Endlich einmal ein Gesetz, das allen wirklich zusagt
ADVISORY 17.04.2015

Endlich einmal ein Gesetz, das allen wirklich zusagt

Start-up-Unterstützung Neues Gesetz unterstützt innovative Ideen und macht den Standort Österreich attraktiver

Das Alternativfinanzierungsgesetz mit Schwerpunkt auf Crowdfunding findet einfach keine Gegner.

Wien. Vorab die Fakten: Vor wenigen Tagen haben der Wirtschaftsminister und „sein” Staatssekretär das neue Alternativfinanzierungsgesetz (AltFG) in die Begutachtung versandt. „Wir wollen Crowdfunding als sinnvolle Ergänzung zur klassischen Kreditfinanzierung etablieren und damit den Unternehmergeist im Land stärken”, sagt Reinhold Mitterlehner. „Die neuen Crowdfunding-Regeln sind ein mutiges, sehr kompetitives Modell, bei dem wir in Europa eine Vorreiterrolle einnehmen. Damit schaffen wir den Nährboden für nachhaltige Gründungen und zukünftige Arbeitsplätze.”

Die Details im Überblick

Gemäß dem neuen AltFG ist in Zukunft erst ab einem Emissionsvolumen von fünf Mio. € der volle Kapitalmarktprospekt notwendig. (Derzeit liegt die Grenze noch bei 250.000 €.) Für ein Emissionsvolumen zwischen 1,5 und fünf Mio. € ist in Zukunft nur noch ein vereinfachter Prospekt zu erstellen (Pros-pektpflicht light).Ein Investor kann pro Projekt bis zu 5.000 € im Jahr investieren. Diese 5.000 €-Grenze kann aber überschritten werden, wenn der Investor im Monat mehr als durchschnittlich 2.500 € netto verdient – dann kann das Zweifache des Monatsnettoeinkommens veranlagt werden. Oder es können 10% des Finanzanlagevermögens pro Inves-tor angelegt werden, wenn diese Summe höher als 5.000 € ist.Emittenten dürfen binnen sieben Jahren in Summe nicht mehr als fünf Mio. € – abzüglich der bereits an die Anleger zurückgezahlten Beträge – über das AltFG aufnehmen. Wird diese Schwelle überschritten, muss ein Kapitalmarktprospekt erstellt werden. Die Veranlagungen erfolgen beim emittierenden KMU selbst oder über Crowdfunding-Plattformen.„Mit dem neuen Alternativfinanzierungsgesetz wird einerseits neuer Zugang zu Kapital für Unternehmen, andererseits Rechts-sicherheit und der notwendige Anlegerschutz gewährleistet”, hofft Staatssekretär Harald Mahrer. Und wundersamerweise hat sich bis dato niemand gefunden, der den Regierungspolitikern widersprochen hätte. „Natürlich muss man sich den juristischen Wortlaut noch im Detail ansehen”, hält sich der sonst durchaus kritische Bundesvorsitzende der Jungen Wirtschaft (JW), Herbert Rohrmair-Lewis, noch ein letztes Hintertürchen offen. Aber: „Eines steht jedoch schon fest: Der Vorschlag für das AltFG ist ein guter Start, um die Finanzierungsnotwendigkeiten der heimischen Jungunternehmer und Start-ups zu unterstützen. Doch noch ein banger Nachatz: „Wichtig ist allerdings, dass es im parlamentarischen Gesetzgebungsprozess nicht noch zu Verschlechterungen kommt.” Österreich habe damit tatsächlich die Chance, in Europa zum Best-Practice bei Crowdfunding und Crowdinvesting zu werden. „Damit unterstützen wir einerseits die eigenen Jungunternehmer und Start-ups.

Rahmenbedingungen? – Ok!

Andererseits können wir damit auch junge Ideen und Projekte aus dem Ausland anziehen”, hofft Rohrmair-Lewis. Die Junge Wirtschaft habe sich seit geraumer Zeit für bessere Rahmenbedingungen für alternative Finanzierungsfor-men eingesetzt. „Zahlreiche Vorschläge, die wir in unserem Advisory Board erarbeitet haben, finden sich im jetzigen Entwurf wieder. Das ist auch für uns als Jungunternehmervertretung ein wichtiger Erfolg.”

Die Praktiker sind zufrieden

Auch der Praxis-Test scheint vorerst bestanden. Die beiden Gründer und Geschäftsführer der größten österreichischen Crowdinvesting-Plattform Conda begrüßen den Entwurf der Regierung. „Wir freuen uns, dass Crowdfunding von nun an in Österreich gesetzlich verankert sein wird, stimmen der Einschätzung des Staatssekretärs zu, dass Start-ups und KMU von dem Gesetz profitieren werden, und unterstützen die Ambition der Regierung, Österreich zum Gründerland Nummer eins machen zu wollen”, sagt Daniel Horak.„Auch bei näherer Betrachtung erachten wir das Gesetz als großen Erfolg”, bestätigt Paul Pöltner. „Mit den neuen Rahmenbedingungen sehen wir den Markt weiter im Aufwind und können ­zuversichtlich in die Zukunft blicken.”conda.eu ist seit Anfang Dezem-ber 2014 als erste Crowdinvesting-Plattform im gesamten deutschsprachigen Raum tätig. Seit März 2013 wurden 15 Crowdinvesting-Projekte erfolgreich abgeschlossen, davon drei in Deutschland. Durch die Beteiligung von mehr als 1.500 Crowd-Investoren konnten bereits rund zwei Mio. € finanziert werden. Neben conda.eu sind in Österreich bereits weitere fünf Crowdinvesting-Plattformen tätig: www.crowdcapital.at, www.dasertragreich.at, www.greenrocket.com, www.regionalfunding.at sowie www.1000x1000.at.(pj)

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