Wenn in den Medien und seitens Unternehmen von Nachhaltigkeit die Rede ist, geht es üblicherweise um primär ökologische und ökonomische Aspekte – die Vermeidung von Plastikmüll, Verschwendung von Ressourcen, Energieeffizienz, elektrische Lieferflotten und Photovoltaikanlagen. Was dabei oft gänzlich unter den Tisch fällt, ist die dritte Säule der Nachhaltigkeit – die soziale Dimension.
Diesem Missstand Rechnung tragend, widmete sich die jüngste Ausgabe des Coca-Cola Österreich Real Talks ganz der „sozialen Evolution der ökologischen Nachhaltigkeit”. Über die 70 anwesenden Gäste hinaus wurde dieser Event auch von einem größeren Publikum auf LinkedIn verfolgt.
Plädoyer für Vorgaben
„Solange sie sich innerhalb der eigenen Unternehmensgrenzen bewegt, hat soziale Nachhaltigkeit einen sehr hohen Stellenwert, z.B. bei Initiativen für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, auch wenn die Zielerreichung noch sehr selten gemessen wird. Nachholbedarf gibt es, sobald es um soziale Aktivitäten außerhalb der Unternehmensgrenzen geht – hier werden noch zu wenig Möglichkeiten ausgeschöpft”, fasste Christian Horak, Managing Partner EY Parthenon, eine aktuelle Studie zusammen.
Die Regulatorik in Bezug auf Nachhaltigkeitsberichte sei „deswegen so stark, weil es freiwillig bisher nicht funktioniert hat”, merkte Gabriele Faber-Wiener, Leiterin des Center for Responsible Management, kritisch an. Während Unternehmen, die seit vielen Jahren „an dem Thema dran sind, auch keine Angst vor neuen Regulatorien haben”, würden viele Unternehmen erst jetzt beginnen, sich damit zu befassen, und seien „dementsprechend beunruhigt”. Es sei wichtig, Vorgaben zu liefern, damit Verantwortung übernommen werde.
Vom Green- zum Bluewashing
„Als weltweit tätiges Unternehmen stehen wir oft unter Beobachtung und haben uns unter anderem durch unseren Code of Business Conduct zum Schutz der Umwelt, aber auch der Menschen entlang der Wertschöpfungskette, selbst hohe Standards gesetzt”, erklärte Herbert Bauer, General Manager Coca-Cola HBC Österreich. Für ihn machen nicht nur rechtliche Vorgaben Sinn, sondern Initiativen, die tatsächlich positive Veränderung generieren: „Wir wollen mit unseren Projekten den Unterschied machen und fördern Programme, die selbst auf den Weg gebracht werden können, z.B. über die Initiative Youth Empowered, mit der wir Jugendliche dabei unterstützen, für das Berufsleben fit zu sein oder den Get active Social Business Award (GASBA) – ein Preis zur Förderung von sozialem Unternehmertum.”
Der Träger eben jenes Preises, energiespenden.at-Initiator Matthias Nadrag, war ebenfalls vor Ort – und brachte auf den Punkt, was er sich von Unternehmen am meisten wünscht: „Das Gesamtgesellschaftliche wird bisher noch zu wenig beachtet; vernachlässigt wird oft auch die Ehrlichkeit in der Kommunikation, auf Blue-washing – das soziale Pendant zum Greenwashing – können wir gerne verzichten.” (haf)