Thema „KI” beim ACSP-Kongress
© ACSP
Kongresstag ACSP-Generalsekretär Roman Schwarzenecker, Moderatorin Sasa Schwarzjirg, Philosophin und Keynote-Speakerin Lisz Hirn und ACSP-Obmann Christoph Andexlinger (v.l.).
RETAIL Redaktion 29.11.2024

Thema „KI” beim ACSP-Kongress

Der Handelsimmobilien-Branchengipfel rückte heuer die Künstliche Intelligenz in den Fokus.

WIEN. Jahr für Jahr lädt das Austrian Council of Shopping Places im Herbst zum Kongress in Wien – nachdem sich der Kuppelsaal der Technischen Universität bereits 2023 bewährt hatte, wurde das wichtigste Branchen­event für Betreiber, Entwickler und Investoren für Handelsimmobilien auch heuer dort abgehalten.

Wie üblich stand der Kongress unter einem zukunftsrelevanten Generalthema – diesmal dem besonders heißen Eisen „Künstliche Intelligenz im Handel”.

Perspektivische Annäherung

„Künstliche Intelligenz birgt auch für den Handel mannigfaltige Chancen, etwa bei der Analyse von Standortdaten, der Optimierung von Flächennutzungen oder der Gebäudesteuerung”, erklärte Christoph Andexlinger, ACSP-Obmann und CEO der SES Spar European Shopping Centers, einleitend.

Anschließend legte Marketingexperte und Universitätslektor Michael Kornfeld die Grundlagen der KI dar und riet dazu, das Thema ernst zu nehmen: „Diese Technologie wird auch Ihre Branche massiv verändern!” Seine Empfehlung: Experimentieren und „innerhalb der eigenen Organisation Know-how aufzubauen, anstatt das Thema auszulagern”.
Ganz ähnlich die beiden Berater Eileen Dahlen und Matthias Schlemmer von PwC Strategy&, die das Thema gleichzeitig in eine globale Perspektive rückten: „Heuer rechnen wir mit weltweiten Investitionen von 235 Mrd. US-Dollar (umgerechnet 223 Mrd. €) in KI-Anwendungen. Diese Zahl soll sich bis 2028 auf 631 Mrd. Dollar (knapp 600 Mrd. €) fast verdreifachen.” Zum Vergleich: Die Wirtschaftsleistung Österreichs liegt aktuell knapp jenseits der Marke von 500 Mrd. US-Dollar, was ungefähr 475 Mrd. € entspricht. Der Handel rangiert bei den Investitionen in KI-Lösungen im Vergleich mit anderen Wirtschaftszweigen global gesehen in den Top 3.

KI aus philosophischer Sicht

Trotz aller Erfolgsbeispiele aus der Wirtschaft ist die Skepsis gegenüber dem Einsatz von KI in weiten Teilen der Bevölkerung groß. Diesem Thema widmete sich die Wiener Philosophin Lisz Hirn in ihrer Keynote. Sie erinnerte an die grundlegenden Fragen der Philosophie, allen voran Immanuel Kants berühmter Frage: „Was ist der Mensch?”

Davon ausgehend erörterte Hirn aus gesellschaftlicher Sicht, inwiefern der Mensch grundsätzlich „optimierbar” ist, ob dies notwendig oder gar erstrebenswert sei – oder „sollte man die Maschine nicht vielmehr willkommen heißen, da sie uns von der Mühsal befreit und uns mehr Zeit gibt für die wirklich wichtigen Dinge des Lebens”? Fest steht für sie jedenfalls, dass das menschliche Gehirn der KI von der Rechenkapazität her wenig entgegenzusetzen hat – doch was die Kreativität anbelange, werde die KI die Menschheit wohl nicht entscheidend voranbringen.

Podium zum Abschluss

In der abschließenden Podiumsdiskussion – moderiert von Sasa Schwarzjirg – wurden die aufgekommenen Fragen von den Vortragenden sowie ergänzend der Werbepsychologin Floortje Schilling und EHL-Einzelhandelsimmobilienberaterin Franziska Patay diskutiert. Einigkeit herrschte ob großer wirtschaftlicher Potenziale – aber auch, dass „der Diskurs darüber, was wir als Gesellschaft wollen und was nicht, viel zu wenig geführt” (Schlemmer) werde. (red)

BEWERTEN SIE DIESEN ARTIKEL

TEILEN SIE DIESEN ARTIKEL