PRESSBAUM. Österreichs Apfelernte hat begonnen. Doch während die ersten Früchte von den Bäumen geholt werden, steht der heimische Fruchtsaftmarkt unter massivem Druck. Der österreichische Getränkehersteller Höllinger warnt: Die Nachfrage nach steirischem Apfelsaft sinkt deutlich. Statt regionaler Direktsäfte landen immer häufiger günstigere Produkte aus Importen und Konzentraten in den Einkaufswägen.
Regionaler Saft unter Druck
Seit Jahren zeigt der Trend nach unten – 2024 verzeichnete der Fruchtsaftmarkt bereits ein Minus in der Absatzmenge von 11 Prozent1. Auch in diesem Jahr wird mit weiteren Rückgängen gerechnet. Billigpreise, harte Konkurrenz und verändertes Konsumverhalten lassen die Branche schrumpfen. Hinzu kommt: Herkunftstests belegen, dass rund 66 Prozent² der Säfte im Supermarkt nicht aus österreichischen Äpfeln gewonnen werden. Begriffe wie „abgefüllt in Österreich“ verschleiern die wahre Herkunft und täuschen Regionalität vor.
„Steirischer Apfelsaft ist einzigartig“, erklärt Firmengründer und Geschäftsführer Gerhard Höllinger. „Alte Streuobstsorten geben ihm jene Frische und Tiefe, die ein industrielles Konzentrat niemals bieten kann. Wenn wir diese Vielfalt erhalten wollen, braucht es ein stärkeres Bewusstsein für Herkunft.“
Schlechte Ernte in Europa, schwankende Mengen in Österreich
EU-weit fällt die Apfelernte heuer um rund acht Prozent geringer aus – mit deutlich steigenden Preisen am Weltmarkt. In Österreich sind die Erträge aus Streuobst, welches für die Saftproduktion besonders wichtig ist, stark schwankend und heuer deutlich schwächer als im langjährigen Schnitt. Gleichzeitig sinkt zudem die Nachfrage nach hochwertigen, regionalen Säften weiter. „Wir verkaufen zwar nach wie vor den Großteil unseres steirischen Apfelsafts im Inland. Doch die zugesagten Mengen an unsere Bauern sind im österreichischen Markt immer schwieriger unterzubringen“, sagt Höllinger.
Export als Rettungsanker
Für regionale Anbieter gibt es laut Höllinger nur drei Wege: mehr Export, bessere Sensibilisierung der Konsumenten – oder das Aus. Weil viele Konsument:innen angesichts der anhaltend schlechten wirtschaftlichen Lage sparen, setzt Höllinger verstärkt auf den internationalen Markt. „Im Export können wir faire Preise erzielen und den steirischen Apfelsaft als Premiumprodukt positionieren. Nur so sichern wir die Zukunft unserer Bauern und die Vielfalt unseres Saftes.“
Die Situation bleibt allerdings paradox: Österreich exportiert Apfelsaft, während gleichzeitig ein Großteil der im Inland verkauften Ware aus dem Ausland stammt – teilweise aus denselben Ländern, in die heimische Produzenten liefern. „Bei Milch oder Fleisch wäre das unvorstellbar. Beim Apfelsaft fehlt dieses Bewusstsein noch immer“, so Höllinger.
Appell an Konsumenten
Dabei könnte Österreich sich selbst mit Äpfeln und Apfelsaft versorgen. Doch ohne ein klares Bekenntnis zu Regionalität droht der steirische Apfelsaft Schritt für Schritt aus den Regalen zu verschwinden – und mit ihm eine jahrhundertealte Kulturlandschaft. Denn die Anbauflächen im Streuobst sind in den vergangenen Jahren bereits drastisch zurückgegangen, im letzten Jahrzehnt alleine über 11 Prozent. Dies hat auch negative Auswirkungen auf die Biodiversität und die Verfügbarkeit alter sowie seltener Apfelsorten.
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