Jahr 2 nach Praktiker-Aus
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BHB-Hauptgeschäftsführer Peter Wüst: eCommerce in DIY ist noch in Probierphase.
RETAIL 02.06.2015

Jahr 2 nach Praktiker-Aus

DIY 2014 gaben die Deutschen in Baumärkten um rund eine Milliarde Euro weniger aus als vor der Praktiker-Pleite

Wettbewerbssituation eher entspannt: Verbleibende Marktteilnehmer erzielten 8,8 Prozent Umsatzplus.

Düsseldorf. Nahezu zwei Jahre ist es her, dass die deutsche Baumarktkette Praktiker Insolvenz anmeldete. Die Lücke, die durch diese spektakuläre Pleite gerissen wurde, haben die Konkurrenten Obi, Bauhaus, Hornbach und Co bis heute nicht komplett schließen können.

Im vergangenen Jahr gaben die Deutschen in den Baumärkten nach Angaben des deutschen Branchenverbandes BHB rund eine Mrd. € weniger aus als vor dem Marktaustritt von Praktiker. Was nun auf den ersten Blick wie eine bittere Pille wirkt, verliert auf den zweiten an Brisanz. Denn selbst wenn die Umsätze der Branche insgesamt geschrumpft sind, hat die Marktbereinigung den verbleibenden Unternehmen dennoch gut getan. Das behauptet zumindest Peter Wüst, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Heimwerken, Bauen und Garten (BHB): „Die Unternehmen, die ökonomisch gekriselt haben, sind weg. Alle Unternehmen, die momentan noch am Markt sind, sind profitabel.”

Branche im Aufwind?

Die verbliebenen Baumarktketten übernahmen nicht nur Kunden von Praktiker, sondern auch einige attraktive Standorte. Obendrein hat sich auch die Wettbewerbssituation etwas entspannt, was wiederum den Bilanzen gut getan hat. Die Hornbach-Gruppe etwa steigerte im Geschäftsjahr 2014/15 ihren Umsatz um sechs Prozent auf knapp 3,6 Mrd. €. Der Konzernjahresüberschuss erhöhte sich sogar um fast 24% auf knapp 107 Mio. € – was mit flächenbereinigte Umsatzsteigerungen und einer verbesserten Handelsspanne einherging.
Hornbach ist aber kein Ausreißer. Insgesamt erzielten die verbliebenen Unternehmen der deutschen Do-it-Yourself-Branche laut BHB im vergangenen Jahr sogar ein Umsatzplus von 8,8 Prozent. In diesem Jahr wird nun mit einer Abschwächung des Wachstums gerechnet. Zumal: Die Pleite von Praktiker ist abgehakt, die Umsätze verteilt. Jetzt sollte erneut der normale Wettbewerb einsetzen.
Indes steht die Branche bereits vor einer neuen Herausforderung. Denn auch im Reich der Hobbygärtner und Selfmade-Handwerker droht der Onlinehandel etablierte Strukturen durcheinanderzuwirbeln. „Momentan wird viel ausprobiert, keiner weiß so genau, welche Sortimente online funktionieren”, sagt Wüst. Nach Angaben des BHB lag der Anteil der eCommerce-Umsätze im Do-it-yourself-Sektor 2014 bei gut fünf Prozent; bis 2020 erwartet der Verband eine Verdoppelung des Anteils auf rund 10 Prozent.
Doch haben Obi, Bauhaus und Co auch hier bisher vergleichsweise gute Karten: Im Gegensatz zur Textilbranche, wo Newcomer wie Zalando sich große Teile des Marktes sicherten, spielen im Do-it-Yourself-Bereich reine Online-Anbieter bisher noch keine allzu große Rolle.(nov)

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