Der Beerenmarkt ist kein Bärenmarkt
© dpa / Roland Rauch
Die Ukraine zählt zu den größten Himbeerexporteuren der Welt; mit Kriegsbeginn sind die Kosten für die Produktion von Lebensmitteln mit Himbeerfruchtzubereitungen in die Höhe geschnellt.
RETAIL Redaktion 22.04.2022

Der Beerenmarkt ist kein Bärenmarkt

Immerhin: Von einer Versorgungsproblematik kann bei den meisten Obst- und Gemüsesorten keine Rede sein.

WIEN. „Uns fordern die Steigerungen von Rohstoff- und Energiepreisen besonders heraus”, erklärt Josef Peck, Vorstand der LGV Sonnengemüse, und spricht damit gleichermaßen für seine Gärtnergenossenschaft wie für die gesamte Lebensmittelindustrie. Auch seine Bezifferung der Preissteigerungen, die an den Handel weitergegeben werden müssten, gleicht jener der Milchwirtschaft: Bis zu 30% könnten es schon werden. Dabei sei freilich von Produkt zu Produkt zu differenzieren: Schwerer als im Freilandanbau wiegen die Kostensteigerungen naturgemäß im geschützten Kulturraum, wo „neben den Betriebsmitteln Dünger und vor allem Energie” Mehrkosten verursachen.

Wehret den Hamsterkäufen

„Aus 2020 gelernt” haben, als es infolge von Hamsterkäufen zu leeren Regalen kam, will Klaus Hraby, Geschäftsführer von efko Frischfrucht & Delikatessen – und begann bereits im März mit dem Aussetzen sämtlicher Aktionen und einer Kontingentierung von Waren; Lebensmittelhändler dürfen somit nur mehr bis zu 30% mehr als die üblich georderte Menge ordern. Dazu drohen Engpässe bei Leerglas, auf die man „nötigenfalls” mit einer Prioritätensetzung im Sortiment reagieren wolle.

Eines ist jedenfalls klar: Die große Herausforderung des Jahres 2022 ist neuerlich, die große Nachfrage zu bedienen – nicht der Absatz ist das Problem, sondern dem volatilen Bedarf nachzukommen.

Versorgung ist sichergestellt

Peck entwarnt allerdings: Bei den „allermeisten und wichtigsten Gemüsesorten” sei die Versorgungssicherheit weiterhin gegeben, der Ukrainekrieg wirke sich auch auf das Feingemüse nicht aus.

Nicht nur beim Gemüse, auch beim Obst droht aktuell allenfalls bei Konserven (Pfirsiche, Ananas) ein Engpass, nicht aber bei frischer, heimischer Ware. Was Konsumenten dagegen bald bzw. bereits jetzt zu spüren bekommen, sind steigende Preise bei verarbeiteten Lebensmitteln mit Beerenanteil. Das kommt nicht von ungefähr: Bei den Himbeeren zählt die Ukraine etwa mit über 20.000 t exportierten gefrorenen Himbeeren jährlich zu den größten Exporteuren der Welt. Wie sich das im Sommer auf die Preise frischer heimischer Himbeeren auswirken wird, bleibt abzuwarten; bei verarbeiteten Lebensmitteln zeigen sich jedenfalls schon jetzt erste Teuerungen und Verknappungen im Sortiment. (haf)

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