WIEN. Im Juni hatte das Wifo noch mit einer Inflation von 7,8% für 2022 und 5,3% für 2023 gerechnet – nicht das erste Mal dürfte sich die Prognose nach oben korrigieren, wie Wifo-Ökonom Josef Baumgartner gegenüber der APA bestätigte. So hoch wie heuer oder 2023 werde die Teuerung zwar nicht ausfallen, aber auch für 2024/25 dürfte die Inflationsrate „noch immer relativ weit entfernt vom Ziel der EZB” – zwei Prozent – liegen.
Bekanntermaßen sind die steigenden Energiepreise aufgrund hoher Nachfrage bei zu geringem Angebot die Hauptursache für die Inflation. Das sei insofern problematisch, „weil Energie de facto überall enthalten ist”, so Baumgartner. Für Unternehmen und Haushalte gebe es daher nicht nur direkte Preissteigerungen, sondern auch sehr viele indirekte Verteuerungen durch die Überwälzung dieser Kosten auf die Preise für Lebensmittel, Waren und Dienstleistungen.
Leitzins dürfte weiter steigen
Weil eine Ausweitung des Energieangebots – das bedeutet für Europa den Ausbau der Erneuerbaren Energien, da die fossilen Reserven begrenzt sind – samt Umbau des Energiesystems Jahre in Anspruch nehmen wird, müsse die Politik in der Zwischenzeit versuchen, die Auswirkungen der Teuerung mit anderen Mitteln zu bekämpfen.
Ein solches Mittel ist die Anhebung des Leitzinses seitens der Europäischen Zentralbank (EZB); trotz eines steilen Anstiegs von 0 auf 1,25% seit Juli gibt es hier noch Luft nach oben; weil zu hohe Zinsen aber die Wirtschaft bremsen und das zu einer Rezession samt Insolvenzen und Arbeitslosigkeit führt, müsse die EZB nun versuchen, „die Waage zu halten zwischen Eindämmung der Inflation und Abwürgen der Wirtschaft”.
EU-Energiegipfel
Relevant sei auch, wie politisch von EU-Seite eingegriffen werde: Bei dem heutigen Treffen der Energieminister sollen diverse Vorschläge diskutiert werden – neben Energiesparplänen sind ein gemeinsamer Gaseinkauf, ein Höchstpreis für Gaseinkäufe aus Russland oder die Abschöpfung von Über- bzw. Zufallsgewinnen von Energieunternehmen Thema. Genaue Pläne sollen bis Ende September stehen. (APA/red)