••• Von Paul Hafner
Fast sieben Wochen – exakt 47 Tage lang – dauerte der Shutdown der Geschäfte letzten Endes an. Während kleinere Geschäfte sowie Bau- und Gartenmärkte bekanntermaßen schon Mitte April öffnen durften, ist die flächendeckende Normalität im Handel erst am 2. Mai wieder eingekehrt – und das auch nur mehr oder weniger.
Denn komfort- und zum Teil umsatzeinschränkende Maßnahmen wie Maskenpflicht, Personenzahlbeschränkungen und Ähnliches dürften uns auf unbestimmte Zeit erhalten bleiben, und nicht nur jene der zur viel zitierten Risikogruppe gezählten Personen werden sich den einen oder anderen Einkaufsbummel verbeißen.
Positiver Auftakt
Auf den Tag der Arbeit folgend – passend vom Handelsverband zum „Tag des Handels” erklärt –, geriet dessen Bilanz für den ersten Einkaufssamstag „vorsichtig positiv”: Sonniges Wetter habe für viel Frequenz besonders in Innenstadtlagen und Einkaufsstraßen gesorgt, auch viele Bezirksstädte hätten von gutem Andrang berichtet; ähnlich sei es Fachmarkt- und Einkaufszentren ergangen.
Die vor allem in Möbel-, Textil- und Elektrogeschäften sowie Buchhandlungen unerwartet hohen Besuchszahlen schlugen sich nur bedingt in Käufen nieder; vielerorts seien die Umsätze überschaubar geblieben, vermeldete der Handelsverband.
„Die Gastronomie fehlt dem Handel, und beiden fehlt natürlich der Tourismus. Daher hoffen wir, dass die Österreicher jetzt regionaler denn je kaufen”, kommentierte Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will.
Viel wichtiger wird entsprechend die Bilanz der kommenden Wochen sein – wenn nämlich Geschäfte und Gastronomie im neuen Alltag angekommen sind und derzeit noch unvertraut anmutende Schutzmaßnahmen routiniert ablaufen.
Regionalitätsboost
Erst mit der Zeit wird sich etwa zeigen, wie nachhaltig die Verlagerung der Einkäufe ins Internet (und in welchen Branchen stärker bzw. schwächer) ausfällt; auch eine Abwartehaltung in der Bevölkerung – die Angst vor einer baldigen zweiten Welle – dürfte das stationäre Geschäft noch eine Weile trüben.
Im Handel hält man sich mehrheitlich mit Prognosen verständlicherweise zurück. Zu unklar ist, wie sich die Lage entwickeln wird – ob Maßnahmen vielleicht doch wieder zurückgenommen werden könnten –, und auch das Konsum- und Kaufverhalten ist Umfragen zum Trotz schwer abschätzbar. Fürs Erste herrscht jedenfalls Erleichterung, dass man seine Türen wieder öffnen darf.
Ein Trend, der Handel und Industrie jedenfalls zugute- kommt, ist jener zur Regionalität. So kaufen laut Handelsverband-Studie Jung und Alt seit Ausbruch der Krise verstärkt regional; am stärksten ist das Bewusstsein bei den besonders betroffenen Tirolern (72%) ausgeprägt, am schwächsten bei den am schwächsten betroffenen Burgenländern (35%).
Schlangen bei Möbelhäusern
Während sich Shopping Center am 2. Mai mit etwa 50% (SCS und Donau Zentrum) bis zwei Drittel (Auhof-Center) der üblichen Samstagsfrequenz relativ zufrieden zeigten, konnten sich Möbelhäuser ähnlich wie zuletzt Baumärkte über enormen Andrang freuen. Hunderte Meter lange Schlangen bei Ikea und reger Andrang bei der großen und professionell vorbereiteten (strikte Personenbegrenzung, penible Hygienemaßnahmen und -vorschriften, kostenlose Masken) Wiedereröffnung von kika und Leiner zeigten deutlich, wo die Shopping-Präferenzen der Österreicher derzeit liegen.
Ob uns das Wiederaufsperren der Geschäfte und das allgemeine „Wiederhochfahren” des sozialen Lebens teuer – nämlich mit einer neuen Welle an Infizierungen – zu stehen kommen wird, wird sich weisen; die Öffnung jener Geschäfte mit geringerer Fläche (unter 400 m²) per 14. April hat nach Angaben des Gesundheitsministeriums jedenfalls nicht zu einer solchen geführt. Der Handel hofft geschlossen auf ähnlich positive Nachrichten Mitte Mai.