••• Von Paul Hafner
Vier Monate ist es her, dass die Vertreter der selbstständigen Kaufleute in Österreich ob der massiven Teuerung der Energiekosten die Alarmglocken läuteten: „Wenn keine entsprechende Unterstützung kommt, werden wir Ende 2023 deutlich über 1.000 Gemeinden haben, die keinen Nahversorger mehr haben”, warnte damals Andreas Haider, Geschäftsführer und Eigentümer der UniGruppe – und fügte sich ein in einen Tenor der Besorgnis; Branchenkollege Christian Prauchner, eigenständiger Kaufmann bei Spar, rechnete eine Verlusterwartung von über 200.000 € für 2023 vor, Nah&Frisch-Kaufmann Wolfgang Benischko plante gar mit dem Zusperren seiner Geschäfte bis Jahresende.
Nach einem Herbst im Zeichen der Sorge und Existenbedrohung kam kurz vor Weihnachten die große Erleichterung – in Form des „Energiekostenzuschuss 2”, der sich vom Vorgängermodell u.a. durch eine Erhöhung der Unterstützungsquote, der Förderobergrenzen und eine Kriterienentschärfung unterschied, so de facto allen Nahversorgern eine erhebliche Entschädigung ihrer Energiemehrkosten bescherte und diesen die dringend benötigte Planungssicherheit verschaffte.
„Das war ein wichtiges Signal”, blickt Haider im aktuellen medianet-Interview zurück und kündigt darüber hinaus an, „zukünftig voll auf das Thema Energiegemeinschaften” setzen zu wollen. Von einer wirklichen Entspannung könne man indes noch nicht sprechen: „Das Jahr 2022 war sowohl herausfordernd als auch turbulent – und im neuen Jahr wird es auch so weitergehen. Denn aufgrund der gestiegenen Personal-, Energie- und Treibstoffkosten sowie der Zinsen wird die Inflation auch 2023 eine ähnliche Steigerung wie 2022 erfahren.”
Was die längerfristige Perspektive betrifft, lässt Haider allerdings Zuversicht durchblicken: „Wir gehen davon aus, dass wir bis Mitte 2024 mit der neuen Normalität umzugehen lernen werden und es dann wieder zu einer Stabilisierung kommen wird.”
Ziel 2023: Fünf neue Partner
„Die aktuellen Gegebenheiten machen die Suche nach neuen Partnerinnen und Partnern natürlich nicht einfach”, räumt Haider ein, dem im Zuge der Krise einige Franchisenehmer mangels wirtschaftlicher Perspektive abgesprungen waren. Der Gegentrend ist aber längst eingeläutet: „Wir blicken optimistisch in die Zukunft und sind uns sicher, mit unserem erfolgreichen Konzept auch heuer wieder einige neue Partnerinnen und Partner gewinnen zu können.” So würden schon jetzt im März zwei neue Franchise-Standorte – in Rohrbach a.d. Lafnitz und in Thal bei Graz – eröffnet, bis Jahresende will man in Summe „etwa fünf neue Partner” gewonnen haben.
Erfolgsmodell UniBox
Während andere autonome SB-Konzepte nicht über Pilotversuche hinausgingen – die fast zeitgleich gestartete Billabox wurde etwa nach einem Jahr wieder eingestellt –, scheint der UniBox eine langfristige Zukunft beschieden: „Wir freuen uns sehr, wie gut die UniBox mittlerweile von der Bevölkerung in den jeweiligen Standorten angenommen wird”, so Haider, der dem Konzept eine wichtige Rolle in der Versorgung der ländlichen Regionen zubilligt – und großes Potenzial bei der Kooperation mit Tankstellenbetreibern ortet, „da die Versorgungspunkte mit Lebensmitteln an Tankstellen immer beliebter werden”. In diesem Bereich sei man außerdem mit dem Convenience-Lieferanten unik – einer gemeinsamen Tochter mit dem Handelshaus Kiennast, welche im Vorjahr Lebensmittelgroßhändler Lekkerland Österreich übernahm – „stark vertreten, um innovative Lösungen für die Belieferung des Tankstellen- und des Conveniencemarktes voranzutreiben”.
Augenmerk auf Hybridmodell
„Wir freuen uns auf alles, was dieses Jahr mit der UniBox noch kommt”, so Haider, „das heurige Jahr wird aber verstärkt im Zeichen der Hybridmärkte stehen, die von den Kundinnen und Kunden angenommen werden und sehr gut funktionieren.” Nach der Eröffnung eines Hybridmarkts in Pabneukirchen vor wenigen Tagen steht noch im März eine weitere Eröffnung am Attersee an, „und noch weitere werden folgen”. Der Startschuss für das Modell war im September 2022 beim Nah&Frisch-Markt in Gaflenz erfolgt, welcher seither zu den Kernöffnungszeiten klassisch betrieben wird und zu den erweiterten Öffnungszeiten für den autonomen Einkauf im Self Service zur Verfügung steht. Haider: „Mit diesem neuen, modernen Konzept gelingt es uns in ländlichen Strukturen, wo es oft schwer ist, Nachbesetzungen bzw. Personal zu finden, die Nahversorgung auch weiterhin zu sichern.”
Einen Beitrag dazu leistet auch der Unimarkt-Onlineshop, der via Post österreichweit zustellt und besonders zu Pandemiebeginn einen Nachfrage-Boom verzeichnete. „Natürlich hat sich das Online-Einkaufsverhalten wieder etwas verändert und ist im Vergleich zu 2020/2021 wieder rückläufig. Dennoch bewegen wir uns immer noch auf einem guten Niveau und sind zufrieden. Wir arbeiten in diesem Bereich außerdem an einer Weiterentwicklung im Lebensmittel-Onlinevertrieb, um auch hier den nächsten zukunftsweisenden Schritt zu setzen. ”