Die neue Steuertransparenz verursacht hohe Kosten
RSM
Stefan Walter
ADVISORY Redaktion 07.06.2016

Die neue Steuertransparenz verursacht hohe Kosten

Studie legt Auswirkungen des BEPS (Base Erosion and Profit Shifting)-Aktionsplans auf die mittelständischen Unternehmen offen.

WIEN/LONDON. Multinationale Firmen sollen künftig detaillierte Angaben über ihr grenzüberschreitendes Geschäft machen, sieht ein Aktionsplan der OECD (Base Erosion and Profit Shifting/BEPS) vor. Der Aktionsplan hätte auch große Auswirkungen auf den in Österreich besonders ausgeprägten unternehmerischen Mittelstand: Eine internationale Studie unter Führungskräften und Finanzexperten zeigt, dass die Unternehmen unter anderem mit erhöhten Kosten für Steuern und Compliance rechnen. Trotz der erwarteten Kosten und erheblichen Unsicherheiten unterstützt die große Mehrheit aller Unternehmen die Schaffung eines globalen Steuerstandards. Ziel ist es vor allem, fairere Wettbewerbsbedingungen zu schaffen. Die unabhängige Studie, die weltweit 494 Unternehmen befragt hat, wurde von RSM, dem sechstgrößten Netzwerk unabhängiger Wirtschaftsprüfungs-, Steuerberatungs- und Consultingunternehmen, in Auftrag gegeben. Sie zeigt auch, dass die Pläne der OECD mittelständische Unternehmen genauso stark beeinflussen werden wie multinationale Konzerne.

Mittelstand rechnet mit erhöhten Kosten und Umstrukturierungen
Ziel der Regeln der OECD ist es, vor allem große multinationale Unternehmen daran zu hindern, von Unterschieden in nationalen Steuergesetzten zu profitieren und ihren effektiven Steuersatz zu senken. Das soll gleiche Wettbewerbsbedingungen für alle schaffen. Dennoch werden die Änderungen auch kleine und mittlere Unternehmen betreffen, die mit erhöhten Kosten für die Anpassung und Steuern rechnen. 72% der international agierenden Mittelstandsunternehmen (mit Umsätzen von 50 Mio. - eine Mrd. USD) erwarten durch die BEPS-Empfehlungen erhöhte Steuerzahlungen und erhebliche Kosten für die Umsetzung der Standards. Zudem äußern die Unternehmen auch Unsicherheit im Zusammenhang mit den Neuerungen.

Rob Mander, Leiter der Global Tax Leadership Group bei RSM: „Die Anpassung an die internationalen Regeln stellt vor allem für kleine und mittlere Unternehmen eine Herausforderung dar. Auf Grund ihrer kleinen Teams und geringerer Erfahrung im internationalen Steuerwesen ist es wenig überraschend, dass drei Viertel der Befragten davon ausgehen, dass sie ihre Unternehmensstruktur ändern müssen, um dem neuen Gesetz gerecht zu werden. Auch wenn kleinere Unternehmen nicht von den Offenlegungspflichten betroffen sind, müssen sie sich an die internationalen Steueränderungen anpassen, die alle Unternehmen betreffen.“ Zu den Klienten von RSM Austria gehören österreichische Gesellschaften, internationale Konzerne und eigentümergeführte Familienunternehmen.

Stefan Walter, Managing Partner bei RSM Austria: „Durch das neue Verrechnungspreisdokumentationsgesetz werden Unternehmen mit Umsätzen über 50 Millionen, aber auch schon ab fünf Millionen Provisionserlösen mit umfangreichen Dokumentationsverpflichtungen konfrontiert. Dies wird auch bei diesen Unternehmen zu erheblichen Mehraufwendungen führen.“

Wer trägt die Kosten?
41% der mittelständischen Unternehmen erwarten einen Anstieg ihrer Steuerbelastung von bis zu 10%, während 31% davon ausgehen, dass ihr effektiver Steuersatz mehr als 10% steigen wird. Fast zwei Drittel (65%) erwarten eine Kostensteigerung von über 10% für Compliance. 54% der Befragten gehen davon aus, dass die Unternehmen selbst für die Zusatzkosten aufkommen müssen. Auf die Frage, in welchem Ausmaß sie die Kosten an Endkunden weitergeben würden, gaben kleine Unternehmen 68% an. Bei mittelständischen Unternehmen liegt dieser Wert bei ca. einem Drittel (34%), bei großen Unternehmen am niedrigsten bei 29%.  

Rund drei Viertel der Befragten Mittelständler berichten von erheblichen Unsicherheiten, die mit den neuen Regeln einhergehen. Doch trotz der erhöhten Kosten und Unsicherheiten, spricht sich die Mehrheit aller befragten Unternehmen für die Empfehlungen zum BEPS aus. Mehr als zwei Drittel (69%) sind der Meinung, dass globale Steuerstandards notwendig sind. Einfachheit und der unternehmerische Nutzen sind dabei für die Befragten die wichtigsten Punkte für eine innerbetriebliche Umsetzung.  

Aktionsplan erfordert Handlungsbedarf vonseiten der Regierungen
Die meisten Unternehmen sehen im Aktionsplan BEPS mehr einen „work in progress“ als die finale Lösung. Die Regierungen müssen sicherstellen, dass die anfangs definierten Ziele der Empfehlungen auch wirklich erreicht werden. 61% der Befragten Unternehmen waren der Meinung, dass der Aktionsplan die primären Ziele, insbesondere die Sicherstellung, dass Steuern dort gezahlt werden, wo Gewinne erzielt werden, nur geringfügig, wenig oder gar nicht erreicht hat. Gleiche Wettbewerbsbedingungen für alle Unternehmen sehen nur etwa ein Drittel (35%) der Befragten komplett oder zum Großteil erfüllt.
Die Empfehlungen der OECD sollen zukünftig in den jeweiligen nationalen Jurisdiktionen umgesetzt werden. In Österreich herrscht bereits Commitment gegenüber den BEPS-Plänen der OECD. Zumindest eine teilweise Umsetzung ist im innerstaatlichen Recht sowie in bilateralen Verträgen wahrscheinlich. Dennoch ist derzeit nicht klar einzuschätzen, inwieweit und wann es zur tatsächlichen Umsetzung kommt. (red)

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