Für Henkell Freixenet Austria-Geschäftsführer Philipp Gattermayer gibt es mehrere Trends in Sachen Schaumwein zu betrachten. Etwa: „hochwertig, aber unkompliziert“. Oder „bewusst genießen“. Der Getränkeproduzent weiß, dass man auf die Bedürfnisse der Kunden reagieren muss, vom Piccolo zum alkoholfreien Sekt. Wie das geht, erklärt er im Interview:
medianet: Schaumweine werden selbst als Delikatessen gehandelt und passen zu ausgefallenen kulinarischen Produkten. Welche Trends gibt es im Allgemeinen zu beobachten?
Philipp Gattermayer: Wir sehen zwei wesentliche Entwicklungen: Zum einen wächst die Nachfrage nach hochwertigen, aber zugleich unkomplizierten Schaumweinen, die sich sowohl für den Alltag als auch für besondere Momente eignen. Zum anderen spielt das Thema ‚bewusst genießen‘ eine immer größere Rolle – das reicht von alkoholfreien Varianten bis hin zu kleineren Gebindegrößen. Konsumenten möchten flexibel bleiben und genießen die Vielfalt an Schaumweinen aus allen möglichen Ländern: mal ein Glas zum Aperitif, mal eine Flasche zum gemeinsamen Essen. Neben ‚Geschmack‘ nimmt parallel die Bedeutung von Qualität und Marke zu. Auch Transparenz bei Produktionsmethoden und ein verantwortungsvoller Umgang mit Ressourcen werden stärker eingefordert.
medianet: ‚Mal ein Glas‘: Reden wir kurz über die Kleinflaschen, die dieses Jahr 90 Jahre alt werden. Henkell ist Marktführer, mit 44 Prozent. Warum ist das Ihrer Meinung nach so und wo wird die 200 ml-Flasche gekauft?
Gattermayer: Die 200 ml-Piccolo-Flasche ist ein sehr praktisches Format: Sie ermöglicht Genuss in kleiner Runde, ohne dass etwas übrig bleibt. Diese Funktionalität trifft den Nerv der Zeit – Stichwort Single-Haushalte, urbanes Leben, Spontankonsum. Dazu kommt die Tradition: Das Format ist seit 90 Jahren etabliert und hat einen Kultstatus. In der Gastronomie findet sie ihren Platz bei Catering-Formaten oder Events, wo Portionierung und Handlichkeit gefragt sind.
medianet: Im Segment alkoholfreie Schaumweine gab es ein Plus von 14 Prozent, Henkell ist in der Pole Position. Was gibt es von diesem Segment zu berichten?
Gattermayer: Alkoholfreier Schaumwein ist längst kein Nischenprodukt oder reiner Trend mehr, sondern eine feste Größe. Konsumenten suchen Alternativen, die geschmacklich nah am Original sind, aber ohne Alkohol auskommen. In den letzten Jahren hat sich viel getan, wodurch die Qualität spürbar gestiegen ist. Wir sehen weiteres Wachstum in diesem Segment, vor allem, weil ‚No- und Low-Alcohol‘ international zu den am stärksten wachsenden Kategorien zählt. Wir arbeiten laufend an Innovationen, sowohl im Bereich der Cuvées als auch bei den Geschmacksrichtungen. Ohne zu viel zu verraten: die Nachfrage wird zunehmend differenzierter, sodass Vielfalt ein wichtiger Schlüssel bleibt.
medianet: Schaumweine sind etwas, das man sich gönnt. Wie entwickeln sich die Produkte in Zeiten der Teuerung?
Gattermayer: Natürlich spüren wir die Inflation auch im Premiumbereich. Schaumwein bleibt aber ein Genussprodukt mit hohem emotionalem Wert. Gerade in wirtschaftlich angespannten Zeiten gönnen sich viele kleine Auszeiten – und eine Flasche Schaumwein ist ein vergleichsweise leistbarer Luxus. Das erklärt, warum das Segment weniger stark rückläufig ist als andere Bereiche. Dennoch sind Preissensibilität und kleinere Packungsgrößen ein Thema, sie werden stärker nachgefragt als noch vor einigen Jahren.
medianet: Der Alkoholmarkt ist seit einiger Zeit rückläufig. Brauereien setzen beispielsweise auf Limonaden oder den Import. Wie kann man generell darauf reagieren?
Gattermayer: Eine Antwort darauf ist Diversifizierung – sowohl innerhalb der Kategorie als auch über Kategorien hinweg. Bei Schaumwein ist die Erweiterung ins alkoholfreie Segment ein wesentlicher Faktor. Daneben geht es darum, Konsumanlässe neu zu besetzen: Aperitif, Brunch, leichte Küche, Food-Pairing. Letztlich ist Qualität und Flexibilität entscheidend – wir müssen zuhören, wie sich Konsumgewohnheiten verändern, und Produkte entwickeln, die genau diese Bedürfnisse abbilden. Ein starres Festhalten am Status quo ist die falsche Strategie.
