••• Von Ornella Luna Wächter
Eine Pause ohne Kaffee ist wie Capuccino ohne Milchschaum. An einem regulärem Arbeitstag trinken neun von zehn Ihrer Arbeitskollegen eine Tasse Kaffee; im Durchschnitt machen sie das zwei Mal am Tag.
Laut einer Umfrage des österreichischen Kaffeeverbands, können sich 72% der Befragten eine Pause ohne Kaffee nicht vorstellen. Österreich liegt mit diesen Konsumgewohnheiten im europäischen Spitzenfeld: Der Pro-Kopf-Verbrauch liegt bei drei Tassen täglich, was umgerechnet 7,8 Kilo pro Jahr sind. „Kaffee gehört zu den beliebtesten Heißgetränken der Österreicher und daher ist auch der heimische Kaffeekonsum sehr stark ausgeprägt” so Harald J. Mayer, Präsident des Österreichischen Kaffee- und Teeverbandes. Mayer ist neben dieser Funktion auch Geschäftsführer von Tchibo/Eduscho Austria.
Innere Werte zählen
Der Einzug von Kaffee als Lifestyle und Gourmetprodukt auf den österreichischen Markt, macht sich auch in den privaten vier Wänden bemerkbar. Der Großteil der österreichischen Haushalte besitzt eine oder mehrere Kaffeemaschinen. Doch die großen Zeiten der Filterkaffe-Maschinen sind vorbei: In 52% der Haushalte stehen nun Einzelportionssysteme und Pad-Maschinen auf der Küchenzeile. Ein Drittel der Konsumenten setzt dabei auf den Vollautomaten, 42% bevorzugen die Kapseln. „Kaffee erlebt zurzeit einen Hype”, so Mayer, „wobei individueller Kaffeegenuss auf Knopfdruck absolut im Trend liegt.” Der Filterkaffee sei „überholt”.
Die Zahlen wachsen
Dass Kaffee everybody´s darling wird, spürt auch der Automatenbetreiber café+co, der in Österreich einen starken Zuwachs im Verkauf verzeichnet. Der Kaffeedienstleister beschäftigt sich mit dem Betrieb und Service von Espressomaschinen und Automaten für Heißgetränke. Die Unternehmensgruppe mit 17 Tochtergesellschaften, versorgt neben dem öffentlichen Raum wie Einkaufscenter, Raststätten und Spitälern, auch die Gastronomie und Hotellerie mit Geräten.
Der Jahresumsatz des Unternehmens durchbrach aufgrund des wachsenden Bedarfs an Kaffee-Geräten die 200 Mio. €-Umsatzgrenze. Noch-CEO Gerald Steger spricht trotz dieser Zahlen von einem „anspruchsvollen Jahr”, nicht zuletzt „durch steigende Rohstoffpreise und ungünstige Wechselkurse”.
Marktüberblick
Die hohe Nachfrage nach Kaffee, wird auch in den österreichischen Importzahlen widergespiegelt: Insgesamt wurden im Jahr 2015 1,5 Mio. 60 kg-Säcke importiert, wobei 73% tatsächlich hierzulande konsumiert wurden. Das entspricht 1,1 Mio. 60 kg-Säcken. Den Weg vom Regal in den Einkaufswagen finden dabei vor allem die Röstkaffeemarken Tchibo/Eduscho (siehe Grafiken). Das Unternehmen gilt unter Österreichs Röstkaffee-Marken als marktführend.
Röstkaffee vorn
Sieht man sich die österreichische Marktentwicklung im Hinblick auf die mengenmäßige Aufteilung nach Segmenten an, so führt traditioneller Röstkaffee weiterhin mit einem Anteil von rund 60%. Zulegen konnte das Espresso- und Crema-Segment, das mit 26% weiterhin vor Einzelportionssystemen (14%) liegt.
Wertmäßig liegen traditioneller Röstkaffee (39,7%) und Einzelportionssysteme (39,5%) beim Marktanteil gleichauf, das Segment „Espresso und Crema”-Röstungen kommt auf 20,8%.
Nicht nur in Österreich steigt der Bedarf nach Kaffeeprodukten: Weltweit ist ein starker Trend im Kaffeekonsum zu verzeichnen. Was von einer stetig wachsenden Weltbevölkerung nachgefragt wird, muss erst einmal produziert werden. Die Zahl der Anbauflächen hat sich in den Erzeugerländern in den letzten 50 Jahren verdreifacht, da immer mehr asiatische Länder, darunter Vietnam, im lukrativen Kaffee-Business eingestiegen sind. Anbauflächen stehen aber nicht unbegrenzt zur Verfügung. Für die Röstkaffee-Hersteller bedeutet die Ressourcen-Verknappung eine Verteuerung der Preise. Seit dem Frühjahr 2016 sind die Preise für Rohkaffee deutlich angestiegen. Das liegt unter anderem am Preisverfall des Euros gegenüber dem amerikanischen Dollar – und üblicherweise wird der Kaffee in Dollar gehandelt.
Auch in Österreich werden ab Mitte Februar bei Tchibo die Preise angehoben – um 30 bis 50 ct pro 500 g-Packung. „Werden Rohkaffee und der Dollar wieder billiger, werden wir die Verkaufspreise wieder senken”, sagt Mayer über die Preisentwicklung.
Tchibo ist damit nicht allein. Der Kaffeehersteller Schärf spürt den Druck am Weltmarkt ebenso. „Wir wachsen mit der Coffeeshop Company in vielen Ländern – das sehe ich mit einem lachenden Auge. Aber leider gibt es dazu ein weinendes Auge, denn durch die Währungsverluste haben wir nicht so viel davon.” Der Hersteller war zuletzt sehr stark expandiert und ist mit 312 Standorten in 29 Ländern vertreten.