Von Betten zu Möbeln: Jysk wächst zweistellig
© Karo Pernegger
Sándor Szimeiszter
RETAIL Redaktion 22.08.2025

Von Betten zu Möbeln: Jysk wächst zweistellig

Jysk-Chef Sándor Szimeiszter resümiert im Interview mit medianet fünf Jahre Jysk in Österreich.

Über die Entwicklung des Möbelhändlers in Österreich sprach medianet-Herausgeber Oliver Jonke mit Jysk-Country-Manager Sándor Szimeiszter. Vor fünf Jahren wurden alle Filialen des Dänischen Bettenlagers auf Jysk umgebrandet – inklusive neuem Innendesign und erweitertem Sortiment. Heute betreibt Jysk 91 Standorte in Österreich, beschäftigt 705 Mitarbeiter aus 26 Nationen und wächst zweistellig: 2024 stieg der Umsatz auf rund 140 Mio. €. Nach einer Expansionsphase liegt der Fokus nun auf Konsolidierung, Digitalisierung und effizienteren Logistiklösungen. Neue Filialkonzepte, Direktlieferungen und ein eigenes Treueprogramm sollen weitere Kunden gewinnen. Etwa die Hälfte der Produkte stammt aus Europa, viele Möbel und Matratzen, wie Optimo, aus Österreich.

medianet: Vor rund fünf Jahren wurden alle 87 Filialen des Dänischen Bettenlagers in Österreich auf Jysk umgebrandet. Wie kam es dazu?
Sándor Szimeiszter: Ursprünglich gab es zwei getrennte Organisationen – eine dänische und eine deutsche. Die deutsche Organisation betrieb unter dem Namen ‚Dänisches Bettenlager‘ Märkte in Deutschland, Österreich und darüber hinaus, während der dänische Zweig andere europäische Länder abdeckte. Nach dem Tod des Eigentümers vor fünf bis sechs Jahren wurde beschlossen, beide Organisationen zu verschmelzen. Seitdem firmieren alle Filialen unter dem einheitlichen Namen Jysk.

medianet: Wofür steht ‚Jysk‘?
Szimeiszter: Jysk bedeutet ‚jütländisch‘, aus Jütland stammend. Das ist die Region, aus der unser Unternehmen kommt.

medianet: Wie wurde das Re-branding umgesetzt?
Szimeiszter: Zunächst wurden die alten Schilder innerhalb weniger Wochen ausgetauscht. Der größere Wandel war die Vereinheitlichung des Sortiments mit anderen Ländern. Zudem wurde das Innendesign der Filialen an den internationalen Standard angepasst. Über 80 Standorte in Österreich wurden bereits umgestaltet. Auch das Produktspektrum wurde breiter: Von einer starken Ausrichtung auf Schlafprodukte hin zu mehr Fokus auf Möbel.

medianet: War es schwer, einen neuen Markennamen zu etablieren?
Szimeiszter: Anfangs wurde der Name schnell von einer breiten Kundengruppe erkannt, danach verlangsamte sich der Bekanntheitszuwachs. Wir haben deshalb vor zwei Jahren stark in TV-Werbung investiert.

medianet: Auf welche Meilensteine in den letzten 25 Jahren können Sie zurückblicken?
Szimeiszter: Die erste Filiale eröffnete 2000 in Vöcklabruck, noch im Gründungsjahr kamen zehn weitere dazu. Drei Kolleginnen und Kollegen aus dem ersten Jahr sind heute noch dabei – viele weitere seit über zehn Jahren. Die Fusion der beiden Organisationen war dann sicher der bedeutendste Einschnitt.

medianet: Welche Ziele verfolgt Jysk in den nächsten Jahren?
Szimeiszter: Unsere Strategie wird alle drei Jahre neu entwickelt – aktuell läuft die Vorbereitung für die nächste Phase ab September 2025. Nach einer intensiven Expansionsphase, in der wir unsere Präsenz deutlich ausgebaut haben, fokussieren wir uns nun stärker auf Konsolidierung, Digitalisierung und Effizienz. Länder wie die Türkei und Marokko stehen dabei noch am Anfang. In Deutschland und Österreich arbeiten wir an der weiteren Systemintegration und Harmonisierung. Die Einführung eines neuen, maßgeschneiderten IT-Systems für ‚Unified Com­merce‘ ist ein zentrales Projekt.

medianet: Wie entwickelt sich Jysk in Österreich aktuell?
Szimeiszter: Wir verzeichnen heuer ein Umsatzwachstum von über zwölf Prozent. Unser Umsatz liegt bei rund 140 Millionen Euro – im Vergleich zu Ikea oder Lutz sind wir damit kleiner, aber in Ländern wie Ungarn oder Griechenland sind wir bereits eine klare Nummer zwei hinter Ikea. Das ist auch in Österreich unser Ziel.

medianet: Wo sehen Sie hierzulande derzeit die besten Wachstumschancen?
Szimeiszter: Der österreichische Markt war mit Anbietern wie kika lange überbesetzt. Deren Rückzug bietet Chancen für andere. Unser Modell unterscheidet sich dabei klar vom klassischen Möbelhaus: Wir setzen auf kleinere Flächen und effizientere Logistiklösungen. Drei neue, in dem Fall größere Stores haben wir 2024 bereits eröffnet. Parallel prüfen wir Konzepte wie Direktlieferung oder Abholstationen.

medianet: Gibt es eigene Marketingstrategien für Österreich?
Szimeiszter: Österreich ist konservativ – der klassische Prospekt spielt nach wie vor eine Rolle. Aber durch steigende Druck- und Vertriebskosten sowie neue rechtliche Anforderungen wie die Omnibus-Richtlinie setzen wir zunehmend auf digitale Kanäle, Radio und flexiblere Werbeformen. Künftig wird es nur noch alle zwei Wochen Prospekte geben.

medianet: Planen Sie ein Kundenbindungsprogramm?
Szimeiszter: Ja, wir entwickeln ein Treueprogramm – kein Multipartner-Programm. In Österreich wird es 2025 als Pilotmarkt starten. Aufgrund der geringen Kaufhäufigkeit in unserer Branche ist klassische Kundenbindung eine Herausforderung. Dennoch haben wir auch Alltagsprodukte im Sortiment, die für mehr Frequenz sorgen.

medianet: Woher stammen Ihre Produkte?
Szimeiszter: Rund 50 Prozent kommen aus Fernost, der Rest aus Europa. Möbel und Matratzen stammen großteils aus Europa, darunter auch aus Österreich, ein Beispiel ist die Marke Optimo.

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