••• Von Paul Hafner
WIEN. „Wir gleiten etwas flacher und gleichmäßiger”, fasst Propak-Verbandsobmann Georg Dieter Fischer die Situation der Papier- und Kartonindustrie in den vergangenen zwei Jahre mit Blick auf die Hochs und Tiefs der Zeit zusammen. Mit einer Produktionssteigerung von 6,7% und einem wertmäßigen Zuwachs von 8,3% – zusammen bringen es die 85 Unternehmen damit auf einen Umsatz von 2,6 Mrd. € – hat sich der Industriezweig abermals als krisenrobust erwiesen und ein Wachstumsplus deutlich über jenem des BIP (+4,5% real) eingefahren. Im Vergleich zur gesamten Industrie (ohne Energie), die es auf ein Plus von fast 17% bringt, habe man „nicht die großen Ausschläge, was auch eine Charakteristik unserer Branche ist und zu ihrer Attraktivität beiträgt”, wie Fischer im Rahmen der Jahrespressekonferenz im APA-Pressezentrum argumentiert. „Die Propak war, ist und wird in einer Hausse nie zum großen Krisengewinner – aber umgekehrt auch in der Baisse, in einer substanziellen Abschwungphase, nie zum großen Krisenverlierer.”
Trotzdem gelte auch für eine vage Einschätzung der zukünftigen Entwicklung: „Wir stochern im Nebel herum, da geht es uns wie allen anderen Branchen auch. Wir leben in einer Phase der multiplen Krisen – und damit auch Herausforderungen: Pandemie, Krieg, Lieferkettenproblematik und die daraus resultierenden Verwerfungen, die sich in unserer exorbitanten Inflationsrate manifestieren.” In Erwartung eines „Dämpfers beim Ergebnis” sollten die Propak-Unternehmen 2022 jedoch „weiterhin auf Kurs Richtung BIP-plus bleiben”, so Fischer, der jedenfalls nicht davon ausgeht, „dass der Sektor in die Rezession rutschen wird”.
Enormer Kostendruck
Dem verarbeitenden Zweig würden derzeit vor allem die hohen Stromkosten Probleme bereiten, erläutert Andreas Blaschke, Propak-Obmann-Stellvertreter und Geschäftsführer von Mayr-Melnhof-Packaging, Europas größtem Faltschachtelproduzenten. Dass man von Gas direkt nicht abhängig sei, mache es für die Industrie jedoch „nicht leichter, da sich im Zuge der Kostenexplosion ein Gutteil der Vorprodukte verteuert” habe. Allgemein kämpfe man mit dem Problem, dass viele Vormaterialien – „Vormaterial, Karton, Rohpapier, andere Papiere, aber auch Farben, Lacken, Klebstoff, Druckplatten aus Aluminium” – nur schwer verfügbar seien, beklagt Blaschke. Die Schwierigkeit sei folglich, „das Ding zu bekommen” und die Kosten zu schultern bzw. an den Markt weiterzugeben.
Dass Karton „plötzlich so ein knappes Gut” geworden sei, erkläre sich aus einer „Multitude an zusammenspielenden Faktoren”: Ein gewisser Anteil sei immer von Übersee gekommen, der durch den Ausfall von Importen nach Europa (infolge „massiv gestiegener Containerpreise”) deutlich zurückgegangen sei; dazu komme, dass einige der Papier herstellenden Fabriken ihren Betrieb eingestellt hätten („nicht in Österreich, aber in Deutschland und anderen Ländern”), und schließlich die schwierige Planbarkeit, auch seitens der Lebensmittelhersteller, die etwa während der Lockdowns viele Getränke im Sixpack und anschließend wieder deutlich weniger verkauft hätten. Blaschke: „All das zusammen macht unser Geschäft sehr herausfordernd – und man muss an dieser Stelle auch einmal allen Beteiligten, von den Mitarbeitern bis zur Geschäftsführung der einzelnen Betriebe, ein großes Lob aussprechen, dass es bis dato gut gelungen ist, die Versorgung sicherzustellen.”
Facharbeitermangel
Ein Einbruch in der Beschäftigungssituation der Branche ist ausgeblieben, erklärt Marko Bill Schuster, COO von Mondi Functional Paper and Films und ebenfalls als Obmann-Stellvertreter im Leitungsteam des WKÖ-Fachverbands. Im Gegenteil: „Die Beschäftigtenzahl unserer Branche ist auf 8.900 Mitarbeiter angewachsen, ein Plus von ca 2,1 Prozent. Das zeigt, dass wir krisenfest sind und das Wachstum abfedern können.” Die Suche nach Facharbeitern sei allerdings schwierig geworden: „Österreich hat nicht genügend Facharbeiterinnen und Facharbeiter, viele Unternehmen berichten von Schwierigkeiten bei der Nachbesetzung.” Darum biete man als Branche interne und externe Ausbildungswege an und forciere ein „attraktives Lehrlingskonzept für Unternehmen von klein bis groß”.
Eine tragende Rolle komme dem zweiten Bildungsweg zu – so könne man etwa auch ein von der Propak initiiertes Studium Verpackungstechnologie an der FH Campus Wien absolvieren.