Denn die Hoffnung stirbt zuletzt …
© APA/Georg Hochmuth
RETAIL Redaktion 15.05.2020

Denn die Hoffnung stirbt zuletzt …

Studie von TQS Research & Consulting und Talk Online Panel zum Konsumverhalten in der Krise.

••• Von Sabine Bretschneider

Nächstes Kapitel beim Paketschnüren der Bundesregierung: Mit einer halben Mrd. € an Steuerentlastungen will die Regierung im sogenannten Wirtshaus-Paket der wegen der Coronakrise schwer angeschlagenen Gastronomie unter die Arme greifen.

„Was fehlt Ihnen am meisten, was würden Sie gerne als Erstes wieder machen?” Die Forscher von TQS Research & Consulting haben gemeinsam mit Talk Online Panel erfragt, was Österreich sich von der „neuen Normalität” erwartet.

Endlich wieder in die Gastro

An oberster Stelle der Wunschliste stand die Wiederaufnahme der sozialen Kontakte, mit Freunden (39%) und Familie (34%). Schon an dritter Stelle wird die Gastronomie genannt: fast ein Viertel der Befragten (24%) vermisst Restaurants und Lokale, nicht zuletzt, weil auch das Orte des sozialen Zusammentreffens sind. Die gute Nachricht: Am heutigen Freitag ist es so weit – die Gastronomie sperrt wieder auf.

Die privaten Kontakte wurden inzwischen auch erleichtert, also alles paletti? „In Anlehnung an den Hollywood-Blockbuster ‚Zurück in die Zukunft' der 1980er-Jahre wünschen sich manche wohl eine Reise in die Vergangenheit, um den Ausbruch und die Verbreitung des Coronavirus verhindern zu können”, schreibt TQS Research & Consulting. Abseits der Zahlen, Daten und Fakten hat man sich daran gemacht, was die Krise in den Köpfen der Österreicher bewirkt: „Wir wissen, dass es nur eine Momentaufnahme ist, die sich auch rasch wieder ändern kann; vieles gibt Hoffnung und manches sollte auch nachdenklich stimmen.”

Achten Sie auf die Marke!

Ein Ratschlag für die Gastronomie: Wichtig sei „die Marketingsicht”. „Die Bindung der Kundinnen und Kunden an die Marke ist wichtiger als Bindung an den (Vertriebs-)Kanal: Gastronomen sollten frühzeitig damit beginnen – und haben das in vielen Fällen auch schon getan –, durch verschiedene Möglichkeiten der Hauszustellung oder Abholung der Speisen die Kundenbeziehung aufrechtzuerhalten.

Weniger Optimismus, so die Forscher, lasse sich für den stationären Handel aus den Daten ablesen: Nur vier Prozent der Befragten vermissen das „Einkaufen gehen”. Das verwundert wenig, hatten doch auch während des Lockdown LEH und systemrelevante Versorger immer geöffnet. Im Zuge zunehmender Digitalisierung hätten viele auch positive Erfahrungen mit E-Commerce gemacht und ihren Einkaufsbedarf in Online-Shops abgedeckt.

Nichts geht ohne Multichannel

Dem Handel per se prognostiziert man kein Umsatzproblem; vielmehr werde es ausgewählte Branchen im stationären Einzelhandel hart treffen. Trotz Lockerung könne man beobachten, dass die Kunden ausbleiben. Auch hier gelte aber: Die Bindung der Kunden an die Marke ist wichtig. Und: Multichannel-Verkauf sei gerade für den stationären Einzelhandel heute „überlebenswichtig”. Die ersten Konkurse in der Branche ließen sich meist (auch) mit Versäumnissen bei der Digitalisierung der Vertriebskanäle begründen. 70% der Befragten geben an, bei ihren zukünftigen Einkäufen stärker auf die heimische Wirtschaft achten zu wollen; auch diese Chance solle man nicht ungenützt lassen.

Mehr Geld für die Wirtschaft

Weitere Erkenntnisse: Zwei Drittel der Befragten sind der Meinung, dass die Corona-Pandemie unsere Gesellschaft stark verändern wird. Nur ein Drittel sieht diese Veränderungen negativ (nur 6% „sehr negativ”). Immerhin 77% der Befragten sind der Meinung, dass die Corona-Pandemie „zu einem positiven Wandel der Wirtschaft beiträgt”, zum Beispiel hinsichtlich Klimawandel, vermindertem CO2-Ausstoß oder Digitalisierung.

„Wichtiger denn je”, sagt Dieter Scharitzer, Geschäftsführer von TQS Research & Consulting, „ist die ‚3M'-Strategie in der Zeit nach der Krise: Mut, Marke und Multichannel. Mut, um die Krise im Kopf der Konsumenten zu bekämpfen und daher müssen wir gute Emotionen fördern und wieder eine positive Stimmung generieren; eine präsente Marke, die im Kopf der Kunden die Beziehung verankert, bis wieder persönliche Kontakte verstärkt auch in die Beziehungsqualität einzahlen können, und eine klare Multichannel-Strategie, an der nun gewiss kein Weg mehr vorbeiführt.”
Unternehmen, so Scharitzer, die sich nach wie vor nur auf einen Live-Vertriebskanal reduzierten, würden von der Digitalisierung überholt werden: „Mit dieser Strategie und der richtigen Einstellung wird die Krise nicht verschwinden, aber die Unternehmerinnen und Unternehmer können ihr besser ‚aufgestellt' entgegentreten.”

BEWERTEN SIE DIESEN ARTIKEL

TEILEN SIE DIESEN ARTIKEL