••• Von Paul Hafner
Mit nachhaltiger Mode auf Basis von recycelten und „low impact”-Materialien macht sich das im Jahr 2009 von Javier Goyeneche gegründete Modelabel Ecoalf von Spanien ausgehend mittlerweile auch international einen Namen – und befindet sich insbesondere seit Corona stark auf Wachstumskurs. Neben 30 Verkaufsstellen, das Gros davon in Spanien, ist man mit eigenen Flagship-Stores in Madrid, Barcelona, Berlin, Paris und Tokio vertreten.
Bereits letztgenannter, 2020 im pulsierenden Tokioter Stadtviertel Shibuya eröffneter Store fand mediale Beachtung: Die Verbindung der traditionellen japanischen Materialien Bambus und Stein mit Lederabfällen und Holz aus Gerüstbrettern spiegelte das Upcycling-Konzept, welche auch der angebotenen Ware zugrundeliegt.
Nun ging das Label einen Schritt weiter – und eröffnete im Madrid seinen ersten CO2-neutralen Store.
Rundum nachhaltig
Ein ebenerdiger Teil des Gebäudekomplexes „Madrid Caleido” in unmittelbarer Nähe zum gleichnamigen, 2017 erbauten 36-geschoßigen Wolkenkratzer wurde das neue Aushängeschild des Modehändlers in Zusammenarbeit mit dem international tätigen Innenarchitekten Lorenzo Castillo und Experten für bioklimatische Architektur entworfen und erbaut. Im Rahmen einer längeren Planungsphase wurden Materialien nach den Gesichtspunkten CO2-Bilanz, Wiederverwertbarkeit am Ende des Lebenszyklus und Herkunft ausgewählt.
So kamen in dem 149 m² großen Store Holzbalken aus spanischen Wäldern und mit natürlichem Bast überzogene Möbel aus lokalem Holz zum Einsatz, während die Stoffe für Polsterbezüge, Möbel und Vorhänge aus 100% recycelten PET-Flaschen hergestellt wurden. Die Wände des Shops sind mit Terrakotta-fliesen verkleidet, welche Wärme und Feuchtigkeit natürlich regulieren und so den Energieverbrauch minimieren. 15 Solarkollektoren am Dach des Geschäftslokals sollen verhindern, dass jährlich knapp drei Tonnen CO2 durch Heizung in die Umwelt gelangen. Im Sinne der Kreislaufwirtschaft werden diese Paneele (Lebensdauer: rd. 25 Jahre) aus Silizium hergestellt, sodass sie zu annähernd 100% recycelt werden können.
Net-Zero bis 2030
2018 erhielt Ecoalf als erste spanische Modemarke das B-Corp-Zertifikat, das dem Unternehmen die Einhaltung höchster Sozial- und Umweltstandards, öffentliche Transparenz und legale Buchführung, um Gewinn und Unternehmenszweck in Einklang zu bringen, bescheinigt. Im Folgejahr unterzeichnete das Unternehmen einen Pakt, um bis 2030 eine „Net-Zero”-Marke, also komplett klimaneutral, zu werden.
Entsprechend ist der neue Store in Madrid ein erster Meilenstein; bis zum Ende der Dekade sollen gemäß Nachhaltigkeitsbericht sämtliche Geschäfte des Händlers sowie die Produktion CO2-neutral werden. Der nächste Expansionsschritt steht indes erst 2024/2025 an – dann will man nämlich den amerikanischen in Markt betreten.