Mit „Circular Hubs” zur Kreislaufwirtschaft
© Ikea Österreich
RETAIL Redaktion 02.04.2021

Mit „Circular Hubs” zur Kreislaufwirtschaft

Ikea verpasst seinen „Fundgruben” ein Update und entwickelt sich weiter – von linear zu circular.

••• Von Paul Hafner

WIEN. Ikea hat sich bis 2030 viel vorgenommen. Unter dem Schlagwort, „People & Planet positive” will der Konzern negative Auswirkungen der Geschäftstätigkeit „so gering wie möglich halten, dabei aber gleichzeitig weiter wachsen”, wie Florian Thalheimer, ­Country ­Sustainability Manager Ikea Österreich, zusammenfasst. Der vielleicht wichtigste Aspekt im umfangreichen Nachhaltigkeitsprogramm des schwedischen Möbelhauses ist das Bekenntnis zur Kreislaufwirtschaft.

„Von linear zu circular” lautet das Credo: Ikea will sich zum ganzheitlich zirkulären Unternehmen entwickeln und als kreislauffähige Marke wahrgenommen werden. Dazu bedarf es gravierender und kompromissloser Schritte, da ansonsten die Glaubwürdigkeit leiden würde. Entsprechend unterzieht Ikea sein 2012 gelaunchtes Sustainability-Programm einem jährlichen Check, der auch stets von gewichtigen Fortschritten zu berichten weiß.
Ein solcher Fortschritt scheint Ikea Österreich nun auch mit der Umfunktionierung der Fundgruben in „Circular Hubs” gelungen zu sein.

Fast 700.000 Artikel gerettet

„Wir sind auf einer großen Transformationsreise”, erklärt Ilse Taferner, Product Quality Manager Ikea Österreich – im jüngsten Halt dieser, die Fundgrube neu zu konzipieren. Im Circular Hub bekommen Produkte ein zweites Leben. „Zweites Leben” ist auch der Name eines Ikea-Service, den man im Zuge des Circular Hub-Launches stärker bekannt machen will: „Wir kaufen von unseren Kunden Möbel, die in einem guten Zustand sind, und verkaufen sie im Circular Hub an andere Kunden zum gleichen Preis weiter. Das Motto lautet: Weiter verkaufen, weiter verwenden, weiter lieben – und weiter nachhaltig sein.” Die Möbel im Circular Hub seien „nicht neu, aber neuwertig” – neben Second Hand-Möbeln finden sich dort auch Möbel und Artikel wie Teppiche und Matratzen, die etwa im Zuge von Warenhantierung und Transport leichte Schäden erlitten haben und so für den regulären Verkauf nicht mehr infrage kommen.

Schon im vorigen Geschäftsjahr wurden 691.000 Produkte „gerettet” und via Fundgrube zu kundenfreundlichen Preisen verkauft; es ist davon auszugehen, dass diese Zahl im Zuge des medienwirksamen Upgrades der Fundgruben und dem generellen Trend zum nachhaltigen Konsum ordentlich ansteigen wird.

Nicht neu, aber neuwertig

Nicht infrage für den Circular Hub kommen unvollständige Möbel und solche in einem schlechten Zustand; auch Betten, Sofas, System-Artikel, Küchen- und Badezimmermöbel sowie Kinder- und Babyprodukte (wie Matratzen und Wickeltische) und Gartenmöbel sowie Markthallen-Artikel sind vom „Zweites Leben”-Service ausgeschlossen. Finden sich Artikel dieser Produktgruppen im Circular Hub, sind sie „First Hand” und wurden aus anderen Gründen aus dem Verkauf gezogen.

Wer ein Produkt an Ikea rückverkaufen will, lässt online anhand einiger Angaben ein unverbindliches Angebot berechnen. Ist man mit dem Preis zufrieden, kann man das Produkt – in komplett zusammengebautem Zustand, sauber und geruchsneutral – zum Check in das Einrichtungshaus seiner Wahl bringen. Dort vergleicht ein Mitarbeiter das jeweilige Möbelstück mit den Ankauf-Angebot und stellt, im Falle einer Einigung, eine Ikea-Guthabenkarte mit dem jeweiligen Betrag aus.
Da die Produkte zum identen Betrag weiterverkauft werden, macht Ikea nur indirekt ein Geschäft – nämlich in Form einer „Erhöhung der Kundenkontakte”, so Timo Schmid, Marketing Communications Manager Ikea Österreich.

Wissensvermittlung

In den Circular Hubs finden sich auch „Learn & Share”-Bereiche, in denen Kunden „zuhören, erforschen und selbst nachhaltige Lösungen kreieren können”, wie Astrid Grasser, Commercial Activity & Events Leader Ikea Österreich, erklärt. Auf digitalen Flächen werden Do-It-Yourself-Ideen und Inspirationen zum großen Trendthema Upcycling präsentiert. Sobald es die Covid-19-Sicherheitsrichtlinien wieder zulassen, seien darüber hinaus Vor-Ort-Workshops geplant.

Auch die Mitarbeiter von Ikea Österreich selbst werden laufend punkto Circularity geschult und sensibilisiert. „Kreislaufdenken ist in den Köpfen unserer Designer, Entwickler, Ingenieure und der vielen Mitarbeitenden weltweit verankert. Indem wir zukünftig also schon bei der Produktentwicklung die Prinzipien der Kreislaufwirtschaft bedenken und auf wichtige Details achten, gestalten wir Produkte so, dass sie für eine Kreislaufgesellschaft geeignet sind”, so Thalheimer.
Aktuell sind 5.129 der insgesamt rd. 11.000 Artikel von Ikea Österreich nachhaltig konzipiert, sie machen 31,5% am Gesamtumsatz aus. Schmid: „Wir sind also schon auf einem guten Weg, möchten aber laufend daran weiterarbeiten, mehr zirkuläre und nachhaltige Produkte und Lösungen anzubieten.”

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