••• Von Paul Hafner
WIEN. Im Sommer 2013 eröffnete mit MaranVegan Österreichs erster Supermarkt mit ausschließlich veganem Sortiment, ein knappes Jahr später betrat mit Veganz die erste vegane Supermarktkette Europas den österreichischen Markt – jeweils in Wien, in belebter Lage, unweit des Westbahnhofs (MaranVegan) bzw. im Schleifmühlviertel in der Nähe des Naschmarkts (Veganz). Während Letzterer schon binnen weniger Jahre seine Pforten wieder schließen musste, kommt Ersterer trotz Vollsortiment atmosphärisch nicht recht aus dem Reformhaus-Eck heraus und bleibt damit ein Insidertipp und Nischenprogramm – und damit außerhalb des LEH-„Rampenlichts”.
Schon in der medialen Beachtung, die dem neuen, gestern eröffneten „Billa Pflanzilla” in den vergangenen Tagen zuteil wurde, zeigt sich, dass dieser eine gänzlich andere Stellung einnehmen dürfte: Zum einen sind Concept Stores im filialisierten LEH eine ausgesprochene Rarität – allenfalls kommen einem Luxustempel wie die Billa Corso-Märkte oder Interspar am Schottentor in den Sinn – und zum anderen genießt Billa als zweitgrößte Supermarktkette des Landes eine Vertrautheit, die dem Billa Pflanzilla eine vergleichsweise „niederschwellige” Zugänglichkeit für Omnivoren bescheren dürfte: Wer hier einkauft, betritt keine Parallelwelt, sondern einen modernen Spezial-Supermarkt, der noch dazu – fast wie ein Shop im Shop – an einen regulären Billa Plus (und das Kaufhaus Gerngroß) angeschlossen ist.
Speziell geschulte Mitarbeiter
„Mit Billa Pflanzilla ist es uns gelungen, ein einzigartiges Projekt zu realisieren. Wir sind davon überzeugt, mit dem neuen Konzept einen wichtigen Bedarf abzudecken und gleichzeitig einen Beitrag zu einem bewussteren, nachhaltigeren Genuss zu leisten”, so Marcel Haraszti, Vorstand Rewe International.
Darüber hinaus wolle man „innovativen Start-ups und Produzentinnen und Produzenten, die sich rein pflanzlichen Produkten verschrieben haben, eine wertvolle Bühne bieten” und freue sich „auf eine Reihe spannender Kooperationen” – um „gemeinsam das große Potenzial von rein pflanzlichen Lebensmitteln auszuschöpfen”. Nachsatz: „Davon profitieren nicht nur unsere Kundinnen und Kunden, sondern auch unsere Umwelt.”
Elke Wilgmann, Billa-Vorständin Consumer, ergänzt: „Es ist uns ein Anliegen, dass der Besuch von Billa Pflanzilla in jeder Situation die beste Wahl für pflanzliche Ernährung ist: Ob schnell ein Mittagessen geholt, der gesamte Lebensmitteleinkauf erledigt oder Inspiration für pflanzenbasierte Gerichte gesucht wird.”
Auch,wenn man mit dem Angebot möglichst viele Menschen erreichen wolle, ziele man natürlich insbesondere auf die Bedürfnisse von Veganern ab: „Unsere Kundinnen und Kunden können entspannt einkaufen – ganz ohne zeitaufwendiges Suchen von rein pflanzlichen Produkten und Checken der Etiketten.” Aus diesem Grund beschränke sich das Angebot „nicht nur auf einzelne Lebensmittel, sondern umfasst ein großes Spektrum an Produkt- und Serviceangeboten, die den pflanzenbasierten Genuss perfekt abrunden. Darüber hinaus heben wir mit eigens geschulten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern den Servicegedanken auf das nächste Level”, unterstreicht Wilgmann.
Trend zur Fleischreduktion
Neben einer orientalischen Snackbar finden sich im Billa Pflanzilla weiters Stationen mit unverpackten und losen Lebensmitteln zum Selbstabfüllen, eine Nusspresse, mit der sich ein eigenes Nussmus zubereiten lässt, eine Ottakringer Fassbar zum frischen Zapfen in Mehrwegflaschen, eine Naschbar und ein Non-Food-Bereich mit diversen Kochbüchern.
Während der mit 200 m² verhältnismäßig klein ausgefallene Shop primär als innovatives Aushängeschild fungiert, dessen Rentabilität nicht zwangsläufig im Vordergrund stehen dürfte, ging ihm eine umfangreiche Marktforschung voraus, die dem Konzept Legitimität verleiht – und einen Rollout in anderen Landeshauptstädten durchaus denkbar erscheinen lässt: Laut Billa Österreich Report vom Herbst 2021 verzichten in der Gruppe der 18- bis 29-Jährigen bereits 28% – und damit mehr als jeder Vierte – „überwiegend” auf Fleisch; eine weitere Erhebung von Mai/Juni 2022 attestiert eine bewusste Reduktion tierischer Produkte – inkl. Fleisch – bei 46% aller Österreicher.
Namensgeber des Billa Pflanzilla ist übrigens der Gorilla – Haraszti: „Er ist das stärkste, sich rein pflanzlich ernährende Tier des Dschungels.”