Der Kampf gegen den Schwindel
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Alles paletti?In Sachen Produktbeanstandungen jammern die Österreicher auf hohem Niveau; hauptsächlich werden Mogelpackungen kritisiert.
RETAIL Anna Muhr 08.02.2019

Der Kampf gegen den Schwindel

Der VKI deckt mit dem „Lebensmittel-Check” jährlich die Mogeleien und Irreführungen mancher Hersteller auf.

••• Von Anna Muhr

WIEN. Der Dauerbrenner ist die sogenannte Mogelpackung. Über Verpackungen, die von außen weit mehr Inhalt versprechen, als sie dann tatsächlich enthalten, beschweren sich die meisten Konsumenten, heißt es vonseiten des Vereins für Konsumenteninformation. 2012 startete der VKI, unterstützt durch das Bundessozialministerium, die Initiative Lebensmittel-Check. Unzufriedene Verbraucher können telefonisch, per Mail oder auf der Plattform www.lebensmittelcheck.at ihrem Ärger über Produkte Luft machen.

Der Verein geht den Hinweisen nach und versucht, über die Veröffentlichung der Lebensmittel-Checks eine Besserung zu erwirken und einen Dialog zwischen Unternehmen und Konsumenten herzustellen. In einzelnen Fällen unternimmt der Verein auch rechtliche Schritte gegen die Hersteller unter der Generalklausel „Irreführende Geschäftspraktiken”.

Die größten Aufreger

Vergangene Woche präsentierte der VKI die Top 3 der Schummel-Produkte für 2018 (siehe Kasten); ermittelt wurden sie durch ein Voting der Konsumenten. Etwa 100 Lebensmittel-Checks veröffentlicht der VKI jährlich (zwei pro Woche), die 13 Artikel mit der meisten Resonanz nach der Veröffentlichung standen zur Abstimmung.

Auch bei den aktuellen Top 3 zeigt sich: Am häufigsten ärgern sich die Konsumenten über überdimensionierte Verpackungen (Mogelpackungen), die mehr Inhalt versprechen, als sie bieten. Aber auch andere Schwindeleien führen zu Beschwerden, sagt Katrin Mittl-Jobst, Projektleiterin Ernährung und Lebensmittel beim VKI. „Auch die Zusammensetzung von Produkten ist ein Hauptärgernis. Oft versprechen die Verpackungen etwa durch Abbildungen Inhaltsstoffe, die dann nur in sehr geringen Mengen tatsächlich enthalten sind.”
Ein weiteres Ärgernis sind versteckte Preiserhöhungen nach dem Prinzip: weniger Füllmenge, gleicher Preis; der VKI spricht hier von „gezieltem Downsizing”. Und auch falsche Herkunftsangaben werden dem VKI oft gemeldet. „Hier haben wir momentan noch das Problem, dass die Herkunft nur bei wenigen Lebensmitteln gesetzlich verpflichtend angegeben werden muss”, so Mittl-Jobst.

Wenig Handlungsspielraum

Generell sieht der VKI wenig Möglichkeiten für gesetzliche Änderungen, die Herstellern Druck machen würden: „Ideen hätten wir schon. Aber der Handlungsspielraum ist durch geltende EU-Richtlinien sehr beschränkt”, so Beate Gelbmann, Leiterin der Abteilung Klagen beim VKI.

Der Verein appelliert also an den guten Willen der Hersteller zu mehr Transparenz. Und rät den Konsumenten, sich trotz Zeitmangels beim Einkaufen die Zutatenliste genau anzusehen.

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