Eggers & Franke stärkt Präsenz in Österreich
© Martina Berger
Viktoria Loekkoes, Sophia Daxboeck
RETAIL Redaktion 12.12.2025

Eggers & Franke stärkt Präsenz in Österreich

Warum der Markt eigenständig bearbeitet wird, welche Produkte besonders gefragt sind und wie sich das Konsumverhalten verändert.

Eggers & Franke Österreich wurde als erster Auslandsstandort der Gruppe gegründet und hat sich in kurzer Zeit als eigenständig agierender Distributor etabliert. Im Gespräch erklären die beiden Brand Managerinnen von Eggers & Franke Österreich, Victoria Lökkös (im Bild l.) und Sophia Daxböck, wie sie ihr Portfolio für den österreichischen Markt aufbauen, welche Trends derzeit den Wein- und Spirituosensektor prägen und wie internationale Marken lokal relevant positioniert werden.

medianet: Wie würden Sie die Positionierung von Eggers & Franke Österreich beschreiben? Wie unterscheidet sich das von Ihrem Mutterhaus in Deutschland?
Victoria Lökkös: Der österreichische Standort war der erste Auslandsstandort der Eggers & Franke Gruppe und wurde mit der klaren Vision gegründet, sich als führender Distributor für Wein und Spirituosen zu etablieren. Obwohl wir Teil der Unternehmensgruppe sind, agieren wir in Österreich komplett eigenständig, von der kuratierten Auswahl unseres Portfolios bis hin zur individuellen Marktbearbeitung.
Sophia Daxböck: Gleichzeitig nutzen wir unternehmensinterne Synergien, insbesondere für Marken, die wir sowohl in Österreich als auch in Deutschland vertreten. Unser Portfolio ist hierzulande noch im Aufbau und daher kleiner als das in Deutschland, was wenig überrascht, schließlich gibt es Eggers & Franke in Deutschland ja schon seit 1804, da ist die Ausgangslage einfach eine andere.

medianet: Ihr Portfolio umfasst Weine, Schaumweine und Spirituosen. Nach welchen Kriterien entscheiden Sie, welche Marken oder Produkte in Österreich neu aufgenommen werden sollen?
Daxböck: Zu Beginn analysieren wir unser bestehendes Portfolio und die aktuellen Marktbedürfnisse. Auf dieser Grundlage prüfen wir, ob eine Neueinführung sinnvoll ist und unser Sortiment wirklich erweitert.
Lökkös: Unser Ziel ist ein spannendes, strukturiertes Portfolio, in dem sich die Marken gegenseitig ergänzen und echten Mehrwert bieten. Ein Beispiel ist Ruggeri Prosecco, den wir bewusst mit passenden Marken wie Limoncello Dicapri oder Canonita de Mallorca kombinieren. Für diese Kombinationen stellen wir der Gastronomie bereits erprobte Rezepte und Servierempfehlungen zur Verfügung, die unkompliziert übernommen und direkt eingesetzt werden können.

medianet: Welche Produkte kommen am österreichischen Markt besonders gut an? Und welche Distributionskanäle nutzen Sie?
Lökkos: Wir decken den gesamten österreichischen Markt ab und arbeiten indirekt über Partner wie den Lebensmitteleinzelhandel, Groß- und Getränkefachhändler oder Online-Shops.
Daxböck: Besonders erfolgreich ist unser Prosecco aus dem Hause Ruggeri, der in der Gastronomie aufgrund seiner konstant hohen Qualität geschätzt wird. Auch die Kategorie Limoncello verzeichnete im vergangenen Jahr ein starkes Wachstum. Mit Limoncello Dicapri, dem Original aus Capri, bieten wir ein Produkt an, das dank seiner natürlichen Rezeptur hervorragend ankommt.
Lökkös: Canonita de Mallorca ist ebenfalls ein Highlight: ein leichtes, erfrischendes Sommergetränk, das gerade besonders beliebt ist. Und spannend ist auch der deutliche Aufschwung von Fernet-Branca, durch die Einführung der ersten Fernet-Branca Coin einem Symbol für die Zugehörigkeit zur Barcommunity, und unsere intensivierte Social-Media-Arbeit.

