Gastbeitrag ••• Von Michael Buchacher
Ende Jänner ahnten nicht mal die größten Schwarzmaler, in welcher Situation Gesellschaft und Wirtschaft wenige Monate später stehen würden. Alle sehen sich jetzt mit neuen, teilweise existenziellen, Herausforderungen konfrontiert – egal, ob man nun eine Boutique für Designermode, eine Handelskette für Bio-Lebensmittel oder einen Sporthändler durch die Krise manövriert.
In manchen Branchen (etwa: Mobilfunk) ist Österreich oft Testmarkt und Vorreiter, bei digitalen Lösungen im stationären Handel allerdings eher nur im guten Mittelfeld. Das wäre jedenfalls rasch zu ändern, denn eine „zweite Welle” der Coronavirus-Infektionen ist möglich, inklusive einer Wiederholung der Einschränkungen.
Egal, ob es nun Komponenten oder das Gesamtkonzept betrifft, jetzt ist der richtige Moment zur Vorbereitung – und zur Einführung von digitalen Lösungen, die im stationären Handel das Verschmelzen von physisch und digital hin zu „phygital” fördern.
Die drei zu Jahresbeginn an dieser Stelle skizzierten Trends (Siegeszug von Digital Signage, Employee TV und Instore Analytics) gelten weiter, allerdings mit veränderten Vorzeichen. Hinzu kommen verstärkt Shop-Virtualisierung mit 3D-Anwendungen, Social Shopping-Anwendungen sowie Lösungen für Regelungen zu Personenabständen, Besucherdichte und -frequenz.
Die neuen Trends
Zuerst zu den wichtigsten Entwicklungen bei den im Jänner https://medianet.at/news/retail/ein-display-kommt-selten-allein-31188.html) skizzierten Trends:
• Digital Signage hat neue Aufgaben im Bereich der Kundeninformation erhalten. Verhaltensregeln, Warnhinweise, Abstandsregeln, etc. ergänzen das Programm und sollten entsprechend attraktiv gestaltet werden. Außerdem häuft sich der Bedarf, Kunden bei Wartezeiten zu informieren und zu unterhalten – Stichwort: „Queuing”.
• Auch Employee TV wird – wo bereits im Einsatz – in den Dienst der Coronavirus-Information gestellt. Laufende Änderungen bei internen Hygiene- und Sicherheitsbestimmungen, zu Abstandsregelungen und Mund-NasenSchutz-Tragepflicht ergänzen das interne Programm. Durch die Zunahme von Sicherheitspersonal im Einzelhandel gibt es außerdem eine weitere Zielgruppe.
• Bei Instore Analytics-Anwendungen stellen sich neue Herausforderungen: Masken machen die Einschätzung von Emotionen schwieriger. Dafür kann man mit bestehenden Lösungen helfen, die Frequenz und Dichte von Kunden im Store monitoren.
Zusätzlich kommen neue Themen ins digitale Angebot, die das Verständnis und Erleben des stationären Handels verändern. Wichtiger denn je sind attraktive Webshops, die einen sehr realistischen digitalen Eindruck der verfügbaren Produkte ermöglichen. 3D-Visualisierungen werden zum State of the Art; sie sind für Mode, Einrichtungsgegenstände und Möbel ebenso wie für Haushaltswaren und Spielzeug eine gute Ergänzung zum persönlichen Eindruck. Sie ermöglichen eine Vorauswahl und steigern die Vorfreude – besonders in Phasen, wo zwischen Familienmitgliedern und Freundeskreisen die Kontaktmöglichkeiten eingeschränkt sind.
Social Shopping
Nicht nur während Ausgangsbeschränkungen, sondern auch bei Schlechtwetter, etc ermöglicht Social Shopping, gemeinsam und live online einzukaufen. Dabei verbindet man sich einfach mit dem Verkaufspersonal im Shop oder vereinbart gezielt einen Termin. Integriertes Live-Streaming via YouTube oder Facebook bringen persönliche Beratung ins Wohnzimmer. Auch das gemeinsame Einkaufen durch Zuschalten von Freunden wird in Echtzeit möglich.
Ebenso denkbar sind die Integration von Influencern, das Aufgreifen aktueller Trends oder der Aufbau neuer Communities. Beim Online-Verkauf wird hier echte Beratung erlebbar, ein Verkauf kann direkt dem Personal Retail zugerechnet werden.
Neben der Verteilung von Mund-Nasen-Schutz, der Information von Kunden und der laufenden Desinfektion von Einkaufskörben lässt sich auch das Zutrittsmanagement mit zusätzlichem Personal lösen. Eleganter und sparsamer sind auf Dauer aber einfache digitale Einlasskontrollen (etwa: Ampeln), wie sie bereits in Supermärkten, Buchhandlungen, Arztpraxen und vielleicht auch bald bei Behörden und Schwimmbädern installiert sind.
Von der Garage in den Handel
Was sich seit Jahren bei Tiefgaragen und Liftanlagen bewährt, kann ebenso bei neu eingerichteten Filialen mitbedacht werden. Wenn man diese Informationen auch in die Website/App integriert, ist eine Steuerung der Kundenfrequenz besser möglich. Jedenfalls: Smarte digitale Lösungen können in schwierigen Zeiten einige Probleme lösen.