Stabile Lieferketten schaffen Resilienz
© Schiefer Rechtsanwälte
RETAIL Redaktion 24.07.2025

Stabile Lieferketten schaffen Resilienz

Martin Schiefer plädiert für mehr Weitsicht bei Resilienz und öffentlicher Vergabe.

WIEN. Hitzewellen, globale Krisen und unterbrochene Lieferwege machen deutlich, wie anfällig internationale Lieferketten geworden sind. Für Vergaberechtsexperte Martin Schiefer ist das nicht nur ein regulatorisches Thema, sondern vor allem eine strategische Aufgabe: Unternehmen, die ihre Lieferbeziehungen nicht rechtzeitig absichern, verlieren in Krisenzeiten an Handlungsspielraum – auch die öffentliche Hand könnte hier steuernd eingreifen.

Aktueller Anlass ist die EU-Richtlinie zur unternehmerischen Sorgfaltspflicht (CSDDD), die ab 2028 greifen soll. Trotz abgeschwächter Anforderungen bleibt der Handlungsdruck für Unternehmen hoch. Die Herausforderung liegt nicht nur in komplexen Fragebögen oder globalen Abfragen, sondern im Mangel an Transparenz: Nur 20 Prozent der Unternehmen kennen ihre direkten und indirekten Zulieferer, warnt Komplexitätsforscher Peter Klimek. Strategisch gestaltete Verträge mit klaren Informationspflichten, Audit-Klauseln und nachvollziehbaren Prozessen gelten als zentrale Instrumente zur Risikosteuerung.

Schiefer fordert, das Thema nicht auf Bürokratie zu reduzieren: „Die genaue Kenntnis der eigenen Lieferanten ist die größte wirtschaftliche Chance der nächsten Jahre. Wer seine Lieferkette versteht, kann Risiken erkennen, steuern und sich Freiraum schaffen.“

Auch die öffentliche Beschaffung sieht er in der Verantwortung. Über 70 Milliarden Euro werden in Österreich jährlich über öffentliche Vergaben abgewickelt. „Aus juristischer Sicht ist ‚Made in Europe‘ möglich“, so Schiefer. ESG-Kriterien, kurze Lieferwege und regionale Wertschöpfung könnten gezielt eingesetzt werden, um die wirtschaftliche Resilienz Europas zu stärken. (red)

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