe von Services und Schulungen für Verkaufspartner an – darunter die kostenfreie Wissensplattform „Quickstart Online” in Kooperation mit der Wirtschaftskammer Österreich. Viele heimische KMU nutzen die Angebote, um Lagerung, Versand und Kundenservice zu verwalten.

Österreich mitgestalten

Yorck von Mirbach, Österreich Lead bei Amazon, verwies bei der Pressekonferenz auf neue technologische Entwicklungen, die den KMU zur Verfügung stünden: „Von der Bestandsplanung über Marketing bis zur Logistik – unser Ziel ist es, sie bei jedem Schritt zu unterstützen. Mit unseren KI-gestützten Tools wie dem Image Generator, Product Opportunity Explorer oder automatischen Übersetzungen können die Verkaufspartner Kundenbedürfnisse besser verstehen und ihre Angebote entsprechend anpassen.”

Wiewohl man sich nicht zu sehr auf einen Online-Shop verlassen sollte, steigen die heimischen Ausgaben im Bereich E-Commerce. 2024 flossen laut Handelsverbands-Studie 13% der gesamten Einzelhandelsausgaben der Privathaushalte in den Distanz- und Online-Handel.

Erfahrung weitergeben

Thomas Oberholzner, Geschäftsführer der KMU Forschung Austria, verwies auf die zentrale Bedeutung dieser Unternehmen für die heimische Wirtschaft: „Die rund 580.000 österreichischen KMU beschäftigen 65 Prozent der Arbeitskräfte und erwirtschaften 56 Prozent der Wertschöpfung im privaten Wirtschaftssektor.”

In der abschließenden Diskussionsrunde freute sich Ziniel dementsprechend: „Diese Konditionen kann ein Kleiner am Anfang nicht erreichen.” Windisch gibt sein Wissen mittlerweile weiter: „Wir sitzen oft mit befreundeten Händlern zusammen und begleiten sie.” Rot-weiß-rot ist der Faktor, wie Oberholzner festhielt: „Die Qualität und Innovation der Produkte haben weltweit ein gutes Image.” Wichtig bleibt die Balance zwischen verschiedenen Vertriebskanälen.

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