••• Von Christian Novacek
Die Doppler Gruppe absolvierte 2019 mit einem Doppelschlag und ließ die Milliarde sowohl im Umsatz als auch im Absatz hinter sich: Der Erlös belief sich demnach auf 1,1 Mrd. € – im Jahr davor war es etwa eine Milliarde. Beim Treibstoffabsatz steigerte man sich von einer Milliarde auf 1,04 Mrd. l.
Mit dem Absatzplus von 4,3% sei man deutlich über dem Markt gewachsen – dieser hätte nämlich nur um 0,4% zugelegt, berichtet Geschäftsführerin Daniela Dieringer. Somit resultiert derzeit ein Marktanteil von mehr als zehn Prozent am Mineralölmarkt, obwohl Doppler „nur” 8,5% der Tankstellen gehören. „Das heißt, wir verkaufen mehr als der Mitbewerb”, bilanziert infolge Dieringer. Bei konstanter Mitarbeiterzahl (740) wuchs auch das Ergebnis „überbordend”, nämlich von 10,1 auf 13,8 Mio. €.
Trotz des klar positiven Geschäftsverlaufs sieht man bei Doppler Mineralöl als „Vergangenheitssparte” an. Ob aus der Marke „Turmöl” absehbar „Turmstrom” wird, sei laut Geschäftsführer Bernd Zierhut eine durchaus offene Frage, allerdings befindet man sich bei der E-Mobilität nach wie vor in der Aufbau- und Entwicklungsphase. Die von der Politik vollmundig in Aussicht gestellte Durchdringung des Marktes ist zwar bis dato ausgeblieben, allerdings sei die Anzahl von 29.513 (Stand: Ende Dezember 2019) zwar „unter der Prognose, aber die Elektromobilität wurde hierzulande besser angenommen als in Deutschland”.
Konkret wurden in 2019 rd. 9.000 vollelektrische Fahrzeuge neu angemeldet, prognostiziert waren 15.000. Zu den rd. 30.000 Elektrofahrzeugen gesellen sich noch artverwandte 50.000 Hybride.
Vom Tanken zum Essen
Für heuer plant Doppler zwei bis vier Schnell- und elf Standard-Ladestationen zusätzlich zu bestehenden 40 Lade-Standorten. Dazu kommt eine Kooperation mit dem Parkhaus-Betreiber Apcoa, und das geplante E-Mobility-Center in Linz soll ebenfalls Wirklichkeit werden. Dort will man schnelles und normales Laden von Autos und E-Bikes ebenso anbieten wie herkömmliches Tanken. Auch eine Partnerschaft mit einem Roller-Verleiher sei denkbar. Die Idee: Während das Auto lädt, erledigt der Kunde kleinere Wege zu Fuß oder mit dem Scooter.
Der Erfolgspfeiler der Welser Unternehmensgruppe war in den letzten Jahren stark fossil. In Zukunft sollen neben der Elektromobilität vor allem die Geschäftsfelder Nahversorger, Waschen sowie Erd- und Flüssiggas zu Kundenbindung und Erlös beitragen. „Wenn ich einen Blick in die Zukunft werfe, dann sehe ich einerseits die Bedeutung des Stroms massiv ansteigen. Eng damit verbunden, wird die Zweiteilung in Tankstelle als Dienstleistungszentrum versus Tankautomat noch viel schneller und massiver voranschreiten. Und darauf muss man als Unternehmen vorbereitet sein”, erläutert Zierhut.
Die Entwicklung der Tankstellen hin zum modernen Dienstleistungszentrum sei erfreulich – und vorzeigbar: Doppler reüssiert sowohl mit „Spar express” als auch mit „Nah&Frisch punkt – Mein Bahnhofsgreißler”. Damit habe man, so Zierhut, „den Nerv der Zeit” getroffen. Lange Öffnungszeiten, ein stimmiges (Frische)Sortiment, verbunden mit einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis, sind Argumente für den Einkauf direkt an der Zapfsäule.
Stark mit Spar express
Wirkmächtiges Tool in Sachen Nahversorgung sind zurzeit 52 Spar express-Tankstellenshops mit jeweils mehr als 2.000 Produkten. 2019 konnte die Zusammenarbeit mit Spar langfristig gesichert werden – Zierhut dazu: „Spar ist ein cooler Partner und ein Partner, der es versteht, einen zu fordern.” Die Kooperation wurde bis 2030 verlängert. Zierhut weiter: „Der Erfolg gibt uns Recht. Die Turmöl-Tankstellenshops wurden 2017 und 2018 als Testsieger im Bereich Tankstellenshops bereits zum zweiten Mal mit dem ÖGVS-Siegel ausgezeichnet. 2019 konnten wir mit Spar express einen Umsatz von 53 Mio. Euro realisieren.” Bis Ende 2020 sollen zwölf neue Shops eröffnen.
Speziell bei der Altersgruppe der 16- bis 29-Jährigen steigt die Relevanz der Tankstellenshops merklich. Aus der regionalen Perspektive verzeichnen Wien, Niederösterreich und das Burgenland die stärkste Kundenfrequenz.
Nah&Frisch punktet
Das seit 2018 laufende Shop-Projekt der Doppler Gruppe in Zusammenarbeit mit der ÖBB – der Bahnhofsgreißler – präsentiert sich auf rd. 40 m² mit einer Auswahl an belegten Backwaren sowie frischen Snacks to go. Auch eine Kaffeetheke ist Bestandteil des Konzepts. „Gerade am Bahnhof muss es oft schnell gehen. Trotzdem wollen die Kunden schmackhafte, und vor allem auch gesunde Snacks; das Angebot der Bahnhofsgreißler ist genau darauf ausgelegt”, ist Zierhut überzeugt.
Das Shop-Konzept der Doppler Gruppe punktet darüberhinaus mit dem Verkauf von ÖBB-Tickets und einer Lotto/Toto-Annahmestelle sowie dem Hermes Paketservice. Das Konzept wird bis dato an drei Standorten (Hollabrunn, Mistelbach und Melk) getestet. Am Standort Melk startet per April 2020 ein Test mit Spar express.