Der heimische Handel (inkl. Großhandel und Kfz-Handel) bleibt mit einem Gesamtumsatz von rund 303 Mrd. € im Jahr 2025 und 92.000 Unternehmen mit in Summe 615.000 unselbstständig Beschäftigten der umsatzstärkste Wirtschaftsbereich und zweitgrößte Arbeitgeber des Landes – das zeigt das am Dienstag von Handelsverband und KMU Forschung Austria präsentierte Jahrbuch Handel 2025.
Allein der Einzelhandel bringt es mit seinen 52.500 Unternehmen und 345.000 Beschäftigten auf einen Nettoumsatz von 93,3 Mrd. €. HV-Geschäftsführer Rainer Will spricht ihm eine große Dynamik zu: „Im Vergleich mit anderen Branchen zeichnet sich der Retail-Sektor durch schnellere Entwicklungs- und Aufstiegsmöglichkeiten aus, insbesondere auch für Frauen. Er spielt auch als drittgrößter Lehrlingsausbilder Österreichs eine zentrale Rolle, aktuell werden im Handel mehr als 13.800 Lehrlinge ausgebildet“. Und auch wenn der Handel regelmäßig zur Zielscheibe wird: Die Politik bindet ihn sichtlich verstärkt in Entscheidungsprozesse ein.
Ministerielle Verbindung
„In den letzten Jahren haben wir in den Medien fast täglich gehört, dass jeder zweite österreichische Euro im Export erwirtschaftet wird. Regelmäßig vergessen wurde allerdings auf den ersten Euro – und damit auf unsere Binnenwirtschaft“, erinnert HV-Präsident Stephan Mayer-Heinisch. „Das hat sich inzwischen erfreulicherweise geändert. Auch auf politischer Ebene hat sich der Wind gedreht. Der neue Stil der Bundesregierung beinhaltet auch mehr Rücksichtnahme auf den Handel und einen stärkeren Einbezug von freien Verbänden wie dem Handelsverband“, ist Mayer-Heinisch überzeugt.
So habe man etwa im Rahmen des Handelskolloquiums im April viele arbeitsmarktrelevante Themen mit Arbeitsministerin Korinna Schumann und führenden Entscheidungsträgern aus dem Einzel- und Großhandel erörtern können; generell scheint die Interessenvertretung des Handels einen guten Draht mit der langjährigen Gewerkschafterin zu pflegen.
Anreize für Vollzeit
„Die Zahlen sprechen für sich. Mit einem Anteil von 16 Prozent stellt der Handel in Österreich die meisten Unternehmen aller Branchen. Als umsatzstärkster Wirtschaftsbereich und zweitgrößter Arbeitgeber des Landes ist er ein wichtiger Jobmotor, der fast ein Fünftel der gesamten Wertschöpfung schultert“, streicht Schumann die volkswirtschaftliche Bedeutung der Branche hervor.
Der langjährigen HV-Forderung nach einer Steigerung der Vollzeitquote sowie der generellen Beschäftigungsquote der Frauen versucht man, gerecht zu werden: „Wir haben im Regierungsprogramm mit dem verpflichtenden zweiten Kindergartenjahr einen sehr wesentlichen Hebel verankert“, so Ministerin Korinna Schumann, die betont, dass die Teilzeitdebatte, die über den Sommer neuerlich aufgekommen ist, nicht emotional geführt werden dürfe. „Wir müssen Lösungen finden, damit Frauen eben nicht gezwungen werden, Teilzeit zu arbeiten.“
„Inflationsdämpfend agiert“
Wie weitere Zahlen des Jahrbuch Handels darlegen, ist Österreichs Handel auch – trotz seines Gewichts – darauf angewiesen, sich politisch Gehör zu verschaffen. „Im Vorjahr musste die Branche im Schnitt vier Insolvenzen pro Werktag verkraften. Die Schließungsquote war zuletzt mit 6,5 Prozent deutlich höher als die Neugründungsquote von sechs Prozent. Auch die Umsatzrentabilität hat sich auf 5,2 Prozent reduziert“, beschreibt Wolfgang Ziniel, Projektleiter der KMU Forschung Austria, die Malaise.
Auch die Umsätze haben sich nach Anstiegen 2021 und 2022 zuletzt rückläufig entwickelt: 2024 sind die Umsätze des heimischen Handels nominell um –0,8% und real um –1,6% zurückgegangen – damit liegen sie inflationsbereinigt um knapp vier Prozent unter dem Niveau von 2019. „Wer angesichts dieser Zahlen behauptet, der Handel hätte sich in der Inflationskrise ein Körberlgeld verdient, kommuniziert faktenbefreit. Wir haben vielmehr inflationsdämpfend agiert“, ist Will überzeugt.
Um einem ob der schrumpfenden Erwerbsbevölkerung „absehbaren Arbeitskräftemangel“ aktiv entgegenzutreten, sieht Will neben der Erhöhung der Beschäftigungsquote auch Schritte zur Angleichung des faktischen an das reale Pensionsantrittsalter als notwendig an – und, um auch Menschen mit Migrationshintergrund den Zugang zum Arbeitsmarkt zu erleichtern, einen Abbau bei der Bürokratie rund um die Rot-Weiß-Rot-Card.
„Arbeit muss sich wieder lohnen, denn all jene fleißigen Personen, die tagtäglich einer Erwerbsarbeit nachgehen, tragen am meisten zu unserem Sozialsystem bei“, so HV-Präsident Stephan Mayer-Heinisch abschließend.
Kraftvoll in die Zukunft
Die Bewegtbild-Welt ist in Bewegung. Die letzte Meldung sorgt für Aufsehen in der Branche: Netflix und Paramount liefern sich eine Bieterschlacht mit ungewissem Ausgang bei Warner
