••• Von Paul Hafner
Rund 12 Mio. € Umsatz sind Palmers während des Lockdowns entgangen. Die verordneten Geschäftsschließ-ungen per 16. März schlugen sich im Vergleich zum Vorjahr mit einem Umsatzminus von 55% im März und 70% im April – „mit Women’s Week und Ostern zwei üblicherweise starke Umsatzmonate”, wie Palmers-Vorstand Tino Wieser betont – schmerzhaft in der Bilanz nieder.
Seit Juli (+3%) wachsen die Erlöse wieder, im August lagen sie mit beachtlichen 14% über dem Vorjahr. Wenngleich ein potenzieller zweiter Lockdown wie ein Damoklesschwert über dem Textilkonzern schwebt, gibt man sich kämpferisch – nicht nur in Worten, mehr noch in Taten: Im Mai wurde kurzerhand eine Kooperation mit dem Faserkonzern Lenzing beschlossen und eine Firma zur Produktion von Schutzmasken gegründet.
Auch die Palmers-Tochtermarke p2 wurde nach dreijähriger Pause wiederbelebt und via Bipa (Österreich und Kroatien) sowie Müller (Deutschland, Schweiz, Spanien, Ungarn) in den Handel gebracht. Last but not least eröffnete am 17. September die erste „Palmers Home”-Filiale in Parndorf. Seit gestern, 1. Oktober, wird die Heimtextilien-Kollektion darüber hinaus auch im Obergeschoß des im Mai eröffneten Flagship Stores in Linz präsentiert.
Expansionspläne
Gemäß ursprünglichem Plan hätte Palmers heuer bereits fünf Home-Filialen eröffnen sollen; aufgrund geschlossener Fabriken sei es jedoch unmöglich gewesen, an Ware zu kommen, wie Tino Wieser erklärt. Laut neuem Plan verschiebt sich das Erreichen von fünf Home-Standorten nun auf Frühjahr/Sommer 2021.
Wenngleich Expansionspläne ins Ausland vorerst auf Eis liegen (Wieser: „Der deutsche Markt leidet noch mehr”), sind auch, abgesehen von Palmers Home, weitere Standorte in Österreich geplant: Nach der Neueröffnung im Innsbrucker Sillpark in der Vorwoche steht noch heuer die Rückkehr in die Salzburger Getreidegasse an.
Auch das Onlinegeschäft steht im Fokus: Durch die Krise hat sich der Onlineumsatz heuer verdreifacht, künftig soll er einen Anteil von zehn Prozent am Gesamtumsatz ausmachen.
Tino Wieser, der Palmers 2015 gemeinsam mit seinen Brüdern Luca und dem inzwischen aus dem Unternehmen geschiedenen Marc sowie einer Investorengruppe erwarb, gibt sich keiner Illusion hin: Ein zweiter Lockdown hätte fatale Auswirkungen. Die neuerliche generelle Maskenpflicht im Handel sorge wieder für Verunsicherung, was sich auch bereits in seinen Umsatzaufzeichnungen niederschlägt, wonach das Geschäft wieder schleppender läuft. Um die angepeilten 75 Mio. € Jahresumsatz zu erreichen, müsste der Umsatz weiter um rd. 10% pro Monat steigen.
Über 100 neue Arbeitsplätze
Den Unwägbarkeiten zum Trotz gaben sich die Eigentümer (Tino und Luca Wieser sowie Matvei Hutman) „am Tag der Verkündung des Lockdowns das Versprechen, dass wir nicht einen Mitarbeiter abbauen werden”. Im Gegenteil wurden mit der Gründung der Hygiene Austria LP GmbH 107 Arbeitsplätze aufgebaut – „auch, um ein Zeichen in dieser Krise zu setzen”.
Nach anfänglichen Schwierigkeiten hat sich das Schutzmaskenprojekt rasch zum Erfolg entwickelt: Um die 500.000 Masken und bis zu 15 Mio. Masken monatlich werden täglich im Werk in Wiener Neustadt hergestellt, neben den Handelsketten Rewe, Spar, Hofer und Pagro zählen auch Kliniken in Graz, Salzburg und Wien zu den Abnehmern. Das Joint-Venture mit Lenzing soll Palmers einen Jahresumsatz von 6 bis 7,5 Mio. € bringen.
Stammkundenpower
Das Vertrauen in die Stabilität des Konzerns, der sich auf dem Weg zu einer „globalen FashionBrand” sieht, rührt letztlich auch von dem großen Stammkundenateil, der bei über 50% liegt. „Wir stehen auch in dieser skurrilen Zeit auf gesunden Beine, es gibt aber noch sehr viel zu tun”, meint Tino Wieser.
Im Bemühen darum, ein neues, junges Publikum anzusprechen, gibt es erste Erfolge zu vermelden: Der mutige Relaunch der p2 – dem „ersten Kontaktpunkt der jungen Konsumentin mit der Welt von Palmers” (Ralph Hoffmann, Director Marketing & Sales bei Palmers ) – hat sich bezahlt gemacht, Ende Oktober wird die neue Kollektion an die Bipa-Filialen ausgeliefert; parallel dazu wurde kürzlich die von Designerin Marina Hoermanseder mitgestaltete Herbstkollektion präsentiert.