medianet: Wie nehmen Sie das aktuelle Konsumverhalten österreichischer Wein- und Spirituosenkäuferinnen und Käufer wahr?
Daxböck: Wir beobachten aktuell einen Rückgang im Konsumverhalten, was sich auch in den allgemeinen Marktkennzahlen zeigt. Gleichzeitig verändern sich die Trinkgewohnheiten: Aperitivo-Time oder After-Work-Drinks werden immer beliebter, und dabei werden leichtere, weniger hochprozentige Getränke konsumiert.
Lökkös: Gerade bei den 18- bis 25-Jährigen sehen wir zudem einen starken Trend zu Ready-to-Drink-Formaten. Diese Generation sucht Flexibilität und Erlebnisse, für sie zählen Genuss und Image eindeutig mehr als Masse.

medianet: Welche Marketingkanäle erachten Sie derzeit als besonders wirksam für Wein- und Spirituosenmarken in Österreich?
Lökkös: Geschmack und Geruch stehen bei diesen Produkten im Vordergrund, sie müssen probiert werden. Deshalb funktionieren Messen, Events und Verkostungen in der Gastronomie besonders gut.
Daxböck: Ergänzend setzen wir auf klassische PR und Social Media, die erste Impulse setzen und Interesse wecken. Am Ende zählt aber die positive Tastingerfahrung. Die fördern wir auch, indem wir unsere Produkte prominent auf Menükarten in der Gastronomie platzieren.

medianet: Wie gelingt es Ihnen, internationale Marken so zu positionieren, dass sie lokal relevant wirken, ohne ihre globale Identität zu verlieren?
Daxböck: Wichtig ist, dass das Produkt zu den geschmacklichen Vorlieben des jeweiligen Landes passt. Viele Marken haben global hohe Relevanz, werden aber je nach Tastingprofil lokal unterschiedlich angenommen. Darum vermitteln wir zuerst die Geschichte und Herkunft des Produktes, um seine Identität zu transportieren.
Lökkös: Im nächsten Schritt definieren wir den Perfect Serve für Österreich. Da wir ein ausgeprägtes Weinland sind und Spritzgetränke sehr beliebt sind, setzen wir beispielsweise bei ­Limoncello Dicapri oder Canonita de Mallorca gezielt auf ­passende Spritz-Varianten, die den lokalen Geschmack ideal treffen.

medianet: Der Trend zu alkoholfreien oder reduzierten Varianten wächst. Wie sehr ist dieses Segment aktuell Teil Ihrer Strategie? Planen Sie, alkoholfreie Spirituosen oder alternative Produkte in Ihr Sortiment aufzunehmen?
Lökkös: Wir sehen diesen Trend sehr klar und evaluieren laufend verschiedene Möglichkeiten. Zuletzt haben wir alkoholfreien Wein von III Freunde Weine, von Matthias Schweighöfer und Joko Winterscheidt, ins Sortiment aufgenommen.
Daxböck: Low-ABV-Produkte, also Produkte mit geringerem Alkoholgehalt, führen wir schon länger und sehen, dass sie sehr gut funktionieren. Dennoch bleibt das Segment insgesamt eher klein, und nicht für jedes Produkt macht eine alkoholfreie Variante wirklich Sinn.

medianet: Wie definieren Sie die Rolle einer Brand Managerin im Wein- und Spirituosensegment? Wo liegen die besonderen Herausforderungen?
Daxböck: Als Brand Managerin ist man die Schnittstelle zwischen Brandowner und Konsumenten. Wir nehmen den Input der Produzenten auf und übersetzen ihn so, dass er den Bedürfnissen der Kundinnen und Kunden entspricht.
Lökkös: Die größte Herausforderung ist, die Marke langfristig in den Köpfen der Kon­sumentinnen und Konsumenten zu verankern. Sei es im Lebensmitteleinzelhandel oder in der Gastronomie. Wir erzählen Markenstories, sorgen für positive Erlebnisse und geben das Feedback wiederum an die Produzenten zurück.

medianet: Wie sehen Sie die Entwicklung des Getränkemarktes in Österreich in den nächsten fünf Jahren?
Lökkös: Der Getränkemarkt in Österreich zeigt derzeit Schwächen, einerseits durch das veränderte Konsumverhalten, andererseits aufgrund von Inflation und anderen geopolitischen Faktoren. Wir hoffen, dass sich Letztere wieder entspannen und die Kaufbereitschaft steigt.
Daxböck: Die Kategorien Low- und No-Alkohol-Produkte werden voraussichtlich weiter wachsen. Mit einem passenden Portfolio kann man deshalb durchaus optimistisch in die nächsten Jahre blicken. (red)

